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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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eisgrauen Haar trug er eine alte Segelmütze.
    Als der Abstand kleiner wurde, stellte sie fest, daß der dritte Mann wegen des grauen Haars um gute zehn Jahre älter wirkte. Die blauen Augen in dem wettergebräunten Gesicht und die straffe Haut seines Halses hingegen deuteten daraufhin, daß er etwa Mitte fünfzig war. Das Gesicht war kantig, mit einem breiten Mund, einer etwas flachen Nase und abstehenden Ohren. Es war ein Gesicht, das die Erfahrung hart gemacht hatte, was durch einen Anflug von Humor gemildert wurde.
    Seit langem ausgeübte Autorität ließ es vielleicht auch ein wenig arrogant wirken.
    Als das Schlauchboot auf der Höhe der
Wasp
angekommen war, drosselte der ältere Mann den Motor, nickte Modesty beifällig zu und sagte: «Hallo, Mädchen. Haben Sie Sydney berichtet, daß wir Sie gefunden haben?» Sein leicht australischer Akzent verdeckte einen noch schwächeren kontinentalen Akzent in seinem Englisch.
    «Ja, ich habe es soeben mitgeteilt», erwiderte sie.
    «Danke, daß Sie gekommen sind.»
    «Ich bin Sam Solon. Wie geht’s dem Mann, den Sie aufgefischt haben?»
    «Nicht allzu schlecht.»
    «Gut.» Er nickte den beiden Männern zu. «Charlie, Jack, springt an Bord, legt ihn auf die Tragbahre und bringt ihn auf das Schlauchboot. Ich bring ihn zum Arzt hinüber, dann komm ich zurück, um euch abzuholen.»
    «Nein, warten Sie», sagte Modesty etwas scharf. «Er steht noch immer unter Schock, und ich möchte nicht, daß er sich aufregt. Also werden wir das so machen, wie ich es will. Ihr gebt mir die Trage und wartet, bis ich ihn drauf habe. Das kann ich allein. Ich rufe, wenn ich soweit bin, daß ihr ihn aufs Boot nehmen könnt.»
    Die beiden Männer blickten Sam Solon an, der Modesty einen Augenblick von der Seite ansah, dann sagte er: «Gut, meine Schöne. Machen Sie es, wie Sie wollen.»
    Sie manövrierte die Tragbahre in die Kajüte und stellte sie auf den Boden. Der Mann im Bett beobachtete sie und begann zu zittern. «Es ist alles in Ordnung», sagte sie. «Eine kleine Bootsfahrt, dann eine bequeme Reise in ein Krankenhaus mit wunderschönen Krankenschwestern.»
    Als sie neben ihm kniete, umfaßte er ihre Hand und sagte flehentlich: «Nein. Bitte. Lassen Sie nicht zu, daß man mich wegführt.»
    «Es gibt keinen Grund, Angst zu haben.»
    Er griff nach ihr und klammerte sich an sie; vor Angst und Schwäche schluchzte er beinahe. «Bei dir bin ich sicher. Bitte laß mich bei dir bleiben. Bitte.»
    Sie legte ihren Kopf an seine Brust und berührte seine Augenbrauen. Irgendwie hatte sie geahnt, daß er so reagieren würde, und deshalb hatte sie die Männer angewiesen, sich fernzuhalten, bis sie soweit war. Sie wollte nicht, daß diese gesundheitsstrotzenden Männer ihn in seiner Schwäche und seinen eingebildeten Ängsten sahen.
    «Luke», sagte sie leise, es war das erste Mal, daß sie diesen Namen benutzte, «ich verspreche Ihnen, daß nichts geschieht und daß Ihnen niemand weh tun wird. Ich habe alles getan, was ich für Sie tun konnte. Jetzt bin ich sehr müde, und ich habe noch eine weite Reise vor mir. Man wartet draußen, um Sie an Bord des Flugbootes zu bringen, und ich möchte, daß Sie mir jetzt ganz ruhig und ohne Aufregung, so wie Sie bisher waren, Lebwohl sagen, und sich dann forttragen lassen. Tun Sie das mir zuliebe? Bitte!»
    Sie spürte, wie das Zittern seines Körpers allmählich nachließ. Seine Hand strich langsam über ihren Rücken, und sie hörte, wie er aufseufzte. Einen Moment lang streckte er den Kopf vor, und seine zerrissenen Lippen berührten ihre Wange unter dem Augenwinkel, dann fiel er kraftlos auf das Kissen zurück. Als sie sich aufrichtete, blickte er sie wieder mit seinem seltsam intensiven Blick an. Er flüsterte: «Leb wohl. Und danke. Ich bin jetzt bereit.» Seine Augen schlossen sich.
    Sie sagte: «Gut. Ich stelle zuerst Ihre Füße auf den Boden, dann hebe ich Ihren Oberkörper. Bereit? Fein. Können Sie sich ein wenig aufsetzen, damit ich meinen Arm unterschieben kann? So. Langsam jetzt. Ach … großartig.»
    Sie rief hinaus: «Okay. Zwei von euch können jetzt an Bord kommen. Der eine soll vorne warten, der andere nimmt an der Kajütstreppe ein Ende der Bahre.»
    Zwei Minuten später wurde der Mann, der sich Luke Fletcher nannte, in eine Decke gehüllt und, an die Trage geschnallt, mit festgeschlossenen Augen in das Schlauchboot hinabgelassen. Modesty fragte Sam Solon:
    «Werden Sie ihn in das Flugboot hinaufbekommen?» Salon warf den Motor an. «Mit

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