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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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plötzlich ausdruckslos, und er las die ganze Seite noch einmal durch. Endlich schaute er auf und sagte leise: «Da schau an! Das dritte Mal, daß ich für Presteign arbeite. Hab bestimmt nicht auf ’ne goldne Uhr gerechnet. Hätte aber auch nicht gedacht, daß er mir ’ne Himmelfahrt verschreiben würde.»
    «Wir nehmen an», sagte Modesty, «daß diese Sache zu wichtig ist, als daß er irgendwelche Zeugen übriglassen könnte. Selbst Sie nicht, Skeet.»
    «Ich hau einfach ab.» Er reichte ihr das Notizbuch zurück.
    «Sie haben soeben einen neuen Job gefunden. Sie fliegen uns heraus, Skeet. Für 20000 Dollar.»
    Er überlegte und biß sich auf der Unterlippe herum.
    «Zu riskant, Madam. Ich weiß es bestimmt zu schätzen, daß Sie mir eine Stelle anbieten, aber ich habe es nie gemocht, meinen Dank auf die harte Weise zu zeigen. Ich glaube, ich haue morgen einfach ab und komme nicht mehr zurück.»
    Sie schüttelte den Kopf. «In zwei Stunden brechen wir aus. Es ist alles vorbereitet und wird keinen Lärm machen. 20000 Dollar, Skeet, wenn Sie auf meiner Seite sind. Wenn nicht, machen wir hier und jetzt Schluß mit Ihnen. Willie kann die Cessna bedienen.»
    Skeet Lowry seufzte. Dann sagte er: «Sie wird nicht fliegen, Madam. Delicata hat die Zündkerzen in Verwahrung.»
    «So ist es.» Modesty inhalierte den Rauch ihrer Zigarette. «Und Sie tragen einen zweiten Satz Zündkerzen in Ihrem Handgepäck bei sich, Skeet. Dazu einen Zündkerzenschlüssel. Sie würden lieber ein Auge hergeben als jemand anderem die Kontrolle über Ihr Flugzeug überlassen – sei es in der Luft oder am Boden.» Zu Colliers Überraschung zuckte ein Lächeln um Skeet Lowrys Lippen. Geraume Zeit schaute er Modesty nur an und sagte dann schließlich: «Es scheint, Sie kennen mich zu gut.»
    «So scheint es. Also abgemacht?»
    «Abgemacht, Madam.»
    Collier spürte, wie eine plötzliche warme Welle der Erleichterung sich in ihm ausbreitete. Er begriff, daß die letzten Worte dieses seltsamen Mannes einen Verrat jenseits alles Denkbaren gerückt hatten. Skeet Lowrys Loyalität gehörte jetzt ausgesprochen Modesty. Sie war es, die bezahlte.
    Der Amerikaner stieß eine lange, fedrige Rauchwolke aus und blickte sich in dem Gemeinschaftsraum um.
    Collier hatte den Eindruck, daß er gerade eine Frage stellen wollte, als Modesty eilig aufstand, lockernd ihre Schulter bewegte und sagte: «Da sind noch ein oder zwei Falten auszubügeln, Skeet. Gehen Sie ein bißchen auf und ab mit mir. Ich möchte nicht steif werden.»
    «Wird gemacht, Madam.» Langsam schlenderte er mit ihr zur Tür hin.
    «Gut so», sagte Willie. «Und jetzt wollen wir eine Zielscheibe errichten. Wir können ein Bett aufrechtstellen und ein Bündel zusammengefalteter Decken an die Federn binden. Auf mit Ihnen, alter Freund.»
    Collier stand auf. «Eine Zielscheibe?» Er konnte sich nicht vorstellen, was Willie meinte. «Eine weiche Zielscheibe. Sie muß die Pfeile ausprobieren für den Fall, daß die Leitflossen noch getrimmt werden müssen, und sie will keinen davon zerbrechen.»
    Es war zehn Minuten nach Mitternacht, als Modesty Blaise aus dem Aquädukt in die frostige Kühle der Wüste auftauchte. Sie hatte ihren Weg in gemächlichem Tempo zurückgelegt – zum Teil wegen ihres verwundeten Armes und zum Teil deshalb, weil sie den Bogen und die Pfeile vor sich hatte herschieben müssen. In ihrer Tasche steckte ein Kongo, den Willie ihr aus einem Stück Hartholz geformt hatte.
    Vorsichtig spannte sie den Bogen. Der Bogenkörper hatte einen flachen Querschnitt, wobei die äußere Seite etwas schmäler war als die Druckseite. Der Mittelpunkt des Griffs lag einen Zoll unter dem Mittelpunkt eines Bogens, was jenes Gleichgewicht schuf, das sie bevorzugte. Es war ein schönes Stück Handarbeit, genau wie die beiden Pfeile. Sie bewunderte es, daß nur an einem davon eine abschließende Berichtigung notwendig geworden war, als sie sie im Gemeinschaftsraum ausprobiert hatte. Mit so groben Werkzeugen und Materialien war das selbst für Willie Garvin eine beachtliche Leistung.
    Der Test mit Pfeil und Bogen war zugleich ein Test für ihren verwundeten Arm gewesen. Es schmerzte, wenn der Muskel zusammengezogen wurde, aber es war noch immer ausreichend Kraft vorhanden.
    Der Mond goß ein bleiches Licht über den flachen, steinigen Boden, als sie sich um die Felswand herumbewegte. Eine Weile lag sie im Schatten des Berges und beobachtete die Start- und Landebahn, wo die Cessna stand. Sie hatte eine

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