Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Körper einen goldenen Schimmer und unterstrich dessen schöne Formen.
    Dr. Giles Pennyfeather seufzte hörbar. Er lag, mit einem Laken bedeckt, auf dem großen Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und beobachtete die Frau vor dem Toilettentisch. Ohne aufzusehen, sagte sie:
    »Das sind zwei in drei Minuten.«
    »Was? Was für zwei, Liebling?«
    »Tiefe Seufzer. Sind sie Zeichen deiner Ungeduld?«
    Er lachte. »Nein, natürlich nicht. Das heißt, ich bin ungeduldig, aber deshalb habe ich nicht geseufzt.«
    Jetzt sah sie auf, und ihre mitternachtsblauen Augen waren voll Wärme und Heiterkeit. »Warum also?«
    »Lass mich überlegen. Der erste Seufzer war ein Seufzer der Verzweiflung. Ich frage mich … Wie bereitet man Eier zu?«
    Sie war an Giles’ plötzliche Gedankensprünge gewöhnt und fragte nur: »Gebraten, gekocht, pochiert oder gerührt?«
    »Gekocht. Weißt du, im Tschad habe ich meine Mahlzeiten selbst zubereitet, aber Kochen liegt mir offenbar nicht. Meistens koche ich Eier. Das ist natürlich nicht das Einzige, was ich esse, denn ich ergänze es mit Brot und Datteln und rohem Gemüse. Aber ich möchte wissen, ob man ein Ei vier Minuten in kochendes Wasser legt oder in kaltes Wasser, das man hierauf erhitzt, um das Ei drei Minuten kochen zu lassen.«
    »Beides ist in Ordnung, mein Schatz.«
    »Aber es funktioniert einfach nicht, Modesty. Ich habe es so oft versucht.«
    »Vielleicht ist deine Uhr daran schuld.« Sie blickte auf die große, uralte Armbanduhr mit dem beinahe undurchsichtigen Glas, die auf dem Nachttisch lag. »Sie geht oft eine halbe Stunde nach oder vor, und der Minutenzeiger ist locker.«
    Er stützte sich auf den Ellbogen und blickte sie mit unverhohlener Bewunderung an. »Mein Gott, du hast tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Das ist fantastisch. Man wird so ärgerlich, wenn man Eier entweder kauen oder trinken muss.«
    »Giles, wie stellst du es mit dieser Uhr an, einem Patienten den Puls zu messen?«
    »Ach, ich sehe gar nicht auf die Uhr, das heißt, ich sehe nur auf die Uhr, um den Patienten zu beruhigen.«
    »Woher weißt du dann, wie schnell sein Puls ist?«
    »Ach, so genau weiß ich es nicht, Modesty. Aber ich weiß, wenn er nicht in Ordnung ist.«
    Sie nickte. Ohne Zweifel war das Pennyfeathers Art von Medizin. »Schade, dass das bei den Eiern nicht klappt«, sagte sie und bewegte sich ein wenig, um einen abgebrochenen Nagel unter der Lampe zu inspizieren.
    Pennyfeather beobachtete sie, hielt den Atem an und seufzte nochmals.
    »Das ist der dritte«, bemerkte Modesty.
    »Die beiden letzten waren zufriedene Seufzer, wie wenn eine Katze schnurrt. Ich liege nur da und denke daran, was ich für ein Glück habe.«
    »Inwiefern, Liebling?«
    »Weil ich hier bei dir sein kann, natürlich. In einem schönen Haus mit allem Drum und Dran. Weil ich Willie wiedersehe. Ich unterhalte mich gern mit ihm.
    Aber das Wesentliche ist natürlich, bei dir zu sein. Ich sage mir oft, was ich für ein Glück hatte, dich damals in Tansania kennen zu lernen.«
    Sie legte die Feile weg, stand auf, ging zum Bett und schlüpfte neben ihn unter das Laken. Auf der Seite liegend, den Kopf in die Hand gestützt, sah sie auf ihn herab.
    »Glück?«, fragte sie leise. »Ich war diejenige, die dich in die Sache mit Brunei und seinen Gefährten hineingezogen hat. Am Ende hattest du nicht nur einen gebrochenen Arm, sondern auch die Hälfte deiner Zehennägel gezogen.«
    Er runzelte die Stirn. »Das war nicht deine Schuld. Und überhaupt gerät jeder von uns hin und wieder in Schwierigkeiten.«
    Sie lachte, fuhr mit der Hand über seine Stirn und legte sie auf seine Brust. »Ich mag dich, Giles.«
    »Ich mag dich auch sehr. Mein Gott, ich hatte solche Angst, als du unter diesem Trümmerhaufen begraben warst. Natürlich gab ich vor, keine Angst zu haben – wegen Willie. Und er gab das Gleiche vor, aber er musste dreimal erbrechen. Dieser Martel ist irgendwie merkwürdig, nicht?«
    »Inwiefern?«
    »Ich meine nicht medizinisch. Sein Bein heilt gut, und in ein, zwei Wochen ist er bestimmt wieder hergestellt, aber er spricht kein Wort über sich, und ich habe das Gefühl, er fürchtet sich vor etwas.«
    »Ich auch. Willie und ich haben über ihn gesprochen, aber wir sind der Meinung, dass wir uns nicht einmischen wollen. Als Hausgast macht er keine Mühe, und ich finde ihn nett. Als wir beinahe dreißig Stunden lebendig begraben waren, hat er sich nicht gefürchtet, und das ist immerhin

Weitere Kostenlose Bücher