Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Gewicht seiner riesigen alten Ledertasche ließ ihn völlig schief erscheinen.
    »Modesty! Da bist du ja, Liebling. Entschuldige, aber ich war mit einem Kerl beschäftigt, dessen Rippen in seine arme alte Lunge stachen. Ich glaube, jetzt geht es ihm besser.«
    Sie bezweifelte, dass Giles Pennyfeather sich in einem ordentlich eingerichteten, sterilen Operationssaal zurechtfinden würde. Anderseits waren wahrscheinlich nur wenige Ärzte im Stande, Patienten unter den primitivsten Umständen am Leben zu erhalten, wie es ihm trotz seiner zugegebenermaßen vagen medizinischen Kenntnisse immer wieder gelang. Sein Gesicht war hagerer als bei ihrem letzten Zusammensein, und sie hätte wetten können, dass er dasselbe Kakihemd trug und dieselbe verdrückte, schlecht geflickte Hose, die da und dort weiß war vom vielen Waschen.
    Wie immer, wenn sie Giles sah, musste sie einen Anflug von Mitleid unterdrücken und sich daran erinnern, dass er von niemandem Mitleid nötig hatte. Giles Pennyfeather würde immer arm bleiben, würde immer mit unzureichenden Mitteln seinen Job zu erfüllen suchen, würde immer für lebensgewandte Menschen eine komische Figur sein. Aber er selbst bemitleidete sich niemals, und sie empfand eine ehrliche, große Hochachtung vor ihm. Als er seine Tasche niederstellte, umarmte und küsste sie ihn, fuhr durch sein Haar und sagte: »Lass mich das nächste Mal das Hotel aussuchen, Giles.«
    »Wie? Ach ja, mein Gott. Es tut mir so leid, aber dieser Knabe hat mir das Hotel Ayachi empfohlen, weil es so billig ist. Es war derselbe Mann, der mich aus dem Tschad hierher gebracht hat. Er flog eine Frachtmaschine und hatte einen freien Sitzplatz. Ich habe ihm einen Zahn gezogen. Und wie steht es mit dir, Modesty?« Er sah sie streng an. »Ich sollte dich untersuchen.«
    »Mir geht es gut, du kannst mich später in Ruhe ansehen.« Sie sah an ihm vorbei auf die Gestalten unter der Zeltplane. »Wir wollen zuerst das erledigen, was hier noch zu tun ist.«
    Willie sagte: »Hier ist alles ziemlich unter Kontrolle. Ihr seid als allerletzte ausgegraben worden, du und der Kerl, der bei dir war.«
    »Wie schlecht geht es ihm, Giles?«
    »Ich weiß es nicht, Liebling. Der andere Arzt untersucht ihn eben. Ein Arzt von hier, recht tüchtig.« Pennyfeather machte eine vage Geste über den Platz. »Man muss noch ein paar Leichen wegschaffen und einige Verletzte ins Krankenhaus bringen, aber natürlich sind die Betten knapp.«
    »Ist El Jadida vom Erdbeben betroffen worden?«
    »Nur der östliche Rand«, sagte Willie. »Dort konzentrieren sich fast alle Bergungsarbeiten.«
    Modesty wandte sich an Pennyfeather. »Ich möchte, dass du dir meinen Franzosen ansiehst. Wenn man ihn zu Hause pflegen kann, nehmen wir ihn mit. Das bedeutet ein belegtes Bett weniger im Krankenhaus.«
    Pennyfeather fuhr sich mit den Fingern durch sein widerspenstiges Haar. »Nach Hause?«, fragte er. »Ins Penthouse?«
    Willie lachte schallend. Modesty sagte geduldig:
    »Nein, Giles, mein Lieber. Zu Hause ist auch hier. Du weißt, dass ich in Marokko gelebt habe. Ich habe immer noch ein Haus hier.«
    »Ach ja, richtig. Jetzt erinnere ich mich.« Plötzlich fuhren seine Brauen hoch. »Mein Gott, ist dir klar, dass wir uns dort hätten treffen können anstatt im Hotel Ayachi? Dann wärst du nicht hier gewesen, als es einstürzte.«
    »Ja, es war mir klar, Giles. Nur du hast nicht daran gedacht. Und jetzt kümmere dich bitte um meinen Franzosen, Schatz.«
    »Gut.« Giles nahm seine Tasche auf und stakste davon. Modesty schaute ihm nach und sagte leise: »Er tut in einem Monat mehr Gutes, als ich in meinem ganzen Leben getan habe.«
    Willie zuckte die Achseln. »Nicht jeder von uns kann ein versponnener Mediziner sein, Prinzessin.«
    »Keine Angst, das war nur eine Feststellung und nicht etwa Ausdruck einer Depression.«
    »Gut.« Er nahm ihren Arm, und sie gingen langsam auf die Ansammlung von Fahrzeugen zu. »Ich habe eine Cessna auf dem Flugplatz stehen, die Etienne gehört, Prinzessin. Wenn du willst, können wir mit deinem Franzosen nach Tanger fliegen.«
    »Ja.« Sie hob den Arm und sah sich den Streifen an ihrem Gelenk an. »Weißt du, was das ist, Willie? Ein Talisman. Oder zumindest sollte einer darin sein, glaube ich.«
    »Ein Talisman?«
    »Jedenfalls hat es mein Erdbebenfreund fortwährend behauptet. Und wenn er nicht am Leben bleiben sollte, ich hingegen schon, sei es überaus wichtig, diesen Talisman Georges Martel in Villefranche zu bringen, wer

Weitere Kostenlose Bücher