Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
Hauses.
«Diese Schweine! Jetzt haben sie gerade ihre Mädchen abgeschlachtet.» Modesty stieß es wütend hervor.
Willie nickte. Er hatte gestern zwei Stunden lang Limbo durch das Fernglas beobachtet und sich ein recht klares Bild von den Verhältnissen gemacht. Er drückte einen Knopf auf dem Röhrchen und sagte: «Maude, du hast gut geschossen, Liebes. Ja, ich habe Verbindung aufgenommen. Wir liegen hier in Deckung hinter der Bewässerungsmauer und bewegen uns gleich weiter zu dem Gebäude an der Nordwestecke. Halte sie nieder, wenn sie rauskommen, aber verschwende keine Munition.» Er wartete ihre Antwort ab und fuhr dann fort:
«Ja, schön, sie sendet dir die ihren und läßt dir zehntausendmal Dankeschön ausrichten. In zehn Minuten rufe ich wieder.»
In dem großen Schuppen saßen die Sklaven in mehreren Reihen hintereinander und hörten Schultz zu, der auf einer Lattenkiste an der einen Längswand stand. Er sah müde aus, gequält, was man von ihm nicht gewohnt war.
Früher, in der Welt draußen, war Schultz ein Stahlmagnat gewesen. Hier in Limbo hatten er und seine Frau es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, so etwas wie Frieden zu wahren. Frieden zwischen den Sklaven und zwischen den Sklaven und ihren Herren. Im großen und ganzen – vor allem dank der intensiven Hilfe Kim Crosiers – hatten ihre Bemühungen Erfolg gehabt.
Sie mußten von Duldsamkeit, Gehorsam und Ergebenheit predigen, und sie mußten eine ganz neue Art von Gemeinschaft schaffen. Aber jetzt plötzlich hatte sich in Limbo alles verändert. Schultz fühlte sich verwirrt und überfordert. Doch es war seine Aufgabe, eine Panik zu verhindern. Modesty hatte zu ihm gesagt: «Halte sie uns vom Leibe, Schultz. Am letzten Tag hier in Limbo ist nichts so wichtig wie das!»
Schultz hatte entsetzliche Angst zu versagen. Er warf seiner Frau einen hilfesuchenden Blick zu, sah ihr schnelles, ermutigendes Nicken und fuhr verbissen in seiner Ansprache fort: «… In dieser Lage befinden wir uns also, Freunde. Wenn Miss Benita stirbt, sollte Limbo aufhören zu bestehen, zusammen mit uns allen.
Aber vor ein paar Wochen kam Modesty hierher, um dafür zu sorgen, daß es nicht so geschieht. Ich glaube, wir haben alle ziemliche Angst. Ich jedenfalls ganz bestimmt. Es ist schade, daß wir den anderen nicht helfen können. Aber, wie Modesty sagt, man kann mit Kaffeebohnen nicht gegen Gewehre kämpfen. Alles, was uns zu tun übrigbleibt, ist abwarten … und beten.»
Die Kirchengruppe in der einen Ecke hatte bereits damit angefangen. Die Stimmung der übrigen Sklaven schwankte zwischen fiebernder Aufregung, lähmender Verwirrung und offener Furcht.
Schultz fuhr fort: «Es sind ziemlich gute Leute da vorne, also brauchen wir uns nicht allzusehr zu sorgen.
Da ist Marker, und ihr wißt, was für ein harter Bursche er ist. Ebenso kennt ihr Valdez und Teresa. Zwei sind von draußen hierhergekommen – die waren stark genug, sich durch den Dschungel zu uns durchzukämpfen, und sie sind bis an die Zähne bewaffnet. Danny und Bisseau sind besonnen und intelligent. Und dann Modesty. Nun ja, ihr habt nicht allzuviel von ihr gehört, seit sie hier ist. Aber wenn Leute wie Kim, Marker und Teresa ihr vertrauen und mitmachen, dann hat das schon etwas zu sagen.»
Schultz zeigte auf den dunkelhaarigen kleinwüchsigen Mann, der vor ein paar Minuten atemlos eingetroffen war. «Nun, Gasparro hier und Teresa fungieren als Meldegänger. So werden wir hier auf dem laufenden gehalten über die Dinge, die sich drüben abspielen.
Gasparro brachte gerade die neueste Nachricht. Sie besagt, daß Paxero und die Spezialen im Großen Haus festgehalten werden. Sie haben die Mestizinnen getötet.
Das zeigt euch, was sie mit uns getan hätten, und sie haben sicherlich auch die gesamte Dienerschaft umgebracht. Die Hunde befinden sich noch in ihrem Zwinger, und keiner kann an sie heran, ohne offenes Gelände zu überqueren. Unsere Leute haben vier Speziale getötet und mindestens einen verwundet, und Modesty hat Damion das Genick gebrochen. Ich vermute, eine Menge von euch Frauen wird das mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen.»
Ein Engländer mit ergrauendem Haar stand auf. Er hieß Thurston und hatte sich in den zwei Jahren seines Aufenthalts in Limbo wegen seiner Ungeselligkeit und der Verweigerung jeglicher Zusammenarbeit allgemein unbeliebt gemacht. Einstmals hübsch, war er jetzt hager, sein Gesicht war hohl und sein Körper verfallen. Ein paar Wochen lang hatte es so ausgesehen,
Weitere Kostenlose Bücher