Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady
grinsen wie eine Katze. Ist schließlich besser als ein Käse am Hut, oder nicht?»
Modesty fuhr sich mit der Hand über die Stirn. «Ich weiß. Ich weiß ja, Steve. Aber wie in aller Welt bedankt man sich bei Willie für ein solches Geschenk?»
Es war das erste Mal, daß Collier sie so aus der Fassung geraten und ihrer selbst unsicher erlebte. Er fand es angenehm befriedigend. Ein Zwinkern von Tarrants Augenlid sagte ihm, daß seine Gefühle geteilt wurden.
Er grinste und erklärte heiter: «Sei doch nicht albern. Das Vergnügen ist ganz auf Willies Seite. Perlen für seine Prinzessin. Himmel, was für eine Leistung! Er wird kein Dankeschön wollen. Wenn du ihm wirklich Freude machen willst, dann schimpf mit ihm, daß er sich unnötigen Risiken ausgesetzt hat, wie du es sonst zu tun pflegst. Das wird ihm Spaß machen. Und jetzt geh und zieh das Schwarze an.»
10
Tarrant saß mit Collier auf einer Bank in dem uneingezäunten Garten. Beide zogen genießerisch an ihren Zigarren. Das Mädchen aus dem Dorf, das täglich kam, hatte dienstfrei. Modesty und Dinah waren in der Küche und besorgten das Spülen und Wegräumen des Teegeschirrs. Willie Garvin war noch nicht eingetroffen.
«Wir hätten unsere Hilfe in der Küche anbieten sollen», sagte Tarrant. «Aber ich zerbreche immer alles.»
Collier nickte zustimmend. «So ist es auch bei mir.
Es ist ein großartiges Unvermögen, besonders wenn man es gleich zu Anfang an den Tag legt. Künftige Anerbieten werden dann rundweg abgewiesen.»
Modesty und Dinah kamen in den Garten hinaus.
Modesty trug das feine Wollkleid, das Collier schwarz genannt hatte, das aber anthrazitfarben war. Tarrant schaute auf die Perlen und auf die schlanke Säule ihres Halses und stieß einen beglückten Seufzer aus.
«Wir möchten den Swimmingpool auf dem Grundstücksabschnitt zwischen den Bäumen und dem Haus einrichten», sagte Modesty gerade, «aber es gibt da gewisse Probleme.» Gemeinsam mit Dinah ließ sie sich in der Hollywood-Schaukel nieder. «Ich glaube nicht, daß hier während des Krieges viele Bomben niedergegangen sind, aber eine fiel auf das örtliche Gemeindeamt und vernichtete alle Unterlagen. Jetzt wissen wir nichts über den Verlauf der Gasrohre, Stromkabel, Wasserleitungen und Abflüsse – zumindest nichts Genaueres.»
«Und was wollt ihr tun?» fragte Collier.
«Ich weiß es nicht. Wir können nicht einfach anfangen zu graben. Ich hoffe, Willie kommt mit einer Art Detektor daher.»
Collier bemerkte an Dinah eine momentane innere Spannung. Verwundert schaute er zu ihr hin und sah, wie sie einen Entschluß faßte. Sie entspannte sich und sagte ein wenig kleinlaut:
«Ich werde das für Sie jetzt überprüfen, Modesty. Ist in der Garage etwas Draht? Am besten wäre galvanisierter Stahldraht.»
Modesty war damit beschäftigt gewesen, ein Päckchen Zigaretten zu öffnen. Sie hielt inne, warf Collier einen fragenden Blick zu und sagte dann: «Wie meinen Sie das, Dinah?»
«Das ist mein Beruf: das Auffinden von Rohren und anderen Dingen.»
Modesty drückte Dinah die Zigaretten und ein Feuerzeug in die Hand. «Rauchen Sie eine und unterhalten Sie sich mit Sir Gerald», sagte sie. «Steve, komm mit und laß uns sehen, was wir finden.» In der großen Scheune, die drei Wagen aufnahm und noch immer genug Platz für eine Werkstatt bot, schaute Modesty Collier mit emporgezogenen Augenbrauen an. «Ist das eine Art von Wünschelrutengängerei? Ein Aufspüren von Wasseradern?»
Er nickte. «Eine sehr praktische Art. Du lieber Himmel, ich wünschte, ich hätte früher davon gewußt.
Es ist ein Phänomen, das bisher noch kaum erforscht wurde, und ich habe mir immer wieder vorgenommen, Studien darüber anzustellen.»
«Hat Dinah die Eigenschaft eines Mediums?»
Er antwortete mit einem Lachen. «Die braucht sie gar nicht zu haben. Das ist es ja, was die Sache für uns naseweises Volk so schwierig macht. Das Komische daran ist eben, daß auch viele Leute ohne erkennbare Fähigkeit zum Medium mit der Wünschelrute Erfolge verschieden hohen Grades erzielen können. Du könntest möglicherweise sogar selbst eine Reaktion verspüren.»
«Also jeder?»
«Ja.» Collier schaute sich in der Garage um und trat dann vor, um von einem Nagel an der Wand eine Rolle mit galvinisiertem Stahldraht herunterzunehmen. «Es gibt eine Firma in Michigan, die tatsächlich Wünschelruten fabriziert. Und ganz normale, nüchtern denkende Ingenieure verwenden sie. Aber ich glaube, Dinah muß auf
Weitere Kostenlose Bücher