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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Als er festgestellt hatte, was es war, wusste er, dass er einen Käufer finden und es bis dahin gut verstecken musste. Er war nicht dumm, daher hat er das Objekt bestimmt an einen sicheren Ort gebracht, bevor er ins Hotel Ayachi ging. Ich wette um jeden Preis, dass er es dort nicht bei sich hatte, und ich wette auch, dass er der einzige Mensch auf der Welt war, der das Versteck kannte …
und du hast ihn gestern früh getötet

    »Machst du mir daraus einen Vorwurf? Oder du, Nannie?«, fragte Jeremy wütend.
    »Natürlich nicht. So dumm bin ich nicht. Ich fasse nur zusammen, was geschehen ist.«
    Er hielt inne. Beide Männer sahen entsetzt auf Nannie Prendergast. Sie saß, die Hände auf dem Schreibtisch gefaltet, da und starrte vor sich hin, während Tränen über ihre Wangen liefen. Sofort gingen beide zu ihr, nahmen ihre Hände, streichelten ihre Schultern, waren zutiefst bestürzt. »Mach dir nichts draus, Nannie.«
    »Bitte, weine nicht.«
    »Du darfst nicht …«
    »Wir werden es wiederfinden.«
    »Alles wird in Ordnung kommen.«
    »Und überhaupt haben wir alles, was wir uns wünschen können.«
    Sie atmete tief ein, stand auf und tupfte ärgerlich mit einem Taschentuch auf ihre Augen. »Es tut mir Leid, Master Jeremy und Master Dominic. Was werdet ihr von mir denken? Es ist nur …« Langsam ging sie vom Schreibtisch zum Fenster, zog die Vorhänge zurück und blickte auf den dunklen Nachthimmel. »Es ist nur, weil ich mich so lange so sehr bemüht habe.«
    Dominic sagte: »Es macht nichts, Nannie …«, und hielt wieder inne, als sein Bruder verärgert abwinkte.
    Sie stand mit einer Schulter zur Wand und hatte den Jungen das Profil ihres seltsam anziehenden Gesichtes zugewandt, als sie in die Nacht starrte und nachdenklich sagte: »So viele schwere Jahre. Anfangs hatte ich keinerlei Sorgen. Als ich in das hübsche Haus in Kairo kam, um auf die beiden kleinen Jungen aufzupassen, deren Vater englischer Diplomat war, war ich ein junges Mädchen. Aber ich hatte eine gute Ausbildung als Kindermädchen hinter mir – nicht nur in der Schule in Tunbridge Wells, sondern von frühester Kindheit an.
    Denn mich hat die alte Großmutter Prendergast aufgezogen, und sie war vierzig Jahre lang Kindermädchen bei einer sehr vornehmen Familie, die sich bis zum Burenkrieg zurückverfolgen ließ.«
    Nannie Prendergasts Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. »Großmutter war natürlich sehr streng … eisern, wenn es darauf ankam, mir die richtigen Werte und das Benehmen des Landadels beizubringen. Sehr viele jener modernen Mädchen würden aus den Ausbildungskursen fliegen, wenn Großmutter sie leitete, das kann ich euch versichern. Ach, wo war ich stehen geblieben? Ja … diese zwei kleinen Jungen, auf die ich in Kairo aufzupassen hatte … es ist lang her, und wie glücklich wir alle waren … bis zu jenem Tag, zwei Jahre später, als das Flugzeug abstürzte und ihre Mami und ihr Papi getötet wurden.«
    Jeremy saß auf einer Ecke des Schreibtisches, Dominic lehnte an der Wand. Beide schwiegen. Sie erinnerten sich gut, was geschehen war, aber noch nie hatten sie Nannie auf diese Weise davon sprechen hören, beinahe als spräche sie zu sich selbst.
    »Es gab ein paar Verwandte«, sagte sie mit ferner Stimme, »aber niemand wollte Verantwortung übernehmen. Und es war auch nicht sehr viel Geld da, denn eure Eltern waren vornehm und lebten so, wie es ihrer Stellung entsprach. Es gab eine bescheidene Stiftung … und der alte Anwalt fragte mich, ob ich bereit sei, mich um die beiden kleinen Jungen zu kümmern.« Sie seufzte. »Ich wusste, dass man das Problem los sein wollte. Ich wusste auch, dass die Pension eures Vaters und das Einkommen aus der Stiftung nicht genügen konnten, aber ich sagte, es würde schon irgendwie gehen und dass ich für Master Jeremy und Master Dominic sorgen wolle.«
    Ihre Stimme wurde unhörbar. Blicklos starrte sie in die Dunkelheit und in die Vergangenheit.
    Schon damals schien ihr alles beinahe selbstverständlich, beinahe unvermeidbar. Schon nach wenigen Wochen versuchte der Juwelier in Qasr el Nil mit ihr zu schlafen, und sie verschaffte ihm stattdessen eine rothaarige Irin, die im Hotel Leroy als Friseuse arbeitete, aber keine Arbeitsbewilligung hatte. Es war so einfach. Mit ein wenig Erpressung willigte sie ein.
    Andere Männer … andere Mädchen. Und oft musste sie gar keinen Druck ausüben, denn anscheinend war etwas an ihr, das Angst einflößte. Geld kam herein. Das

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