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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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den Pergamentrollen, das nicht veröffentlicht wurde?» fragte Modesty mit aufmunterndem Interesse.
    «O ja, gewiß. Malcolm, mein Mann, ist strenggläubiger Zionist, wissen Sie. Darum stimmte er zu, den Abschnitt über den Schatz der Garamanten geheimzuhalten.»
    «Den Schatz der Garamanten?»
    «Nun, von den Garamanten stammen natürlich nur die Edelsteine. Gold, Silber und alles übrige wurde im Laufe der Jahre von Domitian Mus gehortet. Wissen Sie, ich mache mir wirklich sehr große Sorgen um meinen Mann. Er spricht jetzt kaum noch ein Wort …» Ihre Stimme fuhr sekundenlang fort, schleppend immer wieder die gleiche Feststellung zu machen, und verfiel dann in Schweigen. Mit leeren blauen Augen starrte sie ins Weite.
    «Sie ist weg», sagte Dinah ruhig. «Sie redet manchmal eine ganze Weile und verstummt dann allmählich – genau wie jetzt.»
    Modesty berührte den Arm des Mädchens und stand auf. Zusammen gingen sie in den langgestreckten Raum zurück. Willie und Collier lagen schweigend auf ihren nebeneinanderstehenden Betten. Als sie Anstalten machten, aufzustehen, sagte Modesty: «Nein, bleibt nur liegen.» Sie setzte sich auf den Rand von Colliers Bett und schaute zu Willie, der beiseite rückte, um einen Sitzplatz für Dinah freizumachen, und sie dann zu sich herunterzog.
    «Also kein Glück», sagte Modesty.
    Willie schüttelte den Kopf. «Die sind hundertprozentig ausgerichtet worden, Prinzessin.» Er schaute die Bettenreihe entlang. «Skeet ist hier.»
    Sie nickte. «Hast du mit ihm gesprochen?»
    «Er kriegt 30000 Eier für den Job. Ich habe ihm 60000 angeboten.» Ein Achselzucken.
    «Ja. Und wie steht es mit Transportmöglichkeiten?»
    «Die beiden Land Rovers und dann noch irgendein anderer Lastwagen. Sie stehen alle an einem abgesperrten Platz hier im Tal hinter den Unterkünften der hohen Herren. Delicata bewahrt die Kühlflügel auf: Auch die Skywagon ist flugunfähig gemacht. Skeet muß die Zündkerzen herausschrauben, und Delicata nimmt sie über Nacht in Verwahrung.» In den letzten Worten lag ein trockener Unterton, eine feinsinnige stillschweigende Folgerung, die Collier nicht zu deuten wußte.
    Modesty saß eine Weile schweigend und in Nachdenken versunken da. Während er sie beobachtete, hatte Collier ein Gefühl, das er schon von früher kannte – das Gefühl, im Moment für sie nicht zu existieren.
    Früher hatte ihn das gestört, aber jetzt nicht. Sie und Willie verständigten sich auf einer Basis, die weit jenseits der zwischen ihnen gewechselten Worte lag. Das geschah auf eine Weise, der er nur vage folgen konnte.
    Sie zerlegten die Situation bis auf den Grund, erwogen Richtlinien des Handelns, verwarfen einige davon, stellten andere zu weiterer Prüfung zurück, schätzten ab, welche Informationen sie brauchten, und sannen über Möglichkeiten, sich diese Informationen zu verschaffen.
    Ihre Gehirne waren auf beinahe telepathische Weise miteinander verbunden, und es gab kein Mittel, diese Leitung anzuzapfen.
    Collier kam zu dem Schluß, daß Dinah Pilgrim mit ihrer übersensiblen Einfühlungsgabe die Situation erfaßt haben mußte. Mit im Schoß gefalteten Händen saß sie da, sagte nichts und hörte aufmerksam zu, selbst dann, wenn alle schwiegen. Auf ihrem Gesicht lag ein seltsam versonnener Ausdruck.
    «Es geht um einen Schatz, Willie», sagte Modesty.
    «Eine Menge Zeug, aber sie sprach nur von den Edelsteinen der Garamanten.»
    «Himmel», sagte Willie leise.
    Collier durchforschte sein Gedächtnis. Er hatte im Cambridge Geschichte studiert. Die Garamanten? …
    Ach ja. Garama hatte etwa im 14. Jahrhundert seinen Namen verloren. Jetzt hieß es Djerma und lag etwa vierhundert Meilen östlich von hier im Fezzan. In den Tagen, als Rom über Nordafrika geherrscht hatte, war Cornelius Balbus nach Süden vorgestoßen und hatte die Garamanten unterworfen, um so die Kontrolle zu gewinnen über den einzigen Korridor, der quer durch die Sahara zu den dahinter liegenden Reichtümern des schwarzen Afrika führte.
    Gold, Silber, Elfenbein, Sklaven … Edelsteine? Ja. Er erinnerte sich jetzt an eine Zeile aus Strabo, wo von «den Karfunkelsteinen der Garamanten» die Rede war.
    Er verspürte ein flüchtiges Erstaunen darüber, daß Modesty und Willie etwas von diesen altertümlichen Steinen wissen sollten, die möglicherweise nur mythische Existenz besaßen und in historischen Unterlagen kaum erwähnt wurden. Dann erinnerte er sich an die Büchersammlung in Modestys

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