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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Sagasta hatte einen Arzt herbeigerufen, und Modesty hatte ihn wieder weggeschickt. Sie hatte Steve Collier angerufen, und in seiner überwältigenden Erleichterung hatte Collier sie mit Flüchen bedacht.
    Sagasta benutzte das Zimmer vorübergehend als Polizeibüro. Er telefonierte eben und war sehr wütend. Er konnte amerikanische Gangster und ihre Methoden nicht ausstehen; ganz besonders waren ihm gangsterhafte Mordanschläge zuwider, die sich in seinem Bezirk ereigneten. Modesty zog die Binde fest, nahm Willie die Zigarette aus dem Mund, drückte ihm einen Kuß auf die Wange und steckte die Zigarette wieder an ihren Platz zurück. Das war etwas, das sie im Laufe all der Jahre nur zwei- oder dreimal getan hatte, und er wußte, daß es ein Gradmesser für ihre Erleichterung war. Sie hatte ihn tot geglaubt und entdeckt, daß sie sich geirrt hatte.
    Willie Garvin schloß die Augen und war sehr glücklich. Er war überzeugt gewesen, daß sie tot war. Er fragte sich, ob er sonst wohl imstande gewesen wäre, sich zu befreien. Der Gedanke, daß es eigentlich unnötig gewesen war, wirkte plötzlich belustigend. Das Bucheimer Schulterhalbhalfter war eine kleine Schönheit, seit er es für sie zugerichtet hatte. Er wünschte, er hätte zusehen können, wie sie Reilly erledigte. Das mußte etwas fürs Fotoalbum gewesen sein.
    Sagasta hängte den Hörer ein und stand auf. «Nichts bis jetzt», sagte er gepreßt. «Aber ich habe jeden verfügbaren Mann für diese eine Sache eingesetzt. Ich fürchte, wir werden während der nächsten 24 Stunden eine Menge harmloser Amerikaner mit einer Menge Fragen belästigen.»
    «Wann können Sie uns freilassen, Miguel?» fragte Modesty.
    Er breitete die Hände aus. «Sobald Sie es wünschen.
    Von Gabriel sind keine Schwierigkeiten zu erwarten. Der macht jetzt, daß er fortkommt und wird froh sein, wenn er seine eigene Haut rettet.»
    «Ich glaube, er wird wieder Glück haben», sagte Modesty. «Es ist ja nicht weit bis zur Drei-Meilen-Zone. Aber zumindest ist er zu beschäftigt, als daß er sich um uns kümmern könnte. Was ist mit dem Mann, den ich in der Halle umgelegt habe?»
    «Welcher Mann? Der mit der Maschinenpistole, der mich bedrohte? Den habe ich selbst umgelegt.»
    «Mit einer 25er Kugel aus einer 45er Pistole?»
    Sagasta lächelte. «Ich glaube nicht, daß der Polizeiarzt mir widersprechen wird.»
    «Sie verstoßen gegen die Vorschriften, Miguel.»
    «Gewiß. Ich bin an Gerechtigkeit, nicht am Gesetz interessiert. Das ist ein beklagenswerter Unterschied.»
    Sie stand auf und trat mit einem leisen Lächeln zu ihm. «Ich mag Sie gern, Sie ehrlicher Polizist», sagte sie sanft. «Ich werde bald zurückkommen und Dankeschön sagen. Nicht einfach irgendwann, sondern bald.»
    Sagastas dunkle, kecke Augen funkelten. Höflich neigte er den Kopf. «Es besteht keine Verpflichtung», sagte er. «Aber es wäre sehr, sehr nett.»

9
    Der große Mann nahm den Kopfhörer ab und schaltete das Funkgerät aus. Er lachte lautlos, und der Klappstuhl ächzte unter seinem massigen Rumpf.
    Er trug ein khakifarbenes Drillichhemd und eine Hose aus dem gleichen Material, die zur Umhüllung seiner kurzen schweren Beine maßgeschneidert war.
    «Oje, oje», sagte er. «Armer Gabriel.»
    Der andere Mann führte eine Reihe von Kniebeuge-Übungen durch. Er trug eine dunkle, tadellos gebügelte Hose aus leichtem Stoff und ein weißes Turnhemd. Sein Gesicht war ansprechend und zugleich arrogant. Das schwarze Haar war kurzgeschnitten. Ob er stand oder ging, bewahrte sein sehniger Körper eine militärisch aufrechte Haltung. Die Uniform eines ehemaligen ungarischen Kavallerieoffiziers hätte gut zu ihm gepaßt. Er hieß Wenczel und sprach Englisch mit deutlichem Akzent.
    Draußen, hinter den Felsbegrenzungen des tiefliegenden Tales, lag die Wüste schweigend und brennend unter der grausamen Ausdauer der Sonne. Im Tal, das durch die hoch aufragenden Felswände geschützt wurde, war es auch heiß; aber die Hitze war nicht unerträglich. In den Räumen und Gängen, die von längst vermoderten Händen in das lebende Gestein gegraben worden waren, lag die Temperatur nur wenig über dem Punkt, den man als wohltuend und angenehm bezeichnet.
    Wenczel richtete sich von seiner letzten Übung auf.
    Er federte ein- oder zweimal geschmeidig im Zehenstand auf und ab und trat dann an den Tisch, wo das Funkgerät stand.
    «Haben sie das Mädchen?» fragte er.
    «Eben nicht», erwiderte der große Mann, während sein Gesicht sich zu

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