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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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und Angel, um sich von ihnen zu verabschieden. Sie waren dabei, ein halbes Dutzend frische Gräber auf dem Friedhof hinter der winzigen Kirche zu schmücken.
    «Giles ist ein guter Mensch», sagte Angel und betrachtete die hölzernen Kreuze. «Zwei sind bei einem Unfall ums Leben gekommen, und die anderen drei konnte er nicht retten, sosehr er sich auch bemühte.
    Ich glaube, kein Doktor hätte es besser gemacht.» Das Kreuz auf dem sechsten Grab trug die eingebrannte Inschrift:
Ein unbekannter ausländischer Gentleman. R. I. P
.
    «Unbekannt?» fragte Modesty und wies auf das Kreuz.
    John wischte sich die Hände ab. «Er war nicht bei dem Unfall dabei. Er kam aus dem Busch im Westen. Ein Weißer. Angel und ich fanden ihn auf der Straße.»
    «Erschöpfung?»
    John schüttelte den Kopf. «Er war gräßlich zugerichtet worden. Gefoltert.»
    Modesty starrte ihn an. «Gefoltert? Eine Stammesfehde? Eine Leopardenmensch-Sekte?»
    «Gott sei Dank nicht in unserem Bezirk. Wir wissen nicht, von wo er kam, aber die Wunden, die er hatte, seien ihm absichtlich zugefügt worden, sagte Dr. Pennyfeather. Es sah nicht nach primitiver Folter aus. Es sah –» er zog eine angewiderte Grimasse – «es sah fachmännisch aus.»
    Sie schaute auf das Grab hinab und überlegte kurz.
    Eine merkwürdige Sache. Aber schließlich passierten in Afrika jeden Tag merkwürdige Dinge. Es war beinahe sicher, daß man nie herausfinden würde, wer der
ausländische Gentleman
gewesen war.
    Als sie sich von den Mbarrahas verabschiedet hatte, trug sie ihren Koffer zum Flugzeug, verstaute ihn und ging dann auf der Straße zum Hospital hinunter, um nachzusehen, ob Giles fertig war. Es würde keine Probleme mit der Ladung geben. Er hatte nur einen alten Koffer und seine Arzttasche. Sie lächelte, als sie an dieses Utensil dachte, denn es war die größte Arzttasche, die sie je gesehen hatte, ein riesiges, schäbiges Behältnis aus abgewetztem Leder, das er gerade noch zu schleppen vermochte. Es war vollgestopft mit Instrumenten, die er irgendwo erstanden hatte, und mit einem bemerkenswerten Sortiment von Arzneimitteln und Drogen. Bei manchen handelte es sich um alte Mittelchen, die von den meisten Ärzten längst nicht mehr verabreicht wurden, aber Pennyfeather war nicht der Mann, der sich von der Meinung der Experten hätte einschüchtern lassen, und er schwor auf seine Heilmittel. Zu ihrer Überraschung stand vor dem Bungalow ein Auto, ein großer Chevrolet, der zwar dick mit Straßenstaub bedeckt, aber keines der in dieser Gegend üblichen uralten Vehikel war. Sie fragte sich, ob der neue Arzt schon eingetroffen sein konnte, gleich in einem von der Regierung gestellten Wagen, aber das schien ihr doch unwahrscheinlich. Als sie nur noch zehn Schritt von der offenen Tür des Bungalows entfernt war, vernahm sie ein gräßliches, gequältes Stöhnen.
    Dann sagte eine kühle, sehr kultivierte Stimme auf englisch: «Nur alles, was er Ihnen gesagt hat, Doktor. Versuchen Sie sich zu erinnern.»
    Ihr Schritt verlangsamte sich nicht, aber ihre Nerven und Muskeln stellten sich um, wie wenn ein Schalter umgelegt wird, und jener Teil ihres Verstandes, der als Kampf-Computer fungierte, verarbeitete zwischen einem Schritt und dem nächsten eine Unmenge von Faktoren, bekannten und vermuteten.
    Wie viele Männer waren bei Giles? Nicht festzustellen, aber mehr als einer. Durch das seitliche Fenster hätte sie die Situation überblicken können, doch wenn sie dabei gesehen würde, würde das ihre Chancen vermindern, Giles zu Hilfe zu kommen. Außerdem hätte solche Erkundung Zeit gekostet – und das durfte nicht riskiert werden, während Giles mißhandelt wurde. Also kam nur die Tür in Frage. Aber keine Heimlichtuerei.
    Das würde die Möglichkeiten beschränken, falls irgend jemand mit dem Gesicht zur Tür stand und sie erblickte. Also so tun, als hätte sie nichts bemerkt. Rasch die Lage überblicken und dann aus dem Stegreif das Nötige tun. Sie trug keine Waffe, nicht einmal den Kongo, die kleine, hölzerne Hantel, die sie für Nahkämpfe bevorzugte.
    Drei Schritte vor der Tür rief sie: «Giles, sind Sie bald fertig? Ich möchte noch bei Tageslicht ein paar hundert Meilen hinter uns bringen …»
    Sie war jetzt unter der Tür, blieb wie angewurzelt stehen, stieß einen unterdrückten Schrei aus und riß mit gespielter Überraschung die Augen auf. Giles war mit grauem Gesicht an der Wand zusammengesackt und hielt sich den Magen. Zwei Männer. Der eine stand über

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