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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Büro. Rogers, einer der Redakteure, sagte, daß Dick gestern abend eine wichtige Verabredung, die mit einer anderen Story zu tun hat, nicht eingehalten habe, und so etwas sei noch nie dagewesen. Seitdem seien sie auf der Suche nach ihm.»
    Willie hielt inne und blickte auf. Modesty lehnte an der Wand neben dem Fenster, kaute an ihrer Unterlippe und starrte geistesabwesend vor sich hin. Er fuhr fort: «Ich ging ins Studio, und Luke war nicht dort.
    Keine Anzeichen eines Kampfes, aber das würde man von Luke auch nicht erwarten.» Er lehnte sich zurück, blickte stirnrunzelnd auf sein Notizbuch und zeichnete einige Arabesken hinein. «Tarrant ist nicht in der Stadt, aber Fraser versprach, uns zu informieren, wenn er etwas von Dick Kingston hört. Hier sind wir festgefahren und warten, ich weiß nicht, worauf. Meinst du, wir sollten Sam Solon verständigen?»
    Modesty schüttelte den Kopf. «Je weniger Menschen davon wissen, desto mehr Möglichkeiten bleiben uns offen, Willie. Ich habe nicht einmal Fraser eine Erklärung gegeben, als ich ihn bat, etwas über Dick herauszufinden. Ich weiß nicht, wer Luke geschnappt hat oder warum, aber ich glaube, diesmal gehören wir dazu. Ich glaube, man wird einen Köder nach uns werfen, und wenn das der Fall sein sollte, möchte ich, daß wir volle Handlungsfreiheit haben.»
    «Einen finanziellen Köder?» fragte er zweifelnd.
    «Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber ich kann mir überhaupt nichts vorstellen, also habe ich aufgehört, es auch nur zu versuchen.» Sie wandte den Kopf und sah ihn an. «Die Frau sagte ‹… sie muß warten, bis sie über Dick Kingston hört …› Über, nicht von. Das gefällt mir gar nicht.»
    Willie Garvin stimmte zu. Der Satz klang bedrohlich. Er zeichnete ein Rechteck um die Telefonnummer. Fraser hatte sie überprüft und berichtet, daß es die Nummer des Ritz-Hotels sei. Willie fragte: «Soll ich ins Ritz gehen und nach Mr. Ricketts fragen?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Dieser Ricketts dient nur zur Zeitbestimmung, Willie. Wer immer hinter dieser Frau steckt, will mit mir sprechen, jedoch erst, nachdem ich etwas über Dick Kingston gehört habe, nicht vorher. Dann werde ich einen Mr. Ricketts ausrufen lassen, der nicht existiert, aber darauf wird jemand in der Halle warten und wissen, daß der nächste Schachzug fällig ist.»
    «Ich könnte mich ein wenig im Ritz herumtreiben und vielleicht jemanden dort finden.»
    «Nein. Es wird niemand von Bedeutung sein, sondern ein Mittelsmann.» Es war, als besäße sie eine ferne und unheilvolle Voraussicht, als wisse sie irgendwie, daß sie nicht handeln konnten, nur warten. Willie stand auf und trat zu ihr ans Fenster. Nach einem kurzen Schweigen sagte sie: «So ist es noch nie gewesen. Wir haben keine Ahnung, gegen wen wir kämpfen, und keine Ahnung, was die Leute erreichen wollen. Alles scheint mit dem zusammenzuhängen, was mit Luke geschah, aber wir wissen nicht, was mit ihm geschah.
    Wir wissen überhaupt verdammt wenig und nichts, wovon sich etwas ableiten ließe. Wir wissen bloß, daß Dinge geschehen, die keinen Sinn ergeben und sich nicht zusammenreimen lassen. Ich hatte noch nie das Gefühl, daß die Initiative so hundertprozentig bei der anderen Seite liegt.»
    Sie blickte Willie mit sehr dunklen Augen an, die plötzlich voller Selbstkritik waren. «Ich war von einer kriminellen Dummheit, Willie. Wir hatten eine Chance, und ich habe sie nicht genutzt. Wir hätten diesen Malteser Anwalt finden müssen, der Frezzi geheuert hat, hätten ihn aufs Meer nehmen und seinen Kopf unter Wasser halten müssen, bis er spricht. Aber ich wollte einfach nicht in die Sache verwickelt werden.»
    Ärgerlich zuckte sie die Achseln. «Und jetzt werde ich erfahren, was ich Luke damit angetan habe. Und Dick Kingston.»
    Willie schob seinen Arm unter den ihren und ging langsam mit ihr auf und ab, durch das große Zimmer mit den Wänden voller Bilder, den achteckigen elfenbeinfarbenen Fußbodenfliesen und den vielen IsfahanTeppichen. «Du hast eine ganze Menge Fehler, Prinzessin», sagte er nachdenklich, «aber wenn ich dir den schlimmsten sagen soll, dann ist es deine Art, dir für alles, was danebengeht, selbst die Schuld zu geben. Du läßt niemandem sonst einen Anteil daran.»
    Sie schwieg einen Augenblick, und als sie wieder sprach, hatte sie sich seiner Stimmung angepaßt. «Willie, willst du damit sagen, ich sei … egoistisch?»
    «Leider ja. Beinahe so wie Anita.»
    «Wer ist Anita?»
    «Eine

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