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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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die zwanzig besten Tiere 1800 Kronen oder den entsprechenden Dollarbetrag zu zahlen und den Transport auf seine Kosten durchführen zu lassen. Modesty schrieb die Details des Geschäfts in ein kleines Buch. Sie war zufrieden mit diesem Nachmittag. Echte Käufe zu tätigen war wichtig, um die Glaubhaftigkeit ihrer Rollen zu unterstreichen.
    Sie fuhren in Richtung Leipzig, um ein paar alte Uhren anzusehen, und waren um sieben Uhr abends wieder in Berlin. Willie fuhr den Wagen in die gemietete Garage, nur drei Türen entfernt von jener, wo der Daimler des UNO-Vertreters stand.
    Als er den Motor abstellte, sagte er leise: «Ich werde froh sein, wenn das vorüber ist, Prinzessin. Dieser Bazillenkönig geht mir auf die Nerven.»
    Modesty erging es nicht anders. Der Plan war sauber und einfach. Aber so wie Willie hielt auch sie Okubo für das schwächste Glied der Kette, ein gefährliches Element. Und dagegen waren sie machtlos.
    Das Treffen um Mitternacht verlief plangemäß. Sie ließen Okubo auf dem Hintersitz des Škoda zurück, wo er die Nacht verbringen sollte. Sein Benehmen hatte sich nicht verändert. Er schien nicht ängstlich, vielmehr ärgerlich und gereizt; die Vorbereitungen für seine Flucht gefielen ihm nicht.
    Am folgenden Morgen um acht Uhr verließen sie als Herr Jorgensen und Sekretärin das Hotel und fuhren den Škoda aus der Garage, während Okubo auf den Hintersitzen lag. Willie hielt in unmittelbarer Nähe der Daimler-Garage an und gab vor, mit dem Starten Schwierigkeiten zu haben. Während er die Motorhaube aufmachte und die Sicherungen prüfte, öffnete Modesty mit einem Schlüssel, den Willie vor zwei Tagen angefertigt hatte, die Tür der Daimler-Garage. Okubo schlüpfte aus dem Škoda und in die Dunkelheit der Garage.
    Seltsamerweise wiederholte er seine Beschwerden vom Tag zuvor nicht mehr, sondern kroch, scheinbar resigniert, in den großen Kofferraum des Daimler. Sie flüsterte: «Keine Angst, wir beobachten Sie auf dem ganzen Weg.» Er nickte, sagte kein Wort, und Modesty schloß den Kofferraum. Eine Minute später saß sie neben Willie im Škoda, und sie fuhren zu Toller.
    Jetzt – eine Stunde später – war Okubo weniger als einen Kilometer von Checkpoint Charlie und von der Freiheit entfernt. Der Daimler fuhr beinahe lautlos die Friedrichstraße entlang und überquerte die Kreuzung Unter den Linden. Willie Garvin hielt sich mit seinem schmutzigen braunen Lieferwagen knapp dahinter. Er trug einen Overall, der seinen Jorgensen-Anzug verbarg, und eine tief ins Gesicht gezogene Kappe.
    Unmittelbar hinter ihm fuhr Modesty im Škoda.
    Vor ihnen lag die Leipziger Straße. Willie war eben dabei abzubiegen; weiterfahren konnte er nicht, ohne zum Checkpoint zu kommen. In diesem Augenblick traf ihn der Schock wie ein harter Schlag in die Magengrube. Der Daimler verlangsamte sein Tempo und fuhr etwas unsicher an den Straßenrand. Reifenpanne.
    Willie murmelte: «Heiliger Strohsack!» Der Chauffeur würde den Kofferraum öffnen müssen, um das Reserverad herauszunehmen.
    Willie Garvin war auf einmal ganz ruhig. Er streckte die Hand aus, um Modesty ein rasches Zeichen zu geben, ein Vorwärtswinken, gefolgt von einem abrupten Haltsignal. Der Daimler hielt an, und Willie fuhr seinen Wagen knapp dahinter, so daß zwischen dem Heck des Daimler und seiner Stoßstange kaum mehr als zwei Meter Platz blieben. Modesty fuhr mit dem Škoda vor und brachte ihn so zum Stehen, daß er den Zwischenraum zwischen den beiden Fahrzeugen abdeckte.
    Sie sah den Plattfuß, sah, wie der Chauffeur ausstieg.
    Willie war bereits aus dem Lieferwagen gesprungen. Er blickte sie gleichgültig an, und sie nickte unmerklich.
    Lange Jahre gemeinsamer gefährlicher Arbeit ließen sie auf der gleichen Wellenlänge denken und handeln. Mit seinem Blick hatte er bloß nach ihrem Einverständnis gefragt, das zu tun, was – wie sie beide wußten – die einzige Chance bot, Okubo vor dem Verderben zu retten.
    Willie würde hinter dem Daimler auf den Chauffeur zugehen und seine Hilfe anbieten. Wenn der Chauffeur den Kofferraum öffnete, würde Willie ihn mit einem Handkantenschlag zu Boden gehen lassen. Und während Modesty, betulich und neugierig, an das Fenster des Daimler klopfte und De Souta mitteilte, daß sein Chauffeur offenbar ohnmächtig geworden sei, würde Willie Okubo aus dem Kofferraum und in den Lieferwagen schaffen.
    Das Unternehmen war überaus gefährlich, aber es würde bloß fünf Sekunden dauern, und es blieb ihnen keine

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