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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Rahim und sein Gefolge sehen. Zu ihrer Linken saßen auf dem Abhang über der Grube die Berber. Sie hatte die Riemen ausprobiert und festgestellt, dass es mehr als eine halbe Stunde dauern würde, sie so zu dehnen, dass Hoffnung auf Flucht bestand. Was immer auch bevorstand, würde in einer halben Stunde längst vorbei sein.
    Die Entscheidung lag in Willies Händen, und dafür war sie dankbar.
    Die Eisentür öffnete und schloss sich hinter Willie, der die Grube betrat. Sie beobachtete ihn unbeweglich und zollte ihm innerlich Beifall, als er, die Daumen in den Gürtel gesteckt, durch die Arena ging und sich interessiert, aber völlig gelassen umsah. Vielleicht hatten ihm die Wächter berichtet, was sich bis jetzt in der Grube abgespielt hatte. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls ließ nichts in seinem Verhalten darauf schließen, dass er beunruhigt war.
    Unter den Berbern erhob sich bei seinem Eintritt lautes Gemurmel; er winkte ihnen beiläufig zu. Dann schlenderte er langsam zu dem Pfosten, an den sie gebunden war. Er zeigte weder Erstaunen noch Furcht, vielleicht eine Andeutung von Amüsement. Als er beinahe bei ihr war, rief der Prinz: »Mister Garvin!«
    Willie blieb stehen, blickte zur königlichen Loge und fragte höflich: »Hoheit?«
    »Ich werde Arabisch sprechen, damit alle verstehen, was jetzt geschieht!« Der Prinz erhob die Stimme.
    »Meine Berberfreunde preisen immer noch einen mächtigen Scheich ihres Stamms, der vor zweihundert Jahren in den Bergen von einem Panther angegriffen wurde und ihn mit bloßen Händen tötete.«
    Willie blickte zu den Berbern. »Ein großer Mann«, sagte er ehrfurchtsvoll und sah wieder zum Prinzen.
    »Einige haben versucht, diese Tat zu wiederholen«, fuhr Rahim laut fort, »aber in all diesen Jahren erreichte uns keine Nachricht, dass es jemandem gelungen wäre. Der heutige Tag gibt dir, Engländer, Gelegenheit, es ihm gleichzutun.« Sein strahlendes Lächeln ließ alle seine Jacketkronen aufblitzen. »Und um deinen Kampf zu beleben, haben wir die Frau, die sich Modesty Blaise nennt, dorthin postiert, wo du sie jetzt siehst, auf dass du und der Panther um ihren Besitz streiten könnt.« Willie nickte kurz. Noch bevor der Prinz die letzten Worte sprach, hatte sich Willie abgewandt und sah sich langsam in der Arena um. Seine blauen Augen wanderten zu Modesty, ruhten auf ihr, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen, und wanderten weiter. Sie wusste, dass er die ganze Situation in sich aufzunehmen versuchte, um kein Detail, das von Nutzen sein konnte, zu übersehen.
    Metall klirrte, und dann hörte man ein ärgerliches Fauchen. Wieder war das Tor offen und ebenso die Tür des Käfigs, den man auf den Schienen hinuntergeschoben hatte. Ein Stachelstock fuhr durch die Gitterstäbe des Käfigs, und im nächsten Augenblick flog ein schwarzes Etwas in die Grube und raste wie ein Schatten die östliche Wand entlang.
    Willie Garvin stand still. Modesty fixierte ihre Aufmerksamkeit auf ihn, dann zog sie sich ganz in sich zurück, machte ihr Inneres leer und wurde eins mit dem Pfosten, an den sie gebunden war. Nach der alten Kunst des
ninjutsu
löste sie ihr Sein auf. Das Einzige, was sie jetzt für Willie tun konnte, war, den Panther nicht auf sich aufmerksam zu machen.
    Willie Garvin drehte sich langsam um, atmete tief mit dem Zwerchfell ein, um jede Spannung zu lösen und ein Adrenalin-Gleichgewicht herzustellen; genug, um ihm Kraft und Schnelligkeit zu geben, aber ohne dabei Energie zu verschwenden. Sorgsam nahm er alle Gegebenheiten in sich auf. Er wusste, dass ein Konzentrieren auf den Panther allein ihn unflexibel machen würde.
    Im Zirkus, der ihm zum Teil gehörte, hatte er einiges über Katzen gelernt, aber keine Zuneigung zu ihnen gefasst. Was er über Panther wusste, war nicht gerade beruhigend. Sie waren bösartiger und intelligenter als Löwen oder Tiger und ihnen an Kampfkraft kaum unterlegen. Weil der Panther kleiner war, griff er für gewöhnlich Menschen nur an, wenn er attackiert wurde, aber dann und wann wurde er auch zum
mankiller
.
    Dieser hungrige, verschreckte Panther, den man eben aus dem Käfig gejagt hatte, würde vermutlich alles angreifen, was ihm in die Quere kam.
    Willie kannte drei Tierbändiger, die mit Raubkatzen arbeiteten, und zwei südafrikanische Tierhüter, aber nie hatte er gehört, dass jemand einen Panther mit bloßen Händen erlegt hatte. Vielleicht war es mit einem sehr alten Tier möglich, wenn man es von hinten in einen Würgegriff bekam. Bei jedem

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