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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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daher brauchen wir einige Millionen. Jeremy sagt ganz richtig, dass wir bequem leben, aber das betrifft unsere laufenden Verdienste und keine Vermögenswerte.« Sie blickte von einem zum anderen, und ihr Ausdruck wurde weicher. »Jetzt werdet ihr vielleicht verstehen, warum sich Nannie so aufgeregt hat.«
    Verlegen murmelten sie ihre Zustimmung. »Es geht darum, herauszufinden, wo Gautier das Objekt versteckt hat«, sagte Jeremy schüchtern. »Vielleicht erwähnte er etwas bei Modesty Blaise, als sie gemeinsam verschüttet wurden.«
    Sie lächelte und nickte zustimmend. »Auch ich habe daran gedacht, Master Jeremy. Natürlich müssen wir auch alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen, die uns in den Sinn kommen. Wir alle müssen scharf nachdenken. Sechs Augen sehen mehr als zwei. Aber bestimmt müssen wir Modesty Blaise sehr genau überwachen.«
    »Und wenn wir zu der Überzeugung kommen, dass sie etwas weiß?«, fragte Dominic.
    »Dann müssen wir sie sehr energisch verhören. Aber das Wichtigste zuerst. Ich glaube, dass du, Dominic, das Boot nehmen und zur
Kythira
fahren musst, sobald Little Krell den Kapitän erledigt hat.«
    »Als El Mico?«
    »Natürlich, mein Schatz. Bitte denk nach, bevor du sprichst. Sag Mr. Jamieson, dass er das Kommando führt, weil Kapitän Baillie-Smythe Urlaub nimmt. Er hat abzufahren und morgen in Melilla vor Anker zu gehen, wo er weitere Instruktionen erhalten wird.« Sie sah auf die alte Standuhr in der Ecke. »Ich nehme an, dass sich Little Krell sehr bald zurückmelden wird, also mach dich bereit. Zu dir wird noch der Sandmann kommen, Master Jeremy; zurück ins Bett und schlaf gut. Gebt beide Nannie einen Kuss, und dann ab mit euch. Beim Frühstück wollen wir alles nochmals ausführlich besprechen.«
    Dreihundert Meter entfernt stand Edmund St. Clair Baillie-Smythe im Schutz der Bäume, die die mondbeschienene Bucht säumten, in der er sein Boot gelassen hatte. Wie üblich war er allein von der
Kythira
an Land gegangen. Niemand an Bord wusste genau, wo er mit El Mico oder dessen Vertreter zusammentraf.
    Im Augenblick war er weniger mit El Micos Sicherheit als mit seiner eigenen beschäftigt. Er besaß einen guten Instinkt für Gefahr, der ihn neununddreißig Jahre lang am Leben gehalten hatte, und dieser Instinkt sandte heute Abend kräftige Warnsignale aus. Deshalb hatte er nicht den kurzen Pfad vom Haus zur Bucht genommen, sondern sich nach Westen gewandt und war durch das Wäldchen gekommen. Vom Haus war ihm niemand gefolgt, dessen hatte er sich versichert, als er im Schatten der Hecke wartete. Aber es gab Little Krell. Bisher hatte Sie ihn nie für Hinrichtungen eingesetzt, aber es gibt immer ein erstes Mal.
    Baillie-Smythe dachte meistens an Nannie Prendergast als Sie. Als Nannie konnte er nicht an sie denken; obwohl er sie mit Miss Prendergast ansprach, hatte er Schwierigkeiten, sie mit diesem Namen zu verbinden.
    Er fand Sie ungemein erregend und begehrte sie schon seit vielen Jahren, hatte aber jede Hoffnung aufgegeben, sein Ziel zu erreichen. Als er sie kennen lernte, hatte er – sehr vorsichtig – mit Worten und Blicken ihre Reaktion geprüft und beinahe sofort jegliche Absicht fallen lassen. Sie hatte nichts erwidert, aber die Wellen des Ärgers und der Bedrohung, die von ihr ausgingen, waren fast greifbar. Selbst der abgehärtete Baillie-Smythe bekam es mit der Angst zu tun, und der Versuch wurde nie mehr wiederholt.
    An die El-Mico-Gruppe hatte er sich allmählich gewöhnt, obwohl sie ihm, wenn er darüber nachdachte, immer noch unheimlich erschien. Verdammt unheimlich bei näherer Betrachtung. Nannie und ihre Jungen.
    Alle drei waren in Verhaltensmechanismen erstarrt, die fünfzehn Jahre alt waren. Mein Gott, Master Dominic und Master Jeremy … Die Redewendungen aus der Kinderstube, die fortwährend auftauchten, selbst wenn Sie eine Exekution plante. Gut begonnen, halb gewonnen. Morgenstund’ hat Gold im Mund. Wer andern eine Grube gräbt …
    Und das verrückte Haus. Das alte englische Landhaus vor der Küste von Marokko. Sie war ein Atavismus und hatte die beiden Jungen damit angesteckt. Die
Jungen?
Er schüttelte den Kopf. Selbst er begann schon, an sie als die ›Jungen‹ zu denken. Nicht erstaunlich. Die halbe Zeit führten sie sich wie Halbwüchsige auf. Aber die übrige Zeit … Bei Gott, wenn sie El Mico verkörperten, waren sie gefährlich. Vermutlich erforderte dieser Persönlichkeitswechsel für sie gar keine geistige Umstellung. Was immer sie taten,

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