Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady
um.»
«Rede hier nicht von deinen Eingeweiden», sagte Modesty. «Das ist widerlich.»
«Mag schon sein. Trotzdem hoffe ich, daß du sie in deine Überlegungen mit einbeziehen wirst. Kommen Sie, Dinah. Ich werde Ihnen dreißig Sekunden Zeit geben, Willies Ohrläppchen zu kauen.»
Als sie außer Hörweite waren, sagte Tarrant: «Dieses Mädchen ist ganz verrückt nach Willie. Ich hoffe nur, es bringt ihr keinen Kummer.»
Es dauerte einige Augenblicke, ehe Modesty antwortete. Sie befand sich in einer Stimmung, die Tarrant als einen ihrer ruhigen Zustände zu erkennen gelernt hatte, der sie immer dann überfiel, wenn das künftige Handeln noch ungewiß und verworren erschien. Er vermutete, daß dies eine Stimmung war, die sie absichtlich in sich hervorrief, um sich gegen ein Vergeuden geistiger Energie zu wappnen.
«Ja», sagte sie schließlich, «es kann Dinah Kummer bringen. Aber sie ist anders als Willies übliche Freundinnen. Es würde mich nicht wundern, wenn er für Dinah sein Adreßbuch wegwürfe.»
Tarrant starrte sie an. «Würde es Ihnen viel ausmachen?» fragte er nach kurzem Schweigen.
Lachend zuckte sie die Achseln. «Willie ist nicht mein Eigentum. Wenn er glücklich wäre, würde es mich für ihn freuen. Aber für mich wäre es unerfreulich.»
«Ich kann es mir nicht ganz vorstellen, daß er sich häuslich niederläßt.»
«Warum nicht? Man braucht dazu nur das richtige Mädchen.»
Tarrant betastete sein Kinn. «Natürlich könnten auch Sie sich zu einem häuslichen Leben niederlassen», sinnierte er mit einem fragenden Unterton in der Stimme. «Ich glaube, ich wäre erleichtert.»
«Alles ist möglich», erwiderte sie mit freundlicher Ironie und schaute hinüber zum Haus. Tarrant folgte ihrem Blick.
Sie sahen den Lotus Elan Convertible anhalten und Willie lässig vom Fahrersitz gleiten. Dinah rannte zu ihm. Collier blieb zurück. Willie packte sie und hob sie hoch in die Luft, setzte sie dann ab und küßte sie lange und ohne Verlegenheit. Den Arm um sie gelegt, wandte er sich dann Collier zu. Sie sprachen kurz miteinander. Willie schaute hinüber zu Modesty und Tarrant, die begonnen hatten, langsam den grasbewachsenen Abhang hinunter auf den Garten zuzuschreiten. Er winkte, sagte etwas zu Dinah, klopfte ihr auf das Hinterteil und übergab sie Collier. Dann machte er sich daran, den uneingezäunten Garten zu überqueren.
Modesty blieb stehen und fingerte an den Perlen herum. Während Willie näher kam, ging Tarrant ein wenig zur Seite, um dieses Zusammentreffen gespannt zu beobachten. Willies mahagonifarbene, gemeißelte Gesichtszüge zeigten ein breites Grinsen. Würdevoll erwartete ihn Modesty. Es folgte die vertraute Begrüßung, die Tarrant schon seit langem kannte.
Willie nahm ihre rechte Hand in seine Linke, beugte sich herab, um ihre Finger flüchtig an seine Wange zu legen, und sagte dann: «’allo, Prinzessin.»
«Hallo, Willie, Lieber.» Modesty hielt seine Hand fest und streifte den Jackettärmel zurück. Dann drehte sie sein Handgelenk herum, um es eingehend zu betrachten. Verblassende blaue Male waren alles, was von den durch die Handschellen verursachten Einschnitten noch übriggeblieben war, und die starken Abschürfungen waren nur noch leichte Verfärbungen in der Haut.
Befriedigt ließ sie seine Hand fahren, trat ein wenig zurück, schaute ihn an und legte einen Augenblick lang die Finger an die Perlen. «Wie sehen sie aus, Willie?»
Er studierte sie mit der Miene eines Sachverständigen. Dann ein wohlwollendes Kopfnicken. «Wunderbar. Ich machte mir Sorgen wegen der Abstufung der Farben. Aber an dir sehen sie zauberhaft aus.»
«Du lieber Himmel, sie
sind
zauberhaft», sagte sie beinahe leidenschaftlich. «Ich habe während der letzten Stunde immer wieder versucht, die richtigen Worte zu finden. Ich will alles darüber wissen – die Geschichte jeder Perle.» Sie trat näher, legte ihre Hände auf seine Arme und für einen Augenblick den Kopf an seine Schulter, ehe sie aufblickte. «Erlaube einem Mädchen, dir das ein anderes Mal zu sagen, Willielieb.»
«Mir hat es Freude gemacht», sagte Willie schlicht.
«Ehrlich, Prinzessin.»
Modesty schob ihren Arm unter seinen, und dann schlenderten sie voran. Tarrant schloß sich ihnen auf Modestys anderer Seite an.
«Zudem hat es mich vor Unheil bewahrt», fügte Willie hinzu und grinste plötzlich. «Außer in Papeete.
Traf dort ein Mädchen namens Lala, das sich in mich vernarrte. Nach drei Wochen konnte ich kaum noch
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