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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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bringen, uns alles mitzuteilen, was er weiß, und das mag genügen, um das Objekt zu finden.«
    Jeremy ließ den Flusskahn über die stille See gleiten.
    »Das ist eine fabelhafte Idee, Nannie. Schließlich wissen wir, wonach wir suchen, und das gibt uns einen großen Vorteil. Es bleibt uns allerdings wenig Zeit, Martel in unsere Gewalt zu bekommen. Wissen wir, wann sie ihn aufsuchen will?«
    »Zum Glück erst nächste Woche.« Nannie Prendergast nahm den neben ihr liegenden Sonnenschirm und öffnete ihn. »Ich glaube, du solltest ein kleines Team von hier mitnehmen. Das scheint mir wesentlich sicherer als die Leute, die unser französischer Agent bereitstellen kann. Martel dazu zu bringen, Fragen zu beantworten, wird vermutlich eine eher unappetitliche Angelegenheit werden und bestimmt keine Aufgabe für einen Gentleman. Du musst eine der Berberinnen mitnehmen. Die sind für solche Dinge begabt.«
    »Gut. Scheint es dir wünschenswert, gleichzeitig mit Blaise und Garvin abzurechnen?«
    Sie beschattete ihr Gesicht mit dem Sonnenschirm und sah zärtlich zu Jeremy. »Wie hübsch zu sehen, dass meine beiden Äffchen so begierig sind, ganze Arbeit zu tun. Doch Handeln ist leicht, Denken schwer, Liebling.
    Wenn Martel uns nach seinem Treffen mit Modesty Blaise alles sagen kann, was wir wissen wollen, können sie und Garvin gehen. Wenn nicht, dann bleibt Miss Blaise unsere beste Informationsquelle. Schließlich hat sie mit Gautier die drei letzten Tage seines Lebens verbracht.«
    »Ja, das stimmt. Und sicher weiß sie viel mehr, als Dominic erfahren konnte. Wenn
wir
so viel wüssten, könnten wir uns wahrscheinlich einen Reim darauf machen.« Er lächelte bewundernd zu ihr nieder. »Du bist unglaublich klug, Nannie. Wenn wir mit Martel kein Glück haben, können wir immer noch die Blaise verhören.«
    Nannie Prendergast nickte. »Das scheint mir sehr vernünftig, aber wir wollen behutsam vorgehen. Du weißt, wie das Sprichwort lautet: Wer zwei Hasen nachläuft, erwischt keinen.«

6
    Paul Casanova, Leiter der Union Corse, entblößte seine unregelmäßigen braunen Zähne in einem warmen Lächeln und winkte eifrig: »Natürlich können Sie mit Georges sprechen«, sagte er. »Wann immer Sie wollen.
    Ich vertraue Ihnen, Mam’selle. Ich vertraue Ihnen.« Er stellte sich in Positur, visierte den Golfball auf dem Abschlagplatz an und trieb ihn mit Schwung hoch über die Felsen und den schmalen Privatstrand ins Meer.
    Einer seiner Leibwächter brachte eine Schachtel voller Bälle und legte einen anderen Ball auf den Abschlagplatz.
    Das Haus lag auf Cap Ferrat. Das Terrain erstreckte sich bis zum Meer und war von einer moosbedeckten Steinmauer umgeben, in die man eine elektronische Anlage eingebaut hatte. Der Morgen war warm, aber beide Leibwächter trugen leichte Jacken, die ihre Schulterhalfter verbargen. Casanova, ein kleiner Mann mit einem zerfurchten Gesicht und einem Anflug von Grau im dichten schwarzen Haar, trug ein weißes Hemd mit langen Ärmeln und eine getupfte Schalkrawatte. Modesty Blaise und Willie Garvin saßen nebeneinander auf der bequemen Gartenbank unter einer Markise. Modesty trug einen weißen Rock und eine blauweiße Bluse mit rundem Ausschnitt und kurzen Ärmeln. Willie trug keine Jacke, um deutlich zu machen, dass er waffenlos war, hatte jedoch zu seinem langärmligen Hemd eine Krawatte umgebunden. Da sie aus ihren ›Netz‹-Unterlagen wussten, dass Casanova, wie viele Mafia-Mitglieder, auf formelles Aussehen und korrektes Benehmen Wert legte, hatten sie sich ihre Kleidung genau überlegt.
    Während er sich, den Schläger schwingend, dem neuen Ball näherte, sagte Casanova: »In der Vergangenheit hatten wir ein paar kleine Meinungsverschiedenheiten, aber solche Zwischenfälle können das Vertrauen nicht erschüttern.«
    Willie Garvin nickte ernst und dachte an die kleine Meinungsverschiedenheit, die Casanovas Organisation Heroin im Wert von über einer Million Dollar gekostet hatte. Es landete auf dem Meeresgrund anstatt auf den Straßen.
    »Ich bin sehr froh, dass Sie so denken, M’sieu Casanova«, sagte Modesty mit einer betonten Aufrichtigkeit, die jeden außer Willie Garvin überzeugen musste. »Natürlich wandte ich mich zuerst an Sie und nicht an Georges Martel direkt. Man muss Rücksicht auf seine Freunde nehmen.«
    Sie schwieg, während Casanova seinen Schlag vorbereitete. Er sah dem Ball nach, bis er ins Meer fiel, dann wandte er sich wieder mit seinem warmen, hässlichen Lächeln an Modesty.

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