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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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und Sydney hat das Flugboot danach dirigiert. Übrigens sagen sie, es sei eine Shin Meiwa PS-I; sieht nach einem VIP-Empfang aus.»
    «Es muß dich dort jemand mögen, Prinzessin.»
    «Ich glaube, jemand mag die Story. Irgendein reicher Australier leitet die Operation, und ihm gehören unter anderem auch Zeitungen. Griechische Abstammung, Selfmademann, vom Bettler zum Millionär und so weiter. Fällt dir etwas dazu ein, Willie? Er heißt Sam Solon.» Sie wechselte ins Arabische. «Er stand in den Tagen des
Netzes
auf unserer Kandidatenliste, erinnerst du dich? Aber dann fand ich, daß mir sein Stil gefällt, und überdies besaß er nicht die Art von Dingen, die zu stehlen wir interessiert waren.»
    Willie sagte: «Ich war einmal in Athen mit Sam Solon in einem Pokerkurs. Du wolltest, daß ich ihn näher kennenlerne. Danny Chavasse hat mich ihm vorgestellt, und ich spielte einen reichen, dümmlichen Engländer, der den Rest seines ererbten Vermögens vergeudet. Dabei hatte ich immer das unangenehme Gefühl, daß es mir nicht gelang, Solon zu täuschen.» Er sprach wieder englisch. «Wie geht es dem Patienten, Prinzessin? Ende.»
    «Ich glaube, er ist in einem wesentlich besseren Zustand als zu dem Zeitpunkt, als ich ihn aus dem Meer gefischt habe, aber unsere Unterhaltung ist noch ziemlich einseitig. Er beobachtet mich sehr oft. Ich meine nicht irgendwie lüstern, er sieht mich einfach sehr intensiv an.» Sie lachte. «Vielleicht so, wie ein Künstler Menschen betrachtet? Ja, und wann immer er spricht, bedankt er sich und scheint immer noch zu glauben, daß er du-weißt-schon-wer-ist. Das ist so ziemlich alles. Es ist, als wäre sein Gehirn ganz leer, und vielleicht stimmt das auch, falls er an einer Amnesie leidet. Ende.»
    «Hast du ihm gesagt, wo ihr seid, Prinzessin? In der Tasman-See?»
    «Ja, und ich glaube, er hat mich verstanden, aber er hat nur verlegen drein gesehen, als wüßte er, daß ich mich irre; er war aber zu höflich, um mich zu korrigieren. Noch etwas, Willie. Er war lange Zeit in einem so geschwächten Zustand, daß er mir nichts hätte vormachen können; er ist bestimmt kein Schwindler. Er ist … es klingt vielleicht dumm, aber unschuldig wäre das richtige Wort für ihn.» Ihre Stimme wurde einen Moment lang schwächer, dann klang sie wieder deutlich.
    «Eben habe ich das PS-I gesehen, jetzt werde ich eine Weile beschäftigt sein. Versuchen wir, irgendwann morgen Kontakt aufzunehmen, falls du zu Hause bist.»
    Sie wartete auf seine Bestätigung, meldete sich rasch ab und wechselte auf die Sydney-Frequenz, um die Ankunft des Flugbootes durchzugeben. Zwei Minuten später war sie draußen auf dem Deck und hielt die Hand über die Augen, um das Flugboot mit den vier Turboprops zu beobachten, das sich eine halbe Meile backbord langsam näherte. Sie sah, wie es einschwenkte, südlich von ihr einen großen Kreis zog und an Höhe verlor. Sie winkte mit einem Handtuch, dann ging sie in die Kajüte und weckte behutsam den schlafenden Mann. Er bewegte sich, dann öffneten sich plötzlich seine noch immer geschwollenen Lider. Einen Augenblick lang starrte er sie an, dann lächelte er. «Danke. Du bist sehr lieb.» Seine Stimme war ein heiseres Flüstern.
    «Ein Flugzeug ist gekommen, um Sie in ein Krankenhaus zu bringen. Dort wird man Sie richtig pflegen. Verstehen Sie?»
    Nach ein paar Sekunden nickte er langsam, aber sie sah, wie Unsicherheit und Angst seinen Blick verdunkelten. «Kein Grund, sich zu fürchten», sagte sie. «Bleiben Sie ganz ruhig liegen, und versuchen Sie, ein wenig aufzuwachen. In ungefähr zehn Minuten werden wir soweit sein, Sie hinüberzubringen.» Sie berührte seine Wange mit ihrer Hand, dann lächelte sie beruhigend und ging hinaus.
    Als die Shin Meiwa auf einer spiegelglatten See gelandet war, hatte Modesty bereits alle Segel eingeholt und den Motor angeworfen. Barfuß an der Ruderpinne sitzend, beobachtete sie, wie sich das Flugzeug langsam der
Wasp
näherte und einen Steinwurf weit weg zum Stillstand kam. Die Motoren schwiegen. Ein großes Schlauchboot, leuchtend orange, glitt ins Wasser. Zwei Männer stiegen ein. Man reichte ihnen eine Trage und einen Außenbordmotor, dann stieg ein dritter Mann in das Boot hinunter. Nach einer kurzen Pause wurde der Motor gestartet, und das Boot bewegte sich langsam auf die
Wasp
zu. Die ersten beiden Männer waren groß und braungebrannt und trugen Baumwoll-T-Shirts und Hosen. Der dritte war älter; auf dem Kopf mit dem klein gelockten

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