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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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großartig», sagte er endlich sehr leise und berührte mit seinen schweren Händen die Biegung des Nackens. «Das ist es, was mich immer von neuem fesselt, Mr. ’emmer. Ich könnte stundenlang ihren Hals anschauen.»
    Hemmer starrte ihn an. Daß dieser rauhe, gefährliche Mann mit dem seltsamen Cockney-Akzent Hemmers eigene Vision so genau nachempfand, war unglaublich.
    «Es geht mir genauso, Mr. Garvin», sagte er. «Doch Hals und Nacken waren einfach. Es ist das Gesicht, das mir Schwierigkeiten macht.»
    Willie Garvin lachte. «Das kann ich mir vorstellen. Man muß sich auf
einen
Ausdruck beschränken und möchte sie doch alle haben.»
    «Ich kann sie alle einfangen», sagte Hemmer. «Ich kann es, wenn sie zurückkommt. Doch ich fürchte, sie verachtet mich jetzt, Mr. Garvin, weil ich mich heraushalten wollte. Oder es versuchte.»
    «Das ist Ihr Vorrecht», sagte Willie Garvin schlicht.
    «Deshalb hält sie nicht weniger von Ihnen.»
    «Sie glauben also, daß sie zurückkommt?»
    Willie Garvin zuckte die Achseln, und als er sprach, war sein Gesicht ebenso neutral, wie es das von Modesty gewesen war, als sie die gleichen Worte gesagt hatte. «Was stellen Sie sich vor?» Er wartete die Antwort nicht ab, sondern streckte die Hand aus. «Leben Sie wohl, Mr. ’emmer. Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.»
    Erst fünf Minuten nachdem der Landrover abgefahren war, merkte Hemmer, daß er dem Mann, der seine Hand vor der Verstümmelung gerettet hatte, kein Dankeswort gesagt hatte.
    Fünf Tage verstrichen, bevor er jede Hoffnung auf ihre Rückkehr aufgab. Erst dann ging er zu dem Tonmodell und begann geduldig und hartnäckig das Gesicht zu suchen, das er haben wollte.
    Er arbeitete den ganzen Tag – erfolglos. Als es dunkel wurde, nahm er den Meißel und wandte sich dem Holzmodell zu. Er war entschlossen, das Äußerste zu riskieren; wenn er direkt auf dem Holz arbeitete, würde vielleicht ein Wunder der Eingebung seine Hände leiten, so daß er finden würde, was er suchte.
    In diesem Augenblick hörte er einen Wagen von der Straße abbiegen und vor dem Haus halten. Er stand da und beobachtete die Tür und sagte sich gleichzeitig, daß es töricht sei, zu hoffen. Wenn sie beabsichtigt hätte zurückzukehren, so wäre sie schon vor Tagen gekommen.
    Er hatte die Tür angelehnt gelassen. Die Tür ging auf, und sie kam herein, zog die Handschuhe aus und sagte: «Hallo, Alex.» Sie betrachtete die Statue, dann setzte sie sich in den Sessel beim Kamin und zog Stiefel und Socken aus.
    «Ich dachte, du würdest nicht zurückkommen», sagte Hemmer.
    «Ich war in London.» Sie stand auf und zog Jacke und Pullover aus. «Mußte mich nach einigen Papieren umsehen.»
    «Nach einem Dossier? Für einen Mann namens Tarrant?»
    «Stimmt.» Sie ging durchs Zimmer und küßte ihn.
    «Wie ist es dir ergangen, Alex?»
    «Ich habe viel nachgedacht.» Er seufzte ein wenig.
    «Es hat sich nichts an meiner Überzeugung geändert, Modesty.»
    Sie lächelte und sagte sanft: «Alex, mir sind deine Überzeugungen völlig schnuppe.»
    Er legte den Meißel weg und rieb seine Brauen.
    «Sag mir etwas. Du hast Waldo nicht nur vor den Männern versteckt, die ihn töten wollten. Du hast viel riskiert, um ihm zu helfen und ihn in Sicherheit zu bringen. Es schien, daß du ihn gern hattest, daß du ihm helfen
wolltest
. Warum?»
    Sie zog Bluse und Slacks aus, stand auf und griff nach hinten, um ihren Büstenhalter zu öffnen. «Ich habe nicht darüber nachgedacht. Aber … ich glaube, weil Waldo Stil hat. Ja. Vielleicht gründe ich eine Gesellschaft zur Erhaltung von Stil.»
    Er nickte ernst. «Das ist schwer zu definieren. Wie bekommt ein Mann Stil, Modesty?»
    Sie war jetzt nackt, setzte sich auf den Tisch und schwang die Beine hinauf. «Ich weiß nicht, Alex. Vielleicht könntest du damit beginnen, ein wenig lachen zu lernen. Über dich, über mich, wenn du willst, oder über eine Situation. Waldo lachte, als er die Augen aufschlug und mich sah. Erinnerst du dich?»
    «Glaubst du, daß du mir beibringen könntest, ein wenig zu lachen?»
    «Ich werde es versuchen. Wir beginnen am besten damit, wenn wir miteinander schlafen.» Sie nahm die gewohnte Stellung ein. In ihren Augen lag ein natürliches und ungezwungenes Lachen, ein Lachen, das alt und gleichzeitig jung war, unschuldig und erfahren, offen und doch geheimnisvoll.
    Hemmer starrte zwei Minuten lang vor sich hin, bevor er sagte: «Ist Miteinander-Schlafen etwas, worüber man lacht?»
    «Es

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