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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Minuten bat man mich, man könnte auch sagen, befahl man mir, ein völlig fremder Mann, hier zu klingeln und Ihrem Gatten eine Nachricht zu überbringen, die etwas rätselhaft, aber vielleicht auch beängstigend klingt.»
    «Wie bitte?» fragte Mrs. Ross verständnislos.
    Der Geistliche rieb sich die buschigen Brauen über den rotgeränderten Augen. «Ist Ihr Mann zu Hause, Mrs. – eh – Ross?»
    «Nun ja, aber er ist Aufseher, und diese Woche hat er Nachtdienst, daher schläft er.»
    «Ach du liebe Zeit. Ich hoffe, man hat mich nicht für einen dummen Scherz mißbraucht. Sagen Sie, kennen Sie jemanden namens Caroline?»
    «Das ist unsere Tochter, aber jetzt ist sie eben in der Tanzstunde. Nachher geht sie zu ihrer Freundin Jane, um mit ihr die Hausaufgaben zu machen.»
    Der Mann, der sich Harold Parker nannte, schüttelte besorgt und zweifelnd den Kopf. «Darf ich, bitte, hereinkommen, Mrs. Ross? Und würden Sie Ihren Mann bitten, herunterzukommen und mich anzuhören?»
    «Sie wollen doch nicht andeuten, daß etwas geschehen ist? Ich meine – Caroline – es ist doch alles in Ordnung, nicht wahr?»
    «Ich habe keine Ahnung, Mrs. Ross, wir wollen beten, daß es so ist und daß meine Angst sich als unbegründet erweist.»
    Fünf Minuten später saßen Alice und Albert Ross nebeneinander auf dem kleinen Sofa. Seine Haare waren noch vom Schlaf zerzaust, er hatte eine Hose, einen Pullover und Pantoffeln an. Harold Parker, der mit vorgebeugten Schultern auf einem Stuhl neben dem Kamin saß, sagte mit seiner krächzenden Stimme: «Ich werde mich kurz fassen, Sir. Ich bin auf Urlaub von Nigerien und wohne bei einer verwitweten Tante in diesem Bezirk hier. Vor ein paar Minuten stand ich allein bei einer Bushaltestelle an der Ecke von Ardmere Road. Auf der anderen Straßenseite hielt ein Auto an, ein Mann stieg aus und kam auf mich zu. Er sprach, wie mir schien, mit einem leicht irischen Akzent und fragte mich, ob ich Cheadwell Gardens Nummer 23 kenne.»
    Harold Parker machte mit seinen großen Händen eine Bewegung. «Natürlich nahm ich an, daß er dieses Haus suchte, und sagte ihm, daß ich die Straße, wenn auch nicht die Nummer 23, kenne. Ich wollte ihm eben den Weg weisen, als er mir befahl: ‹Sagen Sie Albert Ross, Caroline ist im Moment nicht gefährdet, und es wird ihr auch nichts geschehen, solange er beim Telefon bleibt und sich vernünftig verhält.› Das waren die genauen Worte, denn ich habe sie auf dem Weg hierher fortwährend wiederholt.»
    Albert Ross, ein untersetzter Mann mit einer brüsken Art, war nicht mehr schläfrig. Er fuhr sich mit einer Hand über den Mund und fragte: «Wie sah der Mann aus?»
    «Das kann ich nicht sagen, Mr. Ross, ich trug keine Brille, und als ich sie fand und aufsetzte, waren Mann und Auto bereits verschwunden.»
    Alice Ross war blaß geworden. Nervös fragte sie:
    «Glaubst du, daß etwas geschehen ist, Bert?»
    «Das müssen wir feststellen.» Er stand auf. «Mir scheint’s lächerlich, daß ein Ire einem Geistlichen an einer Bushaltestelle eine Nachricht übergibt. Trotzdem werde ich in der Tanzschule anrufen.»
    Zwei Minuten später wußte man, daß Caroline die Tanzstunde, die eben endete, nicht besucht hatte. Mit wachsender Angst, aber auch mit wachsender Vorsicht, rief Albert Ross bei Jane an, um zu sehen, ob seine Tochter vielleicht direkt von der Schule hingegangen war, anstatt zuerst die Tanzstunde zu besuchen. Als er feststellte, daß dies nicht der Fall war, sagte er etwas von einem Mißverständnis und legte auf.
    «Sie ist nicht dort, Alice.» Jetzt war sein Gesicht weiß. «Unsere Carry ist fort.» Seine Frau preßte eine Hand an den Mund und begann zu weinen. Er nahm sie in die Arme und streichelte ihre Schulter.
    Harold Parker sagte ernst: «Ich glaube, es ist an der Zeit, die Polizei zu verständigen, Mr. Ross. Wenn die Sache bloß ein grausamer Scherz ist, um so besser. Wenn nicht, dann haben wir keine Zeit zu verlieren.»
    «Nein, warten Sie eine Minute», sagte Albert Ross scharf. Er verfügte über eine schwache Vorstellungsgabe, und vorläufig war die Situation noch völlig irreal für ihn, aber er hatte einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Vor seinem geistigen Auge stand ein von zahllosen Fernsehkrimis genährtes Bild von Carrie, die gefesselt und in Todesangst in einem schäbigen kleinen Hinterzimmer lag. Er hatte nicht die Absicht, irgend etwas zu tun, das seiner Tochter schaden könnte, oder überhaupt irgend etwas zu tun, bis er seine

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