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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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anzuziehen.
    «Willie …»
    «Ja, Prinzessin?»
    «Würdest du den jugoslawischen Wein von heute mittag als supernakulär bezeichnen?»
    «Na … kaum.» In der zunehmenden Dämmerung konnte sie sein Lächeln eben noch wahrnehmen. «Aber ich bin kein Weinkenner. Wie hat er denn dir geschmeckt?»
    Sie tat, als dächte sie nach. «Schwer zu sagen. In der Önologie bin ich nicht allzu bewandert.»
    Überrascht wandte er ihr das Gesicht zu, sagte aber dann wie nebenbei: «Das glaub ich dir.»
    Sie lachte und trat zum Kofferraum.
    Dann saßen sie im Dunkeln, aßen kaltes Fleisch aus der Dose und tranken aus der Wasserflasche, manchmal leise plaudernd und manchmal in schweigendem Einverständnis. Mit keinem Wort erwähnten sie Tarrant oder die mysteriösen Todesfälle und Morde, auch nicht die ins Meer geworfenen Plastikbehälter. Ebensowenig sprachen sie von dem, was hinter oder noch vor ihnen lag. Wie immer, bevor es losgehen sollte, sprachen sie nur von Alltäglichem. Zum Beispiel über den blaugläsernen ptolemäischen Löwenkopf, den Modesty bei Christies gekauft, über den Infrarot-Kocher, den sie in ihrer Küche installiert hatte, über das Störgerät, an dem Willie in seiner Werkstatt bastelte, über ein Theaterstück, ein Buch, eine Schallplatte …
    So wurde es Mitternacht.
    «Die Mechaniker können nichts finden», sagte Modesty eben. «Weng ärgert sich grün und gelb. Der kleine Anglia ist doch sein ganzer Stolz. Sie haben die Vergaserdüsen nachgesehen, die Benzinzufuhr, die Pumpe und die Zündanlage auseinandergenommen, aber es hat alles nichts genützt.»
    «Und was ist mit dem Starter?» grübelte Willie.
    «Alles in Ordnung, wenn der Motor warm ist. Aber wenn der Wagen längere Zeit steht, wirst du alt und grau, bevor der Motor anspringt.»
    «Aha!» Willie grinste.
    «Weißt du, woran es liegt?»
    «Wetten, Prinzessin? Das Ventil der Benzinzufuhr ist undicht – braucht vielleicht nur eine halbe Drehung.
    Wenn der Wagen steht, sickert das Benzin langsam aus, dann mußt du den Starter betätigen, bis die Kammer voll ist, bevor irgend etwas in die Zylinder kommt –»
    Er verstummte und griff nach einem der Messer unter seinem Hemd, während er angespannt lauschte.
    Jetzt hörte es auch Modesty. Irgend jemand kam leise zwischen den Bäumen links heran. Modesty griff gar nicht erst nach dem Colt in ihrem Gürtelhalfter. Falls der unsichtbare Schleicher wider Erwarten doch ein Fremder und Feind war, würde ihn Willie schon erledigen. Das Messer war geräuschlos, und er würde es so werfen, daß der Griff den Schädel träfe. Sie war schon Zeuge gewesen, wie Willie auf zwanzig Meter Distanz einen Mann auf diese Weise außer Gefecht gesetzt hatte.
    Das Geräusch der Schritte verstummte, und dann erklang ein leiser Signalpfiff, zwei Töne in Moll. Willie ließ das Messer los und erwiderte den Pfiff. Es war ein altes Erkennungssignal.
    Sie erhoben sich, als der Mann herankam und seine Umrisse in dem durch die Baumkronen dringenden Mondlicht deutlicher wurden. Er trug ein Fahrrad, die Längsstange über der Schulter. Als er den Wagen erblickte, lehnte er das Rad an einen Baumstamm und trat vollends zu den beiden.
    Er war etwa vierzig und trug einen groben, schlechtsitzenden Anzug. Sein rechter Arm endete am Ellbogen, der leere Jackenärmel war umgeschlagen und mit einer Sicherheitsnadel angeheftet.
    Als er näher kam, erkannte Modesty sein verwittertes Gesicht, ein hartes, kantiges Gesicht, dem man seine Gefährlichkeit noch ansah, obwohl die Jahre es ruhiger gemacht hatten. «Nedič», sagte sie. «Schön, daß du da bist.»
    «Mam’selle.» Er neigte höflich den Kopf. Das eine Wort erinnerte sie an vergangene Zeiten, an die Zeiten des ‹
Netzes
›, da all die Männer, die in ihrem Dienst gestanden waren, einfach «Mam’selle» zu ihr gesagt hatten.
    Nedič nickte Willie freundschaftlich zu. «
Ça va, Willie?
»
    «
Ça va, mon petit pote

    «Was macht der Weinberg?» fragte Modesty.
    «Alles bestens, Mam’selle.»
    Vor vier Jahren war Nedič in einer der wenigen nicht auf Profit gestellten Aktionen des ‹
Netzes
› verwundet worden. Sie hatten damals eine Rauschgifthändlerbande in Marokko zerschlagen, und Nedič hatte dabei den Unterarm verloren. Als er soweit hergestellt war, hatte ihn Modesty in seine Heimat zurückgeschickt, ihm den kleinen Weinberg gekauft, den er sich gewünscht hatte, und seinen Namen zu den sieben anderen Invaliden auf die Liste derer gesetzt, die aus einem gleichzeitig

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