Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman
kürzlich vorgeführt hat.«
»Den Kongo.«
»Hieß es Kongo? Nun gut. Und natürlich müsst ihr alle diese unbewaffneten Kampfsysteme trainieren, sodass ihr eines Tages so gut werdet wie Little Krell selbst.« Dominic lächelte. Das war ein unerreichbares Ziel.
Little Krell war einen Meter fünfzig groß, seine Schulterbreite betrug neunzig Zentimeter ohne ein Gramm Fett. Aber er war kein Muskelprotz, und sein beinahe quadratischer Körper bewegte sich mit erstaunlicher Schnelligkeit und Grazie. Sein übliches Tagesprogramm bestand aus vier Stunden Schwimmen, vier Stunden Training und vier Stunden Unterricht im Kampfsport.
Davon abgesehen besaß er keinerlei Interessen und verlangte nur einmal im Monat nach einem Mädchen.
Nachdenklich rührte Jeremy in seinem Tee und überlegte, ob er es wagen sollte, jenes Thema anzusprechen, das seit drei Tagen tabu war. Er wollte sich nicht mit Nannie Prendergast anlegen, anderseits war es wirklich wichtig. Er beschloss, sich dem Thema auf Umwegen zu nähern, sah Dominic an und sagte: »Ich frage mich, ob Little Krell wirklich verlässlich ist.«
»Verlässlich?« Dominic starrte ihn erstaunt an.
»Ich meine, er weiß viel über uns. Er könnte uns verraten, um es klar auszusprechen.«
»Kann er das? Ich weiß, er ist nicht taubstumm, aber er könnte es ebenso gut sein. Eigentlich hat er noch nie etwas anderes gesagt als
doucement, plus vite und comme ça
. Und er ist schon seit … wie lang ist es? … seit fünf Jahren bei uns.«
Nannie Prendergast sagte: »Über Little Krell musst du dir keine Gedanken machen, Master Jeremy. Natürlich kennt er unser kleines Geheimnis, aber er weiß auch von einem Bild in meinem Besitz, das ihn zeigt, wie er einen Mann umbringt. Damit ist er Wachs in unseren Händen. Ich habe ihn deshalb nie eingesetzt, weil sein Aussehen so auffällig ist. Aber vielleicht wäre es eine gute Idee, ihn hie und da, wenn sich eine geeignete Gelegenheit ergibt, einen Job erledigen zu lassen. Ich werde mir das überlegen.«
Gedankenverloren auf das Meer schauend, meinte Jeremy Silk: »Ich wusste nicht, dass du ihn in der Hand hast, und vermutlich hätte ich mir auch keine Gedanken über ihn gemacht, wenn wir nicht vor kurzem verraten worden wären.«
Stille trat ein. Dominic hielt einen Moment den Atem an und warf Nannie Prendergast einen verstohlenen Blick zu.
Mit ausdruckslosem Gesicht sagte sie: »Woran denkst du, Master Jeremy?«
»Nun …« Er bewegte sich unbehaglich. »Du weißt doch.«
»Junger Mann, ich wäre dir dankbar, wenn du dich genauer ausdrücken könntest.«
»Ich spreche von diesem verräterischen Schwein Gautier«, sagte er trotzig.
»Ich habe dich nicht genau verstanden.«
»Entschuldige, Nannie. Ich meine Gautier.«
»Ja, und?«
»Ich weiß, dass wir vor zwei Jahren, als Meloul getötet wurde, dringend jemanden gebraucht haben; einen Verbindungsmann zwischen uns und unseren verschiedenen Operationen. Wir haben Gautier ausgewählt, weil er ausgezeichnete Arbeit für uns geleistet hat und wir ihn alle für absolut vertrauenswürdig gehalten haben.« Er riskierte einen Blick auf Nannie und entspannte sich, als er sah, dass sie ihn mit höflicher Aufmerksamkeit anblickte.
»Weiter, mein Lieber.«
»Ich weiß, dass es dich furchtbar aufgeregt hat, Nannie. Es hat uns alle aufgeregt, als er uns betrogen hat, und ich spreche auch nicht gern darüber, aber ich habe das Gefühl, dass wir nicht darüber hinweggehen können.«
Dominic warf ein: »Ja, aber ich glaube, Gautier zu finden und mit ihm abzurechnen, ist nicht so wichtig, als den großen Coup sicher zu landen. Ich weiß, er hat sich die Verdienste eines Monats angeeignet, aber das ist ein Straßenbahnfahrschein, verglichen mit dem großen Coup.« Mit leuchtenden Augen lehnte er sich vor und nahm Nannies Hand, die auf dem Tisch lag, in die seine. »Und es war deine Idee, Nannie. Du hast alles vorausgesehen, alles geplant, und wir brauchten acht Monate und ein kleines Vermögen, um den Plan vorzubereiten. Es ist unsere größte Sache. Damit können wir das tun, was du dir immer gewünscht hast: Wir können uns zurückziehen, in England ein großes Haus kaufen und wie Aristokraten leben, weil wir Millionen und Abermillionen besitzen werden.« Er sah über den Tisch seinen Bruder an. »Natürlich bin ich dafür, Gautier umzulegen, wenn wir ihn finden, aber ist es jetzt der Mühe wert?«
Nannie Prendergast erwiderte: »Es ist notwendig, Master Dominic, ebenso wie es gestern
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