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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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gegen das Herz streckte. Eben da geschah es, daß sie sich im letzten Augenblick in Koordination zu dem Stoß leicht zur Seite wandte und seine Degenspitze im oberen Teil ihres Schwertarms zehn Zentimeter unterhalb der Schulter empfing.
    Der Stahl traf auf Knochen, und die Klinge hob sich in einem aufwärts gerichteten Bogen. Sie beugte sich dem Stoß entgegen, duckte sich, brachte die linke Schulter ein wenig herum, während ihr der Degen aus der rechten Hand fiel. Dieses eine Mal führte Wenczel sein übliches rasches und makelloses Zurückweichen in Auslagestellung nicht aus. Er hielt den Stoß, starrte, und in seinen Augen glühte neuer Haß auf, als ihm klar wurde, daß sein klassischer Hieb das Ziel verfehlt hatte, daß sie nur verwundet und entwaffnet war und daß der Schluß nur noch reine Metzgerarbeit sein würde.
    Er starrte noch immer, als sie den Knauf ihres fallenden Degens mit der linken Hand auffing und die Klinge vorwärts trieb in einem nach oben gerichteten Winkel, so daß die Spitze oberhalb des hohen Kragens der Stahlweste unter dem Kinn eindrang und ins Gehirn fuhr.
    Noch immer im Vorstoß ausgestreckt, fiel Wenczel zur Seite. Seine um den Degen gekrampfte Hand zerrte die Klingenspitze aus ihrer Schulter, und sein Sturz entriß ihren eigenen, tief eingedrungenen Degen ihrem Griff. Seine Beine zuckten in einem einzigen heftigen Krampf, dann lag er still.
    Das einzige Geräusch war das Flüstern des vom Wind über den Boden der Arena getriebenen Sandes.
    Die ganze Szene wurde in ihrer grotesken Unwirklichkeit zu einem schweigenden Bild.
    Dinah spürte, wie Steve Collier neben ihr zitterte, sie hörte das Stöhnen eines lang anhaltenden Luftholens in seiner Kehle.
    Willies Stimme flüsterte jubelnd: «Es ist vorbei, Schatz. Sie mußte einen Hieb in den Arm hinnehmen. Aber sie hat den Bastard umgelegt!»
    Auf dem Podium begann Delicata zu wackeln, dann lachte er unterdrückt, und schließlich warf er den Kopf zu einem brüllenden Gelächter zurück. Seine Heiterkeit war vollkommen echt.
    Gabriel richtete seine eidechsenhaften Augen auf ihn und fragte böse: «Es ist wohl komisch, Wenczel zu verlieren, wie, Sie Narr?»
    Delicatas Gesicht war voller Lachfalten, und als er sprach, war er noch immer ein bißchen atemlos. «Warum nicht? Oh, welch epische Überraschung! Solche Augenblicke sind wahrhaftig die Würze des Lebens, Gabriel!»
    «Wenczel ist tot!»
    «Sie sind ein kluger Beobachter. Er war eben nicht gut genug, nicht wahr? Ach, du liebe Zeit – wie demütigend für ihn.» Delicata hörte auf zu schnaufen und betrachtete Gabriel mit einem seltsamen Ausdruck. «Wenn ich es recht bedenke, habe ich eigentlich kaum das Gefühl eines Verlusts. Major Wenczels Wert für uns nahm doch ab, je weiter unser Projekt fortschritt. Ich hatte keine weitere Verwendung für ihn – Sie vielleicht?»
    Gabriel wandte den Kopf zur Arena. «Na schön», sagte er langsam. «Und was wird mit der Blaise?»
    Sie stand da und umklammerte mit der Hand die Wunde an ihrem Oberarm, während sie auf Wenczel herunterschaute. Die Wunde war tief, aber klein und blutete nicht stark. Sie schwankte ein wenig wie in Reaktion, und ihre Ohren strengten sich an, Delicatas Antwort zu verstehen. Seine Stimme war in dem Schweigen deutlich zu hören.
    «Ach, richtig, Miss Blaise. Wir müssen neu über sie nachdenken, nicht wahr? Aber wir wollen einen zweiten Höhepunkt dieses großartigen Dramas vermeiden.
    Morgen ist auch noch ein Tag. Nehmen wir mal an, wir binden sie an einen schnellfahrenden Land Rover, hm? Das ist natürlich nur ein Vorschlag …» Seine Stimme tönte weiter. Modesty wandte sich um und begann zu der Stelle zurückzugehen, wo sie ihre Sachen hingelegt hatte. Sie zog die Füße nach und taumelte ein wenig. McWhirter sprang hastig vom Podium und bewegte sich hüpfenden Schrittes auf sie zu.
    Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck gieriger Vorfreude.
    Steve Collier machte Anstalten, aufzustehen. Willie langte herüber, packte seinen Arm in stählernem Griff und zog ihn herunter.
    Collier sagte wild: «Lassen Sie mich zu ihr, verdammt – sie ist doch verletzt!»
    Willies Griff lockerte sich nicht. Ohne die Lippen zu bewegen, sagte er flüsternd: «Seien Sie still. Darum hat sie es doch gemacht!»
    Schlaff ließ Collier sich wieder auf den Sitz fallen.
    Sein Verstand befand sich in einem Chaos, und er überlegte, ob er verrückt geworden war. Irgend etwas geschah, das er nicht begriff. Oder es würde erst etwas geschehen. Und

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