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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Südwesten. Damit ließ sich sogar der Fangschläger erklären. Der Ski kam wahrscheinlich sogar von näher her, denn unter den Zedern des Mittleren Atlas kann man noch im Juni Ski fahren. Der Wurfspieß stammte sicher weiter aus dem Süden, aus Schwarzafrika. Aber auch das war nicht so erstaunlich, denn die Nomaden zogen immer noch entlang der uralten Karawanenstraßen durch die Sahara zum Niger und weiter. Aber der Kricketschläger …
    »Kommt«, sagte Alâeddin. Die zischende Lampe verbreitete ein starkes weißes Licht, als er sie zu einer der vier kleineren Höhlen führte. Zwischen den überfüllten Regalen mussten sie im Gänsemarsch gehen, doch nach etwa fünfzehn Schritten mündete die Höhle in einen anderen, beinahe runden Anbau, kleiner als der Wohnraum, aber abgesehen von einer Werkbank und sichtlich häufig benutzten Werkzeugen völlig leer.
    Alâeddin hängte die Lampe an einen Haken über der Werkbank, ging um die Bank herum und schob ein paar auf dem Boden liegende Bretter weg. Unter dem Holz kam ein Loch zum Vorschein. Er kniete nieder, griff hinein und hob mühsam eine große Stahlkassette heraus – einen Würfel von ungefähr fünfundvierzig Zentimetern, den ein breites Lederband zusammenhielt. Willie nahm ihm die schwere Kassette ab und wartete, bis der Alte wieder auf den Füßen stand, bevor er sie auf die Bank stellte. Modesty machte eine auffordernde Geste, aber Alâeddin schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hand. »Du«, sagte er.
    Modesty beugte sich vor, löste den Lederriemen und sah Willie an. »Hoffentlich ist keine Sprengladung drin?«
    »Nicht, wenn der Deckel lose aufliegt. Er wurde aufgebrochen.« Modesty hob den Deckel. Die Kassette war aus drei Millimeter dicken Stahlplatten angefertigt. Der Deckel, der an einem Scharnier hing, hatte rundherum einen tiefen Flansch, der perfekt passte, abgesehen von einer Stelle, wo einmal ein Schloss war. Hier hatte man, wahrscheinlich mit Metallsäge und Meißel, das Metall von Kassette und Deckel entfernt.
    Zuerst nahm Willie einen dicken Bausch Baumwolle heraus. Das Licht der Lampe wurde von einem grünen, roten und weißen Funkeln reflektiert. Willie warf Modesty einen Blick zu, sah ihr kaum merkliches Nicken und griff hinein.
    Leuchtende Farben flammten auf, als er die Krone in Händen hielt. Sie war hoch und hatte einen Mittel- und zwei Seitenteile. Über einem Bogen erhob sich eine prachtvolle Goldarbeit mit Diamanten, die einen Smaragd von der Größe eines Menschenauges umgab.
    Das rote Samtfutter hinter dem Silber- und Goldgeflecht war beinahe zur Gänze von Diamanten, Perlen und Smaragden verdeckt. An der Basis der Krone befanden sich zwei Ringe aus riesigen Perlen und dazwischen ein mit Edelsteinen besetztes verschnörkeltes Gitterwerk. Seitenteile und Bogen setzten das Thema von Perlen und Diamanten fort, und in der Mitte befand sich ein von einer Unzahl funkelnder Edelsteine umgebener Diamant, dessen Größe sogar den Smaragd in den Schatten stellte. Der alte Mann hob wimmernd einen Arm, dann vergrub er seine Zähne in den Ärmel seiner Dschellaba, als wolle er jeden weiteren Ton ersticken. Willie setzte die Krone behutsam auf die Werkbank unter die Lampe.
    Modesty flüsterte: »Ich war ein wenig begriffsstutzig, nicht?«
    »Ich auch.«
    »Bernard hat es ausgesprochen, wie es geschrieben wird … Pahlawi.«
    Willie bewegte ein wenig den Kopf, um den Wechsel des Lichtes in den Tausenden Edelsteinen zu bewundern. »Sie passt zu den Titeln«, sagte er leise. »König der Könige, Schatten des Allmächtigen, Stellvertreter Gottes, Mittelpunkt der Welt … und Inhaber des Pfauenthrones. Ich nehme an, dass Martel daran dachte, als er Pfau und Schatten sagte.« Mühsam riss er sich von der Pahlawi-Krone los. »Ich dachte immer, dass der Schah die Kronjuwelen aus Teheran weggeschafft hat, bevor der Ayatollah kam, um Frieden und Freude zu verbreiten. Dass er sie in einer Schweizer Bank deponiert hat.«
    Modesty schüttelte den Kopf. »Hätte er das getan, wäre die Krone nicht hier. Irgendjemand sah das Chaos in Iran voraus und schlug im richtigen Moment zu, als jede Autorität zusammenbrach und Polizei und Armee nicht mehr funktionierten. Ich weiß, dass sich die Kronjuwelen in einem besonders gesicherten Safe in der Nationalbank von Teheran befanden. Wir selbst haben in den Tagen des ›Netzes‹ die Möglichkeit eines Diebstahls erwogen, aber damals gab es nicht die geringste Chance. War man jedoch an Ort und Stelle, als alles in

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