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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Regierung aufzuregen. Die Amerikaner können sich vieles leisten. Wir nicht. Aber für diese Operation müssen Sie Ihr Budget nicht anrühren. Ich kann die Spesen aus einem Spezialfonds decken. Sicherlich können Sie damit die notwendigen Leute bezahlen? Soviel ich höre, gibt es in Berlin mehr selbständige Agenten, als wir in Whitehall Beamte haben.»
    «Und es gibt ebenso viele Geheimdienstgruppen», erwiderte Tarrant trocken. «Manche Agenten sind so beschäftigt, daß sie Mühe haben, sich zu merken, für wen sie gerade arbeiten. Und da die Kommunikation nicht sehr gut klappt, vergeuden sie ihre Zeit damit, irrtümlich, aber gewissenhaft ihre eigenen Agenten zu liquidieren. Die Tatsache, daß viele dieser Gruppen vom russischen Geheimdienst durchsetzt sind, macht die Lage noch komplizierter. Nimmt man die selbständigen, die Doppel- und die Tripelagenten, so hat man eine Situation, die den Russen wohl reichlich Grund zum Lachen gibt.»
    Waverly lächelte. Es war ein schwaches und nicht sehr humorvolles Lächeln. «Wenn Sie niemandem trauen können, dann müssen Sie eben Ihre eigenen Leute einsetzen.»
    «Ich dachte, diesen Punkt hätten wir besprochen, Herr Minister.»
    «Nein.» Waverly blickte Tarrant scharf an. «Nein, nicht im Ernstfall. Sie sagten, Okubo sei es nicht wert, Ihr Netz aufs Spiel zu setzen. Aber Okubos Wert ist letztlich eine ministerielle Entscheidung.
Meine
Entscheidung.»
    Es blieb lange still im Raum. «Selbstverständlich», sagte Tarrant schließlich und stand auf. «Ich werde Sie auf dem laufenden halten, Herr Minister.»
    Als Modesty Blaise die Empfangshalle des Penthouse-Wohnblocks betrat, schien sie von einer hübschen kleinen Walnußkommode im Queen-Anne-Stil begleitet zu werden, die sich auf Menschenfüßen fortbewegte.
    Willie Garvin setzte die Kommode nieder und wischte sich über die Stirn. Die Auktion hatte in einem Landhaus stattgefunden, und Willie Garvin hatte das schwere Möbel während der 120 Kilometer langen Fahrt in Modestys offenem Rolls auf sich liegen gehabt.
    Jetzt blickte sie ihn entschuldigend an; sie sah in einem blaßblauen Kleid mit dazu passender Jacke unglaublich hübsch aus. «Es tut mir leid, Willie», sagte sie, während er seine verkrampften Muskeln dehnte. «Ich hätte die Kommode schicken lassen sollen.»
    «Richtig», pflichtete Willie freundlich bei.
    «Aber ich dachte daran, wie letztes Jahr der reizende kleine Tisch auf dem Transport zugerichtet wurde.»
    Willie nickte ernst. «Auch das stimmt.»
    «Also war es doch besser, sie mitzunehmen.»
    «Richtig, Prinzessin.»
    Plötzlich lächelte sie, streichelte seinen Arm und sagte: «Von Zeit zu Zeit solltest du wütend über mich sein, es würde mir nicht schaden.»
    «Das nächste Mal.» Er sah an ihr vorbei, und seine Züge spiegelten leichte Verwunderung. «Sieh mal, wer da ist.»
    Aus einem Lehnstuhl in der Empfangshalle hatte sich ein Mann erhoben und kam auf sie zu. Er trug eine Melone und einen eingerollten Regenschirm. Fraser war sein Name, und er war Sir Gerald Tarrants engster Mitarbeiter.
    Fraser war ein kleiner, bebrillter Mann mit einem schmalen Gesicht und schüchternem Auftreten. Er war zumeist bestrebt, den Eindruck nervöser Unterwürfigkeit hervorzurufen. Diese Rolle hatte er so lange gespielt, daß sie zu einem Teil seiner selbst geworden war. Im engen Freundeskreis ließ er hie und da die Maske fallen, und dann kam der wahre Fraser zum Vorschein – ein anderer Mensch und eine überaus harte Persönlichkeit. Fraser hatte fünfzehn Jahre lang als Agent gearbeitet, bevor er an den Schreibtisch zurückkehrte, und er hatte zu den brillanten Agenten gehört.
    Jetzt sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln:
    «Ich hoffe, mein Besuch kommt nicht … das heißt, ich wollte Sie anrufen, Miss Blaise, aber – äh … also dachte ich, ich komme einfach her und warte auf Sie.»
    «Fein. Ich wollte die Polizze mit Ihnen besprechen, bevor ich unterschreibe», sagte Modesty und wandte sich an den Portier des Empfangsbüros. «George, würden Sie bitte Mr. Garvin helfen, dieses Ding da in den Lift zu befördern?»
    Modesty hatte einen Privataufzug, der direkt zu ihrer Dachterrassenwohnung führte. Er bot gerade Platz für drei Personen und die Kommode. Auch im Lift behielt Fraser sein serviles Benehmen bei und machte einige anerkennende und sachkundige Bemerkungen über die Kommode.
    Willie hob sie heraus und stellte sie auf den Fliesenboden des Vorzimmers. Modesty führte ihre Gäste in den

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