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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Khan
von Coleridge; ist es nicht Xanadu?«
    »Richtig.
In Xanadu did Kubla Khan a stately pleasure-dome decree …
Niemand kennt den Platz sehr genau, weil er ziemlich abgeschlossen von der Welt ist und Rahim keine Besuche wünscht. Ich glaube, er lebt dort nur mit seinem Gefolge, dem Personal und ein paar Dutzend Wächtern.«
    »Woraus besteht das Personal?«
    »Keine Ahnung, Prinzessin. Ich nehme an, wen immer man braucht, um so etwas wie Xanadu in Schuss zu halten – von Technikern über Handwerker bis zu Straßenkehrern. Plus einen beachtlichen Harem, würde ich denken.«
    »Ja. Einschließlich Tracy June Martels, wenn er sie nicht bereits weiterverkauft hat.« Sie nahm die Flasche, füllte beide Gläser und überlegte, wie wenig sich der Westen selbst heute über das Ausmaß des Feudalismus auf der Arabischen Halbinsel im Klaren war. Und vor kurzem hatte dieser Feudalismus noch einen Auftrieb durch den großen Ölgott erhalten, der ein paar hundert kleine Prinzen dieses Gebiets mit Reichtümern überschüttete, die die kühnsten Vorstellungen übertreffen.
    Als Kind hatte sie eine Weile bei einem Ziegen hütenden Beduinenstamm gelebt. Jahre später fand man auf dem Stückchen Wüste, das dem Stamm gehörte, Öl, und der Anführer, Scheich Abu Tahir, wurde reich. Zu diesem Zeitpunkt hatte Modesty Blaise die Schulden ihrer Kindheit längst abgetragen, und der Scheich verdankte ihr und Willie das Leben. Es war erst zwei Jahre her, dass Willie den Scheich begleitete, als dieser einen der unbedeutenderen Prinzen im benachbarten Saudi-Arabien besuchte. Er war als ein entferntes Mitglied der königlichen Familie in England erzogen worden und hatte die Absicht, eine der vielen Töchter von Abu Tahir zu ehelichen. Der alte Mann nahm Willie mit, um dessen Ansicht über den Freier zu hören, denn ihm selbst fiel es schwer, einen im Ausland erzogenen Mann zu beurteilen.
    Modesty, eine Frau, konnte ihn auf dieser Reise natürlich nicht begleiten, aber Willie hatte ihr später in allen Einzelheiten über den Besuch, den er eher verwirrend empfand, berichtet. Der Palast dieses unbedeutenden Prinzen stand mitten in der Wüste, meilenweit von allem entfernt, war voll klimatisiert und umfasste, abgesehen vom privaten Flügel, achtzig luxuriöse Appartements. Willies Suite war in venezianischem Stil eingerichtet, sichtlich von einem Kenner, und er hörte, dass die anderen Appartements in zwölf verschiedenen Stilen ausgestattet seien.
    Man hatte tiefe Brunnen gegraben, welche die vielen Badezimmer mit ihren Armaturen aus massivem Gold sowie die sechs Swimmingpools und die großen Gartenanlagen mit Wasser versorgten. Den Humus für die Gärten hatte man aus Frankreich importiert. Eine kleine Armee von sklavengleichen Dienern war so aufmerksam, dass man kaum den Finger heben konnte, ohne sofort bedient zu werden. Das rief eine gewisse Klaustrophobie und das Gefühl hervor, fortwährend beobachtet zu werden – was vermutlich auch der Fall war.
    Es gab drei Kinos und einen riesigen Vorrat an Filmen. Das beste Essen und die erlesensten Leckerbissen wurden aus der ganzen Welt eingeflogen. Der Prinz besaß einen Harem von vierzig bis fünfzig Frauen, unter ihnen fünf Europäerinnen. Der Harem war jedoch weniger zum Gebrauch gedacht denn als Statussymbol.
    Seine Hoheit zog die honigfarbenen Knaben aus Belutschistan mit ihren langen geölten Haaren vor. Es gelang Abu Tahir, diese Vorliebe ohne Willies Hilfe festzustellen, und die Verlobung fand nicht statt. Aus Abscheu vor dem zur Schau gestellten Luxus erhielt Willie von dem alten Mann eine Schachtel Zigarren für seine Mühe und war damit überaus zufrieden.
    Obwohl Willie Garvin, der fließend Arabisch sprach, den Nahen Osten gut kannte, war er von dem unglaublichen Luxus, den er gesehen hatte, erschüttert.
    Daher waren weder er noch Modesty, die die arabische Welt noch genauer kannte, über die Vorstellung erstaunt, dass Prinz Rahim Mohajeri irgendwo im Hohen Atlas Xanadu erbaut hatte und dort eine kleine feudale Enklave unterhielt.
    Modesty sagte: »Er ist also einerseits ein verwestlichter Playboy und anderseits ein traditioneller Scheich. Deshalb muss er aber nicht unbedingt einen schlechten Charakter haben.«
    »Nein«, gab Willie zu, »es ist nur eine Vermutung, aber sie stammt von Janet, und daher ist sie verlässlich.«
    Modestys Augen weiteten sich ein wenig. Lady Janet Gillam, die Tochter eines schottischen Adeligen, hatte eine Farm nicht weit von Willies Kneipe,

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