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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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schweißgetränkt war. Die geistige Anstrengung, seine Absicht zu erraten oder sich die enorme Anspannung vorzustellen, der er ausgesetzt war, erlaubte sie sich nicht. Jetzt lagen die Nylonschlingen auf dem Boden. Der Panther sah sie eine Weile an, dann ging er um sie herum. Willie bewegte die Stange, um sie zwischen sich und dem Tier zu halten. In der beinahe greifbaren Stille, die sich über die Arena gesenkt hatte, konnte sie Willies Atem hören. Er atmete langsam und tief.
    Der Panther bewegte sich. Die Stange bewegte sich.
    Die Raubkatze schlug gereizt auf die Stange, und Holzsplitter flogen. Willie wich schräg zurück, senkte die Schlingen nochmals zu Boden, öffnete sie mit der Stangenspitze und wartete. Der Panther bewegte sich. Die Stange bewegte sich. Wurde bis zur Höhe der gelben Augen über dem fauchenden Maul gehoben. Pause.
    Dann wiederholte sich das Spiel.
    Modesty nahm die Wiederholung zur Kenntnis und wusste, dass sie sich nicht mehr zurückziehen musste.
    Jetzt waren Willie und die große Katze völlig miteinander beschäftigt. Sie atmete tief ein und konzentrierte sich auf die Vorgänge. Jetzt machte der Panther einen Schritt nach vorn und achtete nicht mehr auf die Stange, sondern auf Willie. Eine Pfote verfing sich in einer der ausgebreiteten Schlingen. »Prinzessin«, rief Willie rasch. Sie rollte die Zunge gegen die Zähne und stieß einen gellenden Pfiff aus. Der schwarze Kopf drehte sich um.
    In diesem Moment der Ablenkung hob Willie das Ende der Stange hoch, sodass eine Schlinge über den Kopf der Katze glitt. Ihre Reaktion war rascher als ein Schuss – ein Sprung nach hinten, um sich zu befreien. Aber die Bewegung zog beide Schlingen fest, die eine um das Bein oben an der Schulter, die zweite um den Hals.
    Willie verlor beinahe das Gleichgewicht, aber er fasste wieder Fuß. Dann stemmte er sich mit aller Kraft dagegen, während der Panther unter wütendem Fauchen versuchte, sich vorwärts zu werfen und ihn zu erreichen. Die Berber brüllten vor Aufregung. Modesty wusste, dass eine der Pfoten sehr bald die dünne Nylonschnur finden und zerreißen würde. Willies einzige Hoffnung war, den Panther in den nächsten dreißig Sekunden zu vernichten. Aber er hatte keine Waffe, keine Möglichkeit.
    Modesty sah, dass er sich drehte, beugte und plötzlich umwandte, sodass er dem Panther den Rücken zudrehte und die Stange über seiner Schulter lag. Dann suchte er einen festen Stand zu gewinnen, hob den Drehpunkt an seiner Schulter, lehnte sich vor, während er ein Bein nach hinten streckte – und stand da wie ein plötzlich erstarrter Läufer, die Augen geschlossen, die Zähne zusammengepresst, ein einziges Bündel übermenschlicher Anstrengung … Und der Panther wurde hochgehoben, hing hilflos an der Stange und war unfähig, mit Krallen oder Zähnen die Schlingen zu zerreißen. Immer höher wurde er gehoben, und der schwarze Körper schwang nach vorn.
    Eine Hinterpfote krallte sich in Willies Rücken und riss auf einer Seite Hemd und Haut auf. Blut glitzerte im Sonnenlicht und floss über seine Hüfte. Willie zeigte keine Reaktion. Er hatte bereits begonnen, sich auf dem Fleck zu drehen, sodass der Panther von ihm weg nach außen schwang. Anfangs war die Bewegung langsam, aber sie beschleunigte sich rasch. Nach der vierten Runde hatte er genug Schwung, um plötzlich unter der Stange wegzuspringen. Jetzt lehnte er sich mit ausgestreckten Armen zurück, sodass der Panther am Ende der langen Stange einen gewaltigen Kreis beschrieb.
    Alle Berber waren aufgesprungen und schrien. Modesty blickte nach rechts und beobachtete, wie Willie unglaublich rasche kleine Schritte machte, während er sich drehte, den Körper weit zurückgelehnt, um das Kräftegleichgewicht zu halten. Der Panther stieß ein wütendes Geheul aus. Nur vage sah sie hinter Willie auch den Prinzen und sein Gefolge.
    Noch einmal wurde der Panther herumgeschleudert, dann ließ Willie mit einem tonlosen Schrei die Stange los und fiel auf den blutbedeckten Boden. Panther und Stange segelten durch die Luft und auf die eiserne Balustrade der königlichen Loge zu. Ein wilder Angstschrei. Aufregung, als Rahim sich nach hinten zwischen seine Berberfreunde fallen ließ.
    Dann das Bellen einer schwerkalibrigen Feuerwaffe:
    Little Krell hielt eine Automatic in der Hand und feuerte auf das näherkommende Tier. Es war ein Colt Commander .45, eine Waffe von beeindruckender Wirkung. In weniger als einer Sekunde hatte Little Krell dem Panther drei

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