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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Himmel, ich liebe die englische Teezeit wirklich sehr. Brötchen, Butter, Marmelade und Honig, und dazu dieses leise Klirren des hauchdünnen Porzellans und der Teelöffel. Ich möchte wetten, man kann durch diese feinen Tassen buchstäblich hindurchschauen.»
    «Sie haben Qualität», pflichtete Collier ihr bei. Seit er mit Dinah zusammen war, hatte er sich dabei ertappt, wie er alles viel intensiver und mit größerer Wertschätzung betrachtete. Sechs Tage waren seit ihrer Rückkehr aus Panama vergangen. Die ersten drei Tage hatten sie in Modestys Penthouse verbracht, und Collier war die Aufgabe zugefallen, Dinah unter seine Fittiche zu nehmen. Modesty war ständig in nicht näher erklärten Angelegenheiten unterwegs gewesen und hatte eine Anzahl von Telefongesprächen zum Kontinent geführt. Willie Garvin war bereits nach 24 Stunden nach Europa weitergereist.
    So war es also er, Collier, gewesen, der Dinah Pilgrim in London herumgeführt und dabei gelernt hatte, mehr in Begriffen des Klangs und des Geruchs als in denen des bloßen Sehens zu denken. Sie liebte den Duft der Früchte und Gemüse im Covent Garden und das Gemisch fremdartiger Kochdünste im Bezirk Soho.
    Sie genoß den Fluß und die Parks und freute sich an einem Konzert, das sie eines Abends in der Festival Hall erlebten. Collier hatte ihr vorgelesen, Karten mit ihr gespielt und begonnen, sie Schach zu lehren.
    Die Übersiedlung nach Benildon hatte sie entzückt.
    Collier lächelte vor sich hin, als er daran dachte, wie sie neben einem Misthaufen gestanden und mit größter Befriedigung geschnüffelt hatte. Als er gelacht hatte, hatte sie sich bemüht, ihm die Welt der Gerüche zu erklären. Sie hatte ihn veranlaßt, die Augen zu schließen, und ihm gesagt, er solle einmal vergessen, was er von Misthaufen wisse, und dann den kräftigen, reichen Geruch ganz neu einatmen. Modesty hatte sie dabei angetroffen, und ihre verdutzte Miene hatte das ganze Experiment in Gelächter enden lassen.
    Für Collier war die Aufgabe, sich um Dinah zu kümmern, eher eine Quelle der Faszination als eine Last. Modesty hatte erklärt, daß es keinen Grund gab, sich Gabriels wegen Sorgen zu machen. Noch nicht. Das würde kommen, aber in der Zwischenzeit würden sie versuchen, seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen und zu klären, in welche Art von Unternehmen er eigentlich verwickelt war. Deshalb war Willie nach Europa gereist, um alte und vertrauenswürdige Kontaktleute hellhörig zu machen für Flüsterinformationen, die sich in der Unterwelt verbreiteten, während Modesty mit ihren Telefonaten ein weiter gespanntes Netz auswarf.
    Während er jetzt die an seiner Seite reitende Dinah betrachtete, die Strähne honigfarbenen Haares, die unter dem Kopftuch hervorgerutscht war, die Wangen, die unter der Sonnenbräune eine gesunde Röte zeigten, das Gesicht, das nun so viel jünger wirkte als bei ihrem ersten Zusammentreffen, war Collier ohne Skrupel froh, daß Modesty und Willie die Absicht hatten, Gabriel zu töten. Seine einzige Hemmung resultierte aus der Gewißheit, daß dies ein Vorhaben mit erschreckend hohem Risiko war.
    «Meinen Sie, daß er heute herkommen wird?» fragte Dinah, als sie den grasbewachsenen Pfad zu den Ställen hinaufritten.
    «Sicher», erwiderte Collier zuversichtlich. Er wußte, daß sie Willie meinte, wußte, daß Willie Garvin das einzige war, das für den Augenblick in Dinahs Welt noch fehlte. «Er ist gestern von Amsterdam zurückgekommen. Modesty sagte, daß er in
The Treadmill –
das ist sein Gasthaus – noch einiges zu erledigen hätte, aber jetzt wird er wohl bald hier sein.»
    «Fein. Ich vermisse ihn sehr. Verdammt! Das klang aber wirklich gemein. Ich würde Sie auch vermissen, wenn Sie nicht hier wären, Steve.»
    Collier grinste. «Zu spät. Gesagt ist gesagt.»
    «Spitzbube.» Sie schnitt ihm eine Grimasse. «Ich hörte einen Wagen, als wir am Übungsplatz vorbeiritten. Vielleicht war das Willie.»
    Vor den Ställen stiegen sie ab und überließen die Pferde einem Dorfbewohner aus Benildon, den Modesty als Reitknecht beschäftigte. Als sie zur Vorderfront des Landhauses herumgingen, sah Collier einen alten Drei-Liter-Rover auf dem Zufahrtsweg seitlich des kleinen Gartens parken. Der Wagen war staubig von der Fahrt auf dem meilenlangen Feldweg, der von der Hauptstraße wegführte.
    «Das ist nicht Willie», sagte er. «Es ist Tarrant.»
    «Tarrant?»
    «Sir Gerald Tarrant. Noch ein Freund von Modesty.»
    «Ein Sir! Ist er

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