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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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von der Schulter bis zum Ellbogen aufgerissen war und blutete. Sie nahm das Leibchen wieder, aber es war mit Wasser durchtränkt. Sie warf es beiseite und machte aus ihrem Höschen und dem Büstenhalter ein Bündel, um ihre Beine abzutrocknen.
    Sie atmete jetzt ruhiger. Sie zog die wollene Strumpfhose und die Leinenhose an, dann ihr Hemd.
    Er sah, daß ihre Hände zitterten, und konnte ihre Zähne klappern hören, aber er hatte das Gefühl, daß es nicht nur wegen der Kälte war. In der ersten Sekunde, als sie ihn ansah, hatte er etwas in ihren Augen gesehen.
    Er erkannte es, es war Angst. Angst im nachhinein, die sie erst in sich aufsteigen ließ, als es nichts mehr ausmachte. Sie hatte diese Angst sofort verborgen, aber er wußte, daß er sich nicht geirrt hatte, und im Augenblick, als er das erkannte, erreichte seine Achtung vor ihr das höchste Ausmaß.
    Sie schloß mit zitternden Fingern ihren Gürtel, sah ihn wütend an und sagte mit unsicherer Stimme: «Warum, zum Teufel, sind Sie noch
hier
? Ich sagte Ihnen doch, Sie sollten weitergehen.»
    «Liebes», sagte er einfach. «Ich konnte nicht.»
    «Sie konnten nicht?» Ihre Augen blitzten zornig, und sie stotterte ein wenig. «N-natürlich konnten Sie! Himmel, ihr M-männer seid alle gleich! Z-zwei
Jahre
h-habe ich gebraucht, bis W-willie soweit war, seine Sache zu machen und mich meine machen zu lassen!»
    Tarrant fühlte Gelächter in sich aufsteigen, eine Welle von schwachem, dummem Gelächter, aber er beherrschte sich.
    «Ich werde versuchen, es schneller zu schaffen als Willie», versprach er demütig.
    Ihr Zorn verschwand, und etwas wie ein Lächeln verzog ihr Gesicht, als sie ihn ansah. «Warten Sie hier.
    Ich hole die Lampe.» Sie paddelte im Dinghi über den See, holte die Drucklampe und paddelte zurück. Als sie neben ihm ausstieg, bewegte sich die Wasseroberfläche plötzlich. Etwas hob sich langsam aus dem schwarzen Wasser, ein Arm in einem Pullover, nasses blondes Haar. Sextons blickloses weißes Gesicht tauchte auf.
    Der Körper rollte herum und versank langsam wieder.
    Bevor er verschwand, bemerkte Tarrant, daß der Kopf in einem ganz unnatürlichen Winkel von den breiten Schultern hing.
    «Sie sind auf Nummer Sicher gegangen», sagte er mit schwankender Stimme.
    Sie nickte und beugte sich vor, um das Wasser aus ihren Haaren zu drücken. «Ein Mann wie Sexton gibt einem keine zweite Chance. Er war der Beste, den ich je gesehen habe. Auf seinem eigenen Grund hätte ich ihn nie ergreifen können.»
    «Auf seinem eigenen Grund», wiederholte Tarrant langsam. Sie hatte da zweifellos recht. Aber das Terrain und die äußeren Umstände gehörten zum Kampf, zu jedem Kampf. Das hatte sie verstanden und Sexton nicht. Sogar in der Zelle hatte sie sich für seine Kälteempfindlichkeit interessiert, weil sie ihren Feind kennenlernen wollte. Sie hatte die Wagenschmiere, das Terrain und den See benutzt.
    Tarrant sagte: «Er war nicht der Beste. Er hatte nicht Ihre Fähigkeit, die Vorteile der Umgebung zu erfassen.»
    «Vielleicht. Aber ich möchte es nicht noch einmal tun müssen. Wie fühlen Sie sich?» Sie richtete sich auf.
    «Ein bißchen wacklig auf den Beinen.» Er lächelte ihr zu. «Aber sehr zuversichtlich.»
    «Gut. Wir haben nur noch ein Hindernis vor uns. Eine Kletterei von viereinhalb Metern. In zwanzig Minuten sind wir aus der Höhle draußen und im Trockenen.»
    Es dauerte dann nur siebzehn Minuten, bis sie zu der Stelle kamen, wo sie die Schlafsäcke, den Rucksack und die zwei Gewehre versteckt hatte. Sie packte die Sachen zusammen und ging fünfzig Schritte zum Höhleneingang voraus, der in einer kleinen Niederung zwischen Gebüschen an der Talseite lag. Obwohl Tarrant jetzt fast völlig erschöpft war, erfüllte es ihn mit Glück, den jungen Tag zu sehen. Sie ließ ihn die Schuhe ausziehen, und er schlüpfte in einen der Schlafsäcke. Modesty öffnete den Rucksack und gab ihm Schokolade, Rosinen und Traubenzucker zu essen und einen großen Schluck Brandy aus der Feldflasche.
    Sie schob eine nasse Haarsträhne aus der Stirn und sagte: «Es tut mir leid, daß ich da drinnen so schroff zu Ihnen war. Nach so einer Sache werde ich immer etwas nervös.»
    «Aber bitte», sagte Tarrant. Er war zu müde zum Lachen.
    «Es war dumm von mir. Sie waren so gut. Schlafen Sie jetzt.» Sie legte ihre Hand auf das Gewehr in ihrem Schoß. «Sie müssen sich keine Sorgen mehr machen. Wenn sich bis Mittag nichts rührt, machen wir uns auf den Weg.»
    Er lehnte

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