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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Schüsse verpasst, zwei in die Herzgegend und einen Kopfschuss.
    Eine Armlänge von Little Krell entfernt fiel das Tier tot über die Balustrade. Little Krell sah es an, steckte die Waffe in sein Halfter unter dem Lederwams, legte die Hände auf das schmiedeiserne Geländer und starrte wieder in die Grube hinunter.
    Prinz Rahim, der zusammen mit einigen seiner Kumpanen auf dem Boden lag, hatte Mühe, sich zu erheben. Er atmete wie ein Mann, der einen Hundert-Meter-Sprint hinter sich hat, und sein Gesicht war ganz fleckig vor Erregung. Die Berber waren jetzt still – weniger vor Schrecken als vor Erstaunen. Unten in der Arena stand Willie Garvin langsam auf und presste eine Hand links unterhalb des Brustkastens auf den Rücken.
    Einen Moment lang sah er zur königlichen Loge auf, dann wandte er sich dem Pfosten zu.
    Unter den Berbern wurde ein Ton hörbar, ein Ton, der anschwoll und sich über den ganzen Abhang verteilte, ein lautes Rufen, in dem man einige klare Emotionen erkennen konnte – Befriedigung, Hochachtung und Beifall. Jemand warf etwas Glitzerndes in die Luft.
    Ein gebogenes Messer blieb ein paar Schritte vor Willie Garvin im Boden stecken. Er hob zum Dank eine Hand, ging zum Pfosten und schnitt die Fesseln an Modestys Handgelenken durch.
    Sein Gesicht war ausdruckslos, aber Modesty konnte seine Gedanken lesen, als wären es ihre eigenen. Willie Garvin hatte das Gefühl, versagt zu haben. In seinem Kampf mit dem Panther hatte er die Chance gesehen, die Unterhaltung dieses Tages in Xanadu zu beendigen.
    Seine Absicht war klar: den wütenden Panther benützen, um den Prinzen zu verwunden oder zu töten.
    Dann hätte es an diesem Tag keine weiteren Kämpfe mehr gegeben. Man hätte sie wahrscheinlich eingesperrt, bis man alles weitere beschlossen hätte. Aber so …
    Ohne die Lippen zu bewegen, flüsterte sie: »Ich glaube trotzdem, dass du es geschafft hast. Hör den Berbern zu.«
    Seine trockenen Lippen verzogen sich zu einem mühevollen Grinsen. »Hoffen wir es.«
    Sie nahm das Messer, befreite ihre Fußgelenke und schob Willies Schulter an den Pfosten, um ihm sein blutiges Hemd auszuziehen und die zwanzig Zentimeter lange klaffende Wunde zu begutachten, die die Pantherkrallen gerissen hatten. Es war nur eine Fleischwunde, aber sicher infiziert von den Krallen des Tieres.
    Sie ging auf den Abhang mit den Berbern zu, breitete ihre blutbefleckten Hände aus und rief mit eisiger Stimme: »Können die Männer von Xanadu einem solchen Kämpfer eine Flasche Wasser verweigern?«
    Das Rufen der Menge wurde lauter. Ein Mann ging zum Rand der Arena und warf ihr eine halb mit Wasser gefüllte Ziegenhautflasche zu. Sie fing sie auf und ging zu Willie zurück. Er war auf die Knie gesunken und murmelte: »Alles okay, Prinzessin, es wird schon besser.«
    »Gut.« Sie schnitt ein Stück von seinem Hemd ab, befeuchtete es und begann die Wunde zu waschen, ohne auch nur einen Blick auf die königliche Loge zu werfen.
    Prinz Rahim Mohajeri Azhari klammerte sich mit beiden Händen an die eiserne Balustrade und versuchte, das Zittern seiner Beine zu beherrschen. Der Körper des Panthers lag immer noch über der Balustrade und war sehr nahe. Der Kiefer des Tieres hing herab, und Rahim stellte sich vor, was diese grässlichen Zähne ihm angetan hätten. Er wollte Garvin tot sehen – jetzt, sofort. Ohne Aufschub. Und auch Blaise. Aber er traute sich nicht, die offenkundigen Sympathien der Berber außer Acht zu lassen. Nach einem solchen Schauspiel wollten sie Blaise und Garvin nicht wie Ziegen abgeschlachtet sehen.
    Mit großer Anstrengung verzog der Prinz die Lippen und hoffte, dass die Männer auf der anderen Seite der Arena seine Grimasse für ein nonchalantes Lächeln hielten. »Wir wollen einen tapferen Feind respektieren«, schrie er und nahm allen Mut zusammen, um eine Hand auf den toten Tierkörper zu legen. »Unsere Feinde müssen sterben, aber diese beiden sollen leben, um einen weiteren Tag lang Kämpfe auszutragen.«
    Die Berber brüllten zustimmend. Der Prinz machte eine königliche Handbewegung. »Ihre Wunden sollen von unserem Arzt versorgt werden«, rief er und wandte sich ab, bemüht, vor seiner Umgebung die kochende Wut zu verbergen. Das Eisengitter öffnete sich, und Männer liefen in die Arena. Rahim stieg die Stufen hinauf, dann drehte er sich kurz um und sagte auf Französisch: »Das war gute Arbeit, Little Krell. Schützenkunst
par excellence

    Der glatt rasierte Kopf auf den riesigen Schultern beugte

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