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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Sonne ist untergegangen, in einer halben Stunde ist es dunkel. Ich denke nicht daran, weitere drei Stunden auf dieser Straße zurückzufahren. Schau gefälligst, ob es hier ein Hotel mit WC und Dusche gibt.»
    «Nix Dusche. Nix Hotel», sagte der grauhaarige Jugoslawe. «Großartig!» Das Weib lehnte sich im Sitz zurück, zog die Puderdose heraus und begann sich schnell und wütend die Wangen zu betupfen.
    «Vielleicht gibt uns einer von den Leuten ein Zimmer für die Nacht, Janey», meinte der Mann unsicher.
    «Ein Zimmer?» Die Puderdose schnappte zu. «Du hältst das vielleicht für übertrieben, aber ich will zumindest wissen, was für Viehzeug wir im Bett haben.
    Möchtest du jetzt einsteigen und fahren, Chuck.»
    «Aber du hast doch gesagt –»
    «Ich
weiß
. Aber wenn wir nicht zurückfahren, übernachten wir hier. Und lieber schlafe ich im Wagen.
    Möchtest du jetzt
bitte
einsteigen und fahren.»
    «Aber gewiß.» Der Amerikaner drückte dem englischsprechenden Dorfbewohner einen Geldschein in die Hand und setzte sich hinter das Lenkrad. Der Chevrolet rollte zurück, wendete und fuhr die Straße zurück; eine Staubwolke bezeichnete seine Spur.
    Modesty Blaise nahm die Sonnenbrille ab und sagte:
    «Noch acht Kilometer. Inzwischen wird es dunkel.
    Keine Scheinwerfer, bitte.»
    Willie Garvin nickte. «Glaubst du, daß Nedič kommen wird?»
    «Sehr wahrscheinlich. Er wohnt ja nur vierzig Kilometer von hier und muß unsere Nachricht von heute früh schon haben.»
    «Unser Glück, daß er sich hier auskennt.»
    «Wir wären auch ohne ihn zurechtgekommen, aber so ist es natürlich leichter.»
    Der letzte Widerschein des Sonnenlichts war im Schwinden, als Willie den Wagen vorsichtig von der Straße bugsierte und auf einem kurvenreichen Weg unter eine Baumgruppe fuhr. Er hielt an und stellte den Motor ab, zog die Handbremse, stieg aus und ging dann zur Straße zurück, um alle Spuren zu beseitigen.
    Als er wieder zum Wagen kam, war Modesty gerade mit dem Abschminken beschäftigt. Sie hatte ihr Kopftuch mit dem Kranz gebleichter Haare abgenommen und sich der langärmligen Bluse entledigt, die ihre jugendlich kräftigen Arme und Schultern verborgen hatte.
    Willie schloß den Gepäckraum auf und zog einen Koffer hervor. Während er ihn öffnete, streifte Modesty Hemd und Büstenhalter sowie Strümpfe und Hose ab. Wie Willies Kleidung trug auch die ihre ausnahmslos amerikanische Firmenzeichen. In unbefangener Nacktheit stand sie nun im Dämmer der Baumkronen. Ihr Körper war von gleichmäßig goldener Bräune.
    Willie reichte ihr eine der Strumpfhosen, die sie zu tragen pflegte, und musterte sie mit bewunderndem Blick, doch ohne jedes Begehren. Er kannte ihren Körper gut genug und prüfte nur ihre Kondition im Hinblick auf das, was da kommen mochte. Es war jener automatisch taxierende Blick, den sie seit langem gewohnt war, ebenso wie das zustimmende Nicken, das ihm folgte. Sie zog die Strumpfhose über und befestigte sie an dem schwarzen Büstenhalter, den Willie ihr reichte. Dann kamen die Slacks und das langärmelige Hemd, diesmal nicht schwarz wie gewöhnlich, sondern zur Tarnung graugrün gesprenkelt. Dann ließ Modesty sich seitlich auf den Vordersitz nieder und zog die langen, kalbsledernen Kampfstiefel an.
    Inzwischen hatte auch Willie sich ausgezogen. Jetzt streifte er die enganliegenden Shorts mit dem leichten Plastikschlagschutz über, dann zog er die lederne Schutzweste an, die auf der linken Brustseite zwei übereinandersteckende Messer enthielt. Jetzt war es Modesty, die automatisch seinen geschmeidigen, muskulösen Körper prüfte, eher aus Bewunderung als aus Notwendigkeit. Sie wußte, daß sie sich jederzeit auf die Fähigkeiten dieses Körpers verlassen konnte.
    Flüchtig dachte sie daran, wie sie Willie Garvin aufgegabelt und auf merkwürdige Art einen neuen Menschen aus ihm gemacht hatte. Nein – eigentlich hatte er das selbst gemacht, wenn auch ihretwegen. Sie wußte nicht genau warum, denn sie hatte sich nur auf ihr Gefühl verlassen und ihm ihr Vertrauen geschenkt. Die Ursachen waren ja auch gleichgültig. Nachdem sie jahrelang alle Kämpfe allein bestanden hatte, war da plötzlich jemand aufgetaucht, der fähig und willens war, ihr beizustehen. Willie Garvin stand ihr nun seit Jahren zur Seite, so sicher und verläßlich, als wäre er ein Teil ihrer selbst.
    Auch er trug nun Hemd und Slacks, in der gleichen graugrünen Tarnfärbe, und setzte sich jetzt neben sie, um seine Schuhe

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