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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Ihrem Fall schlägt er eine reifere Französin vor, und wenn Sie Lust haben, kann er Ihnen genau die Richtige empfehlen.»
    «So ein Zuhälter.»
    Tarrant erinnerte sich an das Gespräch, als er durch den leeren Park ging, und lachte leise. Das komische war, daß Willies Prognose gestimmt hatte. Während der letzten paar Tage seiner Rekonvaleszenz hatte er manchmal gewünscht, er hätte den Vorschlag nicht so leicht abgetan.
    Er ging weiter und genoß den Spaziergang. Tarrant, der neue Mann. Es gab gar keinen Zweifel, daß er sich zehn Jahre jünger fühlte als beim NATO-Treffen vor sechs Wochen. Gegen Ende seiner Rekonvaleszenz hatte es ihn zu seiner Arbeit zurückgezogen, und er hatte sie mit einem Schwung in Angriff genommen, der Fraser erstaunte. Da gab es eine kleine Krise in der Sektion J gestern, und er war im Büro geblieben, um damit fertig zu werden. Er hatte nur zwischendurch ein paar Stunden auf einem Klappbett, das er dort stehen hatte, geschlafen. Aber er fühlte sich ganz frisch.
    An einer Stelle, wo der Weg bergab führte und eine Kurve machte, stand eine Bank. Tarrant setzte sich und nahm seine Zigarrenschachtel heraus. Er hatte die ganze Nacht Zurückhaltung geübt und konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal um sechs Uhr früh eine Zigarre geraucht hatte, aber jetzt würde er es tun.
    Er zündete die Punch-Punch Claro sorgfältig an. Der Duft des Tabaks paßte wunderbar zur frischen Morgenluft.
    Hinter der Kurve des Weges hörte man plötzlich eine auffordernd erhobene Stimme: «Komm schon, Quinn, du kannst schneller schieben. Leg dich ins Zeug und halt den Kopf unten.»
    Eine andere, atemlose Stimme: «Du … du wiegst wohl eine Tonne, Garvin. Entweder das, oder ihr Hinterteil ist aus Blei.»
    Etwas erschien auf der Höhe des sanften Abhangs.
    Es bestand aus zwei, drei Brettern auf vier Rädern und hatte zwei Stricke wie Zügel an der Achse der Vorderräder zum Lenken angebracht. Tarrant hatte vor vielen Jahren Kinder in den Slums mit solchen Schiebekarren spielen sehen.
    Modesty saß vorn, Willie hinter ihr. Seine Beine waren rechts und links von ihr ausgestreckt, die Füße an den Vorderrädern. Sie hatte die Beine angezogen, ihr langes weißgoldenes Kleid war über die Schenkel zurückgerutscht. Ein Nerzcapé lag über ihren Schultern. Quinn schob sie. Er und Willie waren im Smoking. Als Quinn sich aufrichtete und der Karren begann den Abhang hinunterzurollen, erschien Lady Janet neben ihm. Sie trug einen Abendhosenanzug aus apfelgrünem Samt, der wunderbar zu ihrem kastanienbraunen Haar paßte.
    Tarrant stand auf, zog den Hut und salutierte mit seinem Regenschirm, als der Karren auf ihn zurollte.
    Willie stemmte seinen Fuß gegen das Rad. Der Karren zog eine Kurve und kam vor Tarrant zum Stehen.
    Modesty schaute mit freudiger Überraschung zu ihm auf und sagte: «Was, um Himmels willen, machen Sie hier um diese Zeit?»
    «Es gibt auch Leute, die arbeiten, meine Liebe. Habt ihr den Rolls dafür eingetauscht?»
    «Nein. Weng wartet mit dem Rolls bei Queens Gate. Wir sahen einen Jungen mit diesem Karren, als wir zum Old Vic fuhren, und Willie feilschte mit ihm.»
    «Ich mußte bis zu zwei Pfund gehen», sagte Willie.
    «Es war ein großer Junge, ungefähr acht.»
    Lady Janet und Quinn kamen Arm in Arm den Hang herunter. Tarrant grüßte und beugte sich über Lady Janets Hand.
    «Ist das eine Feier?» fragte er.
    «Das Ende einer Feier, Sir Gerald.» Janet lächelte und wies mit dem Kopf auf Quinn. «Er fliegt morgen in die Staaten. Er hat einen neuen Job als Pilot.»
    Tarrant hätte Quinn kaum wiedererkannt. Das war nicht der blasse junge Mann mit den rotgeränderten Augen, den er im Château Lancieux gesehen hatte. Er hatte einen leichten Schwips, aber er sah erwachsener und selbstsicherer aus und grinste, als er noch ganz atemlos sagte: «Wie geht es Ihnen, Sir Gerald?»
    «Überraschend gut, danke. Viel Glück zu Ihrem neuen Unternehmen.»
    «Gebt mir ein paar Jahre Zeit, und ich gewinne womöglich noch die amerikanischen Kolonien zurück.
    Wir waren überall. Uraufführung des neuen Stoppard, Dinner im Le Gavroche und dann eine Tour durch die Nachtclubs. Waren Sie jemals im Casino mit diesen beiden Gaunern?» Er nickte Modesty und Willie auf dem Karren zu.
    «Nun, ich muß darauf achten, in welcher Gesellschaft ich gesehen werde. Habt ihr die Feier auf diese Art beendet?»
    «‹Quinns Benefiz› nannten sie es. Ein Abschiedsgeschenk. Sie fingen mit einem Zehner an und bearbeiteten

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