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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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aufzuheben, ließ ein heftiges Bersten von Glas jeden Nerv in seinem Körper aufkreischen. Er fuhr in die Höhe. Einen Augenblick lang verbissen sich seine durcheinanderwirbelnden Gedanken in der Vorstellung, der Postwagen müßte gegen irgend etwas angeprallt sein. Doch das Getöse war von dem rückwärtigen Teil des Hauses ausgegangen. Dann hörte er Dinah aufschreien, und als er den Gang entlangstürzte, hörte er noch ein anderes Geräusch. Es war das nachgebende Ächzen von Metall unter Gewalteinwirkung.
    Er stieß mit Dinah zusammen, als er durch die offene Tür in die Küche einbog, und fing sie auf, um ihr Halt zu geben. Dann, als er an ihr vorbeiblickte, sah er die ganze Fläche des Stahlmaschengitters sich falten und zusammenknittern, ehe sie von außen her buchstäblich weggerissen wurde. Ein paar ragende Glassplitter waren alles, was von dem Fenster übrigblieb.
    Als das Maschengitter verschwand, sah er hinter dem hohen Sims Kopf und Rumpf des Mannes, der es weggerissen hatte, und sein Magen schrumpfte zu einer winzigen Kugel kalten Entsetzens zusammen. Der große Mann lächelte, legte seine Hände auf das innere Fensterbrett und zog sich mit erstaunlicher Leichtigkeit hinauf. Eine Hand war mit Blut verschmiert.
    Mit einer Stimme, die er selbst nicht wiedererkannte, sagte Collier ruhig zu Dinah: «Hinaus durch die vordere Haustür. Das Maschengitter öffnet sich zugleich mit der Tür. Rennen Sie in die Wälder. Die Polizei muß bald kommen.» Sie versuchte etwas zu sagen, und ihr ganzer Körper zitterte, als er sie behutsam hinter sich in den Gang schob und die Tür hinter ihr schloß.
    Delicata kniete in dem zerbrochenen Fenster. Collier blickte umher nach einem Messer, einer Waffe, nach irgend etwas. Mit einem Haß auf sich selbst, der ihm Übelkeit bereitete, dachte er an das Gewehr, das immer noch neben seinem Bett lag.
    In seiner Reichweite befand sich nichts als Geschirr und eine Kasserolle mit kupfernem Boden. Delicata hatte sich leicht zu Boden gleiten lassen und schnitt ihm den Weg zu den Küchengeräten und der heißen Pfanne auf dem Herd ab. Collier packte die Kasserolle.
    Er war überzeugt, daß er jetzt sterben würde, aber das war plötzlich unwichtig, solange er nur diese unförmigen Hände von Dinah fernhalten konnte. Neuer Haß quoll in ihm auf, und er spürte, wie sich sein Gesicht zu einem unwillkürlichen Fauchen verzog. Er fühlte deutlich, wie seine Lippen sich aufwarfen und die Zähne entblößten.
    Es gab kein Zögern. Delicata kam rasch, geschmeidig und unwiderstehlich auf ihn zu. Collier schlug nach dem großen Gesicht und spürte, wie sein Schlag von einem Arm beiseite gefegt wurde, der dem Ast eines Baumes glich.
    Er trat nach den Schienbeinen, fühlte, wie seine Zehenspitze gegen Knochen schlug, und hörte den großen Mann lachen. Licht explodierte vor seinen Augen, und er hatte das Gefühl zu fliegen. Dann kam ein heftiger Schmerz. Durch rote Nebel der Todesangst hörte er wie über eine Entfernung von tausend Meilen das Geräusch der von Delicata aufgerissenen Küchentür; und noch weiter entfernt, von der Haustür am Ende des Ganges, den wortlosen und hoffnungslosen Aufschrei von Dinah.
    Die roten Nebel wurden schwarz und schwer und schlossen sich um ihn. Sein letzter Gedanke, während sie ihn einhüllten, war die bittere Hoffnung, daß dies der Tod sei.
    Modesty Blaise trat aus der Telefonzelle der Bar
Louis
.
    Es war 8 Uhr 30 morgens. Sie sah nicht aus wie Modesty Blaise. In einer Ecke der Bar saß Willie Garvin an einem Tisch mit zwei Tassen schwarzen Kaffees. In seinem blauen Overall und der Baskenmütze, mit Holzkohlenstaub in Augenbrauen und Haar und 36 Stunden alten Stoppeln auf dem Kinn sah er nicht aus wie Willie Garvin.
    Sie setzte sich und begann ihren Kaffee umzurühren.
    Ihr Benehmen war ungezwungen, aber Willie wußte, daß etwas danebengegangen war. Sie sagte sehr ruhig:
    «Es war René Vaubois. Sie haben sich Dinah geholt.»
    Mit langsamen Bewegungen drückte Willie seine Zigarette aus. Er drückte sie immer noch in den Aschenbecher, als sie längst erloschen war. Schließlich sagte er: «Dann war das also eine Finte, um uns wegzulocken?»
    «Ja. Gabriel und McWhirter sind heute morgen um zwei Uhr nach Orly gefahren und haben ein Flugzeug nach Barcelona bestiegen.»
    «Wer hat Dinah weggeholt?»
    «René wußte keine Einzelheiten. Tarrant hat ihn vor einer halben Stunde angerufen.»
    «Und Steve?»
    «Muß am Leben sein. Er hat Tarrant vom Landhaus aus

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