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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ihr vorbei auf das Fahrzeug.
    Er beugte sich vor, um es genauer zu inspizieren. Das lockere Brillenglas baumelte senkrecht am Isolierband.
    Als er sich aufrichtete, fiel es wieder an seinen Platz zurück. »Ihr habt etwas zu verkaufen?«
    »Viele Dinge, wenn du kaufen willst.«
    »Wir werden Tee trinken und reden.«
    Eben im Begriff, in die Höhle zu verschwinden, drehte er sich um und sah sie unter gerunzelten Brauen an. Plötzlich kicherte er, winkte und wandte sich wieder dem Eingang der Höhle zu.
    »Komm, Frau. Der Mann auch.«
    Drinnen war es kühl. Willie nahm seine Schirmmütze ab und sah sich um. Die Decke war hoch und gewölbt. Von der großen Höhle zweigten vier kleinere ab, und jede war so hoch, dass ein Mann aufrecht gehen konnte. Rechts von der großen Höhle war ein geräumiger Anbau mit einer tieferen Decke, offensichtlich Alâeddins Wohnstätte. Hier gab es ein niedriges Bett, ein paar Teppiche, Kissen, eine Kommode und einen kleinen Ofen.
    Der Raum war von einigen in der ganzen Höhle verteilten Glühbirnen erhellt, die von vier großen Zwölf-Volt-Batterien gespeist wurden, wie Fernmeldeabteilungen sie im Krieg benutzten. Abgesehen von den schmalen Zugängen, waren die Wände der großen Höhle ebenso wie jene der kleinen Höhlen mit Kisten, Schachteln, Paketen und Bündeln voll gestellt, aber alles schien sauber geordnet. Zwischen großen Nägeln, die man in die Spalten der Decke getrieben hatte, waren Drähte gespannt, und auch von diesen hing der unglaublichste Kram. An einer Wand lehnte eine einfache Leiter. Rechts vom Eingang döste ein Maultier vor sich hin; sein Sattel hing an der Wand.
    Alâeddin bat sie höflich zu warten und verschwand in einer der kleineren Höhlen. Sie konnten ihn brummen hören, während er sich mit irgendetwas abmühte.
    »Was macht er jetzt?«, fragte Willie.
    »Ich habe keine Ahnung. Offenbar amüsiert ihn irgendetwas. Weißt du, dass er ganz genauso aussieht wie das letzte Mal, als ich ihm begegnete? Nur die Brille ist neu. Auch die Höhle ist unverändert. Entweder hat er etwas weggeworfen, oder die Abzweigungen gehen tiefer, als ich dachte.«
    Sie hörten einen kurzen triumphierenden Schrei, und Sekunden später erschien Alâeddin und rollte ein Autorad mit Drahtspeichen und einem ziemlich abgenutzten Reifen vor sich her. »Schaut!«, rief er stolz, »hier ist etwas, das ich dir vor vielen Jahren, als du noch ein junges Mädchen warst, abgekauft habe.«
    »Heiliger Bimbam«, sagte Willie und fuhr sich langsam mit der Hand durch das Haar.
    Modesty sah das Rad lange Zeit an, dann hob sie den Blick und schaute in Alâeddins lachendes Gesicht.
    »Du hast mich erkannt?«
    »Ich erinnere mich an die Augen. Ich erinnere mich, wie du ausgesehen hast, als du mir Mahjoubs Maultier und seine Habseligkeiten gebracht hast.«
    »Du … wusstest, dass sie ihm gehörten?«
    »Ich wusste es. Ich kannte Mahjoub. Ein Mann ohne Ehre. Einmal in zwei Monden pflegte er hier vorbeizukommen. Ich glaube, an diesem Tag hat er dir etwas Übles angetan. Nachdem du mit seinem Maultier zurückkehrtest, erwartete ich nicht mehr, ihn zu sehen.
    Und so war es.« Achselzuckend machte er eine Bewegung, als wolle er eine Fliege verscheuchen. Dann rollte er das Rad zur Seite und sagte: »Kommt, ich mache Tee, und wir wollen reden. Wie heißt du? Und der Mann?«
    »Ich bin Modesty. Das ist mein Freund Willie.«
    »Modestee. Willee.« Er bedeutete ihnen, in den Anbau zu kommen, brachte zwei dicke, verblasste Kissen zum Sitzen herbei, fuhrwerkte herum, um Tee zu bereiten, und wiederholte immer ihre Namen, während er das Wasser dreimal zum Aufwallen brachte, um ein starkes Gebräu zu machen. Aus ihrem fließenden Arabisch leitete er offensichtlich ab, dass sie auch an arabische Sitten und arabischen Tee gewöhnt waren.
    Zehn Minuten lang wurde höflich über Belangloses gesprochen. Alâeddin gehörte zur alten Schule und stellte keine Fragen, die als neugierig gelten konnten.
    Modesty gratulierte ihm zu seinem Tee, Willie zu seiner Sammlung interessanter Gegenstände. Beide bewunderten das vorbildliche Benehmen dieses alten exzentrischen Mannes. In seiner Welt zählte eine Frau kaum mehr als ein Maultier und wurde oft für die gleiche Arbeit verwendet. Doch weil Modesty sein Gast war, gelang es ihm, hier in seiner Einsiedlerhöhle das Vorurteil eines Lebens zu überkommen und Modesty als seinesgleichen zu behandeln.
    Als sie Tee getrunken hatten, näherte sie sich vorsichtig dem Zweck ihres Besuches

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