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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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wandte sich ab. «Aber zuerst noch ein Wort mit Blaise. Begleiten Sie mich, Condori.»
    Als Modesty Blaise nach einer entsprechenden Aufforderung durch das Sprechgitter nicht im Sichtbereich des Gucklochs erschien, ging Condori mit gezogenem Revolver als erster hinein. Erst als er das Licht in dem kleineren Raum anknipste, sah er sie. Sie lag im Bett, gab jedoch nicht vor zu schlafen. Als Beauregard Browne eintrat, schaute sie ihn an, ohne den Kopf zu bewegen, und schob mit dem Daumen einen Träger ihres Nachthemdes zurecht. «Wie Sie vielleicht erraten haben», sagte er, «hat uns Ihr Freund Garvin vorübergehend verlassen.»
    «Warum langweilen Sie
mich
damit?»
    Er lächelte, um seine Verblüffung zu verbergen. Es fiel ihm schwer, ihre Frage zu beantworten, auch sich selbst gegenüber; vielleicht hatte er nur ihre Reaktion beobachten wollen. Es gab jedoch praktisch keine Reaktion zu beobachten, und das war höchst verwirrend.
    Er war sich vage einer wachsenden Beunruhigung bewußt, die dem Gefühl entsprang, bis zu einem gewissen Grad die Initiative verloren zu haben. Dieses Gefühl war für ihn neu und absurd, denn Modesty war schließlich hilflos und seine Gefangene.
    Er sagte fröhlich: «Ich bin versucht, den Rest der Nacht hier zu verbringen und Ihnen ein paar unangenehme Stunden zu bereiten, Vögelchen.»
    Sie blickte ihn unbewegt aus ihren dunklen Augen an und sagte: «In Ordnung.»
    «Aber ich werde es mir doch anders überlegen.»
    Mit ärgerlicher Verachtung sagte sie: «Hören Sie auf zu bluffen, Browne. Sie können es nicht sehr gut.»
    «Wie bitte?»
    «Willie war ein Narr. Er kann nicht fort von hier. Aber es ist eine Tatsache, daß Sam Solon uns morgen lebend und gesund vorfinden will. Ich weiß nicht warum, aber ich weiß verdammt gut, daß er es so haben will. Und er ist Ihr Chef. Jawohl. Also werden Sie Willie kein Haar krümmen, wenn Sie ihn morgen finden, und Sie werden mir auch keine Unannehmlichkeiten bereiten, denn wenn Sie es tun, wird Solon Sie morgen in Stücke zerlegen. Hauen Sie jetzt ab, und lassen Sie mich schlafen.»
    Sie legte den Kopf auf das Kissen und schloß die Augen. Beauregard Browne stand da und starrte auf sie herab, seine Pupillen wie Stecknadelköpfe, das Gesicht seltsam blaß. Seine Hände öffneten und schlossen sich.
    Condori, den Star PD .45 noch immer in der Hand, folgte ihm langsam; in seinem Blick lagen Besorgnis und Unsicherheit.
    ###
    Zweihundert Meter weit entfernt schwang sich Willie Garvin geräuschlos auf das Deck der Motorjacht. Die Männer, die den Hafen bewachten, hatte er längst lokalisiert und sich vorsichtig abgedeckt, als er von Boot zu Boot kroch. Es war nicht einfach, bei dem unsteten Mondlicht zu arbeiten, und er fand auf den Booten nicht das, was er suchte. Erst eine Stunde später wurde seine Suche in einem der Bootshäuser an der Westseite des Hafens belohnt. Bald war er wieder im Wasser und damit beschäftigt, die Ausrüstung dorthin zu schleppen, wo er sie haben wollte.
    Als er fertig war, ruhte er ein paar Minuten aus und überlegte resignierend, daß alles, was er bisher getan hatte, vergeblich gewesen war, wenn sie auf den zweiten Plan zurückkommen müßten. Der Gedanke bedrückte ihn nicht. Modesty Blaise hatte ihn zu den ersten Vorbereitungen eines Gegenschlages veranlaßt, und das gab ihm einen unglaublich starken Auftrieb …
    Auf einem felsigen Abhang, eine halbe Meile vom Hafen entfernt, fand er eine kleine Höhle, wo er das restliche Wasser aus Hemd und Hose auswrang, beides feucht wieder anzog und sich hinsetzte, um das Goff-180-Gewehr zu untersuchen. Modesty hatte es erst vor ein paar Monaten mit John Dalls Hilfe aus Amerika bekommen. Es war ein .22, vollautomatisch, mit einem Trommelmagazin und einer Kadenz von dreißig Schuß pro Sekunde. Nicht, daß dies so wichtig war. Wichtig war die Laserzielvorrichtung. Sie projizierte einen roten Punkt, der deutlich auf dem Ziel zu sehen war. Dort, wo dieser rote Punkt war, dort traf die Kugel mit tödlicher Präzision, ganz gleich, ob es ein einzelner Schuß oder ein Kugelregen war. Ein Schwindel. Eine Beleidigung für die Treffsicherheit eines Schützen. Aber wenn man gewinnen wollte, war es eine gute Waffe.
    Zwanzig Minuten später lag Willie Garvin auf dem Bauch und erforschte den Richtplatz. Als er seine Aufgabe beendet hatte, kehrte er zu der kleinen Höhle zurück. Seine Kleider waren jetzt trocken, und er setzte sich mit gekreuzten Beinen nieder. Die Hände ruhten auf den Knien,

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