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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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bestimmten Plätzen entlang einem sechs Kilometer langen Grenzstreifen südlich von Berlin seine Bomben ab.
    Es war einfach, eine stärkere Bombe zu fabrizieren, einen Behälter, der nicht auseinanderbrach und seinen Inhalt verstreute. Er würde keine Propagandaschriften enthalten, sondern einen Sender, der auf einer bestimmten Wellenlänge sendete und durch den Schock des Abschusses aktiviert würde. Toller würde diese Bombe mit den üblichen Propagandablättern an einem vorher abgesprochenen Platz abliefern. Auf der anderen Seite der Grenze hatte Tarrant seine Leute in einem pausenlosen Abhördienst eingesetzt, um den Sender in der heruntergefallenen Bombe zu orten. Man würde ihn wenige Minuten nach dem Fall lokalisiert haben.
    Toller war von dieser Idee begeistert. Er haßte Kuriere, und der Gedanke, daß die ostdeutschen Propagandaschützen als Boten benutzt wurden, bereitete ihm ein Vergnügen, das selten war in dem grauen und gefährlichen Leben, das er führte.
    Willie wurde wieder ernst und sagte: «Alles, was wir noch zu tun haben, ist, einen anderen Weg zu finden, um Okubo herauszuschaffen.»
    «Ja, bloß diese Kleinigkeit.»
    Er seufzte. «Heute morgen widerfuhr mir nur ein einziger Glücksfall», sagte er düster, «der Chauffeur gab mir einen Dollar Trinkgeld für meine Hilfe beim Radwechsel.»
    Der Tag verging, und sie machten keine weiteren bewußten Anstrengungen, einen Plan zu entwerfen. Sie ließen ihre Gedanken hierhin und dorthin schweifen, um für jede Möglichkeit offen zu sein. Das war ihre Methode, und so hatte Willie auch vor ein paar Tagen den ersten Plan entworfen, als er den Wagen der Vereinten Nationen auf seinem täglichen Weg nach Checkpoint Charlie vorüberfahren sah.
    Die Nacht brach ein, und sie hatten immer noch keine Idee. Modesty lag im Bett und erwog die Möglichkeit, den gleichen Plan nochmals zu versuchen; diesmal würden sie Okubo allerdings einen Schlag versetzen, der ihn bewußtlos machte, bevor sie ihn in dem Kofferraum verstauten. Aber in jedem Fall würde seine Kooperation bis zum letzten Moment notwendig sein, und sie wußte, sie konnten ihn nicht lang genug täuschen, um dieser Kooperation sicher zu sein.
    Es war elf Uhr abends. Innerhalb der nächsten ein, zwei Stunden würden die Ostdeutschen freundlicherweise die Nachricht an Tarrant über die Grenze feuern.
    Es mußte ihn erleichtern, zu erfahren, daß sie – obwohl ein Versuch gescheitert war – sich auf freiem Fuß befanden …
    Eine Assoziationskette ließ ihre Gedanken abschweifen. Sie setzte sich abrupt auf, und ihr Gehirn begann fieberhaft zu arbeiten. Die Idee war haarsträubend, aber vielleicht durchführbar. Ja … vielleicht. Willie würde das beurteilen können, und wenn sie durchführbar war, dann würde er es bewerkstelligen.
    Sie stand auf, zog einen Morgenrock an und ging durch die Verbindungstür in sein Zimmer. Das schwache Geräusch der sich öffnenden Tür ließ ihn sofort aufwachen; er setzte sich auf und knipste die Nachttischlampe an. Sie winkte ihn ins Badezimmer und drehte die Dusche auf. Vielleicht befanden sich Abhörgeräte in den Zimmern; im Badezimmer wohl kaum.
    Und selbst wenn es der Fall war, würde das Rauschen des Wassers ein Abhören unmöglich machen.
    Willie setzte sich neben sie auf den Rand der Badewanne und sah sie erwartungsvoll an; er wußte, daß sie eine Idee hatte. Sie preßte ihre Lippen an sein Ohr und begann zu flüstern. Nach den ersten zehn Sekunden beugte er sich mit einem Gesichtsausdruck vor, als habe er den Verstand verloren. Er stopfte die Finger seiner einen Hand in den Mund, preßte die Zähne zusammen und wiegte den Oberkörper vor und zurück, in dem verzweifelten Kampf, einen Lachanfall zu unterdrücken, der ihn schüttelte, ein Lachen, so hemmungslos, das – hätte er ihm freien Lauf gelassen – durch alle Wände gedrungen wäre.
    Einen Augenblick lang starrte sie ihn beinahe empört an, dann zwickte sie vorwurfsvoll seinen Arm. Er schüttelte in wortloser Entschuldigung den Kopf und bog sich wieder vor innerlichem Lachen. Endlich richtete er sich auf und schnappte nach Luft. Er blickte sie an, sein Gesicht purpurrot von der Anstrengung, nickte und hob die freie Hand, um mit Daumen und Zeigefinger einen zustimmenden Kreis zu zeichnen.
    Ein neuer Anfall überkam ihn, und plötzlich wurde Modesty angesteckt. Das gleiche unbezwingbare Lachen stieg in ihr auf. Die Augen geschlossen, während Tränen unter den Lidern hervorquollen, die Lippen fest

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