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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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habe ich zufällig eine außerordentlich gute Nase in solchen Angelegenheiten, und ich prophezeie widerwillige Zustimmung. Ich bezweifle, daß wir den zweiten Plan brauchen werden.»
    Kingston stellte fest, daß er sich automatisch auf das Gespräch konzentrierte und versuchte, Schlüsse zu ziehen. Modesty Blaise? Erpressung? Er riß sich von diesen Überlegungen los und wandte seine gesamte Aufmerksamkeit wieder der unmittelbar bevorstehenden Aufgabe zu, zu überleben.
    Der Priester aß mit sichtlichem Appetit, und seine fanatischen Augen ruhten fortwährend auf Kingston.
    Beauregard Browne und Dr. Feng setzten ihr Gespräch fort. Clarissa aß eher verträumt, mit der Gabel in der Linken, während sie mit der rechten Hand sanft ihre Brust rieb. Kingston entschied, daß ein besserer Moment nicht mehr kommen würde. Das gesunde Bein hatte er jetzt fast unter sich gezogen und dessen Stoßkraft bereits im Hinblick auf seinen Schwerpunkt geprüft. Wenn er sich ein paar Zentimeter erhob, würde sein anderes Bein zurückschnellen und den Klappstuhl wegstoßen, so daß er vorstürzen könnte, während nur das Gewicht des Stuhles die Schlinge zuzog. Das würde ihn nicht allzusehr stören, und sobald er die Waffe in der Hand hatte … Dann würde er mit der Linken den Griff packen und mit der Rechten den Hammer zurückschieben müssen, wenn es eine Automatik war; außer die Waffe war bereits gespannt und gesichert. In diesem Fall würde er sie mit der Rechten entsichern, da der Hebel für den linkshändigen Gebrauch auf der falschen Seite war; vielleicht war es aber auch eine Pistole mit einer Griffstücksicherung. War es ein Revolver, so gab es bestimmt keine Sicherung …
    Er wandte den Kopf, um Beauregard Browne anzusehen, ohne dessen Worte zu hören; vielmehr steigerte sich sein Haß gegen diesen hochnäsigen Schwulen zu einer Wut, die Adrenalin in sein Blut pumpte und ihm zusätzliche Stärke und Schnelligkeit verlieh. Jetzt war der Augenblick gekommen. Er drehte den Kopf blitzschnell dem Priester zu. Seine Beinmuskeln spannten sich für den Stoß.
    Und dann erstarrte er. Der Schock traf ihn wie ein zielgerichteter körperlicher Schlag, und er hatte Mühe, damit fertig zu werden. Noch während er den Kopf wandte, hatte sich die Rechte des Priesters den Bruchteil einer Sekunde bewegt. Dann war sie wieder ruhig, und der Colt Commander direkt auf Kingstons Gesicht gerichtet.
    «Erliege keiner Versuchung, mein Bruder», sagte der Priester.
    Beauregard Browne lachte. «Uriah spürte eine sündige Absicht beinahe früher als der Sünder selbst.» Er stand auf. «Ich glaube, es wird Zeit, daß das Schwert Gottes seinen Auftrag erfüllt.» Kingston bemühte sich, weder die Nerven noch alle Hoffnung zu verlieren.
    Beauregard Browne trat hinter ihn, nahm das Ende des Drahtes, der um seinen Hals lag, am Holzgriff und sagte: «Würden Sie die Freundlichkeit haben, jetzt aufzustehen?» Der Revolver des Priesters verschwand. Der Chinese holte unter dem Tisch einen geflochtenen Korb hervor, entnahm ihm einen Plastiksack, fegte alles, was noch auf dem Tisch lag, hinein und legte den Sack wieder in den Korb. Der Tisch wurde säuberlich zusammengeklappt.
    Irgendwo in der Nähe startete ein Auto, und ein paar Sekunden später wurde es in den Hangar gefahren.
    Am Steuer saß das Mädchen. Kingston biß die Zähne zusammen. Er hatte ihr Fortgehen nicht bemerkt; das war schlimm. Seine einzige Chance lag doch darin, daß er nicht den Überblick verlor. Das Auto war ein Lieferwagen. Es blieb ein paar Schritte entfernt stehen. Das Mädchen stellte den Motor ab, stieg aus und ließ den Schlüssel stecken. Sie öffnete den Gepäckraum und half dem Chinesen, Korb und Klapptisch zu verstauen.
    Beauregard Browne sagte: «Würden Sie bitte hierherkommen, Mr. Kingston?» Er drehte an dem Draht, wies in eine Richtung, und dann ging er mit Kingston auf einen dreißig Schritte entfernten Platz zu.
    «Hier sind wir, mein guter alter Journalist. Und was sehen Sie, wenn Sie sich jetzt nach rechts wenden? Was sonst als das Schwert Gottes, das eben dabei ist, die letzten Riten zu vollziehen. Nehmen wir diesen ekelhaften Draht ab. So, das ist bestimmt gemütlicher für Sie. Und jetzt – große Überraschung – werden wir Ihnen eine entzückende kleine Feuerwaffe in Ihre Rechte drücken; es handelt sich, wie Sie bemerken werden, um einen Colt Cobra 38-Spezial, eines der Modelle, die unsere Agenten routinemäßig erhalten, und das Ihnen daher gut bekannt sein

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