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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Gegenstand ihr im Wege war.
    Diese Fähigkeit hatte Willie fasziniert. Während er sie jetzt beobachtete, wie sie in die Küche ging, empfand er plötzlich aufwallendes Mitleid. Sich vorzustellen, daß man für immer in Dunkelheit leben müßte, war so unmöglich, wie wenn man versuchte, sich die nach Lichtjahren zählenden Entfernungen in der Astronomie begreiflich zu machen. Er schloß die Augen und versuchte zu denken, daß er nie mehr imstande sein würde, sie wieder zu öffnen.
    Er konnte sie in der Küche den Kühlschrank öffnen und einen Topf auf den Herd stellen hören. Sie hantierte immer geschickt und sicher, solange sich alles an seinem Platz befand, und er gab sich große Mühe, dafür zu sorgen.
    «Warum haben Sie aufgehört?» rief sie von der Küche her. «Während der letzten Stunde haben Sie doch irgend etwas gefeilt.»
    «Hab bloß ein bißchen nachgedacht», sagte er und öffnete die Augen, um den schmutzigen Perlmuttbrocken in seiner Hand zu betrachten. «Sie haben wirklich Ohren wie Radarschirme.»
    «So groß?»
    «Irgendwie haben Sie sie auf Miniaturgröße gebracht.» Er blinzelte ein paarmal und ließ seinen Blick über den Tisch gleiten. Da lagen einige Goldschmiedfeilen, flach und dreieckig, rauh und fein, ein Stanley-Messer, Schmirgelpapier, Rubinpulver, ein Stück Sämischleder und eine Zeiss-Linse. Er nahm das Messer auf und begann wieder mit dem behutsamen Schaben, um dem Stück Perlmutt eine sphärische Form zu geben. Dinah kam mit zwei Tassen Kaffee herein. Sie stellte sie auf dem Tisch ab und setzte sich in den ihm gegenüberstehenden Sessel.
    «Danke, Mädchen.»
    «Was schaben Sie da, Willie?»
    «Eine Perle. Nein, eigentlich ist es keine Perle, sondern eine blasenartige Mißbildung. Zum Üben aber durchaus geeignet.»
    «Zum Üben worin?»
    «Nun, die meisten Perlen brauchen einen Schönheitsspezialisten, ob sie nun rund, tropfenförmig oder barock sind. Oft haben sie irgendwo eine kleine Vertiefung oder einen Höcker, möglicherweise auch einen Farbfehler. Eine Perle gleicht mit ihren vielen Schichten einer Zwiebel. Sie können manchmal eine armselige 45-Gran-Perle nehmen und sie abschleifen, bis Sie eine Perle von 30 Gran erhalten, die eine kleine Schönheit darstellt. Aber es ist eine riskante Sache.
    Wenn man abrutscht, kann man mit tausend Eiern begonnen haben und am Ende nur mit einem Häufchen Kreidestaub dasitzen.»
    Sie kicherte. «Sagen Sie das noch mal: tausend Eier.»
    «Warum?»
    «Das ist so drollig. Eier bedeuten Pfund Sterling, nicht wahr?»
    «Hm. Aber ich sage nicht noch einmal tausend Eier, wenn es sich komisch anhört.»
    «Na schön.» Sie nippte an ihrem Kaffee. «Lieben Sie Perlen, Willie?»
    «Mehr als Edelsteine. Sie haben etwas Gewisses an sich. Etwas Lebendiges.»
    «Und Sie sammeln sie?»
    «Nur zum Zeitvertreib. Ich habe in Paloto nach zwei oder drei ganz speziellen Perlen gesucht. Hab Glück gehabt. Aber noch immer fehlt mir eine hübsche von 40 Gran.»
    Sie schwieg eine Weile und hörte zu, wie er arbeitete. Flüchtig überlegte sie, warum es ihr eigentlich nichts ausmachte, daß sie inzwischen offiziell als tot galt. Nur Willie Garvin und Modesty Blaise wußten, daß sie noch am Leben war. Und Luco, aber der würde schweigen. Und Gabriel.
    Gabriel war für sie eine fremde, unwirkliche, aber immer noch beängstigende Gestalt. Die Tatsache, daß Willie Garvin sich gegenüber Gabriel nicht auf das geringste Risiko einließ, enthielt eine tiefere Bedeutung, die ein bißchen furchterregend war. Sie stellte keine Überlegungen mehr darüber an, warum Gabriel sie haben wollte. Überraschend entdeckte sie jetzt einen Widerwillen in sich, darüber nachzudenken. Ihr Leben hatte sich plötzlich auf diese kleine Welt zusammengezogen, die aus dem Häuschen und Willie Garvin bestand, und für den Augenblick fühlte sie sich sonderbar zufrieden. Nach dem Schock, dem Entsetzen und dem Kummer war es eine Erleichterung, diese Atempause zu haben, in der die Zeit für eine Weile stillstand.
    Modesty Blaise würde kommen und sie nach London mitnehmen. Sie hatte sich damit einverstanden erklärt, weil Willie es für das beste hielt. Ihr eigener Paß war verlorengegangen. Aber Willie hatte ihr gesagt, sie soll sich darüber keine Sorgen machen.
    Sie hörte ihn seinen Stuhl rücken.
    «Zigarette?» fragte er.
    «Bitte.»
    Sie streckte die Hand aus, und er steckte ihr eine angezündete Zigarette zwischen die Finger. Dann nahm er sein Schaben wieder auf.
    «Ist Modesty Ihre

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