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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Scherben ging, hatte man die richtigen Leute bestochen, gute Strategien entwickelt und ein wirklich funktionierendes Team beisammen …«
    »Wie zum Beispiel El Mico?«
    »Das vermute ich. Und Bernard Martel hat ihn dann hintergangen.«
    Modesty ging langsam um die Werkbank und besah sich die Krone von allen Seiten. Sie selbst war eine geschickte Steinschneiderin und hatte in ihrem Penthouse in London eine kleine Werkstatt. Daher wusste sie über Edelsteine Bescheid.
    Willie sagte: »Mehr als dreitausenddreihundert Diamanten, wenn ich mich richtig erinnere. Ganz abgesehen von allem anderen. Was ist sie wert, Prinzessin?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Dafür gibt es keinen Preis. Zusammen mit den anderen Juwelen war diese Krone die Deckung für fünfundsiebzig Prozent der Währung Irans.«
    In der Höhle trat Schweigen ein, ein Schweigen, das von dem Leuchten des beinahe Ehrfurcht gebietenden Kunstwerks beherrscht wurde. Beide wussten, dass die Krone vor kaum mehr als fünfzig Jahren angefertigt worden war, aber aus Juwelen, die man vor Jahrhunderten erbeutet hatte, als der persische Eroberer Nadir Schah Delhi plünderte und riesige Truhen voller Smaragde, Diamanten und Perlen aus der Schatzkammer des Großmoguls nach Persien brachte.
    Alâeddin senkte den Arm, den er sich vor den Mund gehalten hatte, und sagte mit zitternder Stimme:
    »Ich will dieses Ding nicht in meinem Heim. Bitte nehmt es fort.«
    »Ist das wirklich dein Wunsch?«, fragte Modesty.
    »Ja und nochmals ja«, sagte er leise, aber eindringlich. »Ich dachte nie, dass der Junge mir so etwas gebracht hat, um es für ihn aufzubewahren. Ein gefährliches Ding, Modestee. Gefährlich. Ich werde glücklich sein, wenn du es rasch wegbringst.«
    »Gut, aber habe, bitte, keine Angst.«
    Willie legte die Pahlawi-Krone in die Kassette zurück, breitete den Baumwollbausch darüber und schloss den Deckel. »Was planst du damit zu tun, Prinzessin?«, murmelte er neugierig. »Ich nehme an, dass Martel diese Krone Rahim im Austausch gegen Tracy June anbieten wollte. Genug, um tausend Frauen zu kaufen …«
    Sie stand da, hielt ihre Ellbogen umfasst, runzelte die Stirn und nagte an ihrer Unterlippe. »Ich weiß nicht«, sagte sie schließlich. »Wir wollten Martels letzten Wunsch erfüllen, und der ist, Tracy June aus Xanadu herauszubringen – falls sie noch dort ist. Aber alles scheint ziemlich kompliziert geworden zu sein.«
    Willie machte den Lederriemen fest. »Ich kann nicht behaupten, dass ich die Pahlawi-Krone gern in Händen dieses blutrünstigen alten Narren sehen würde, der jetzt in Teheran sitzt«, sagte er. »Lieber schicke ich sie dem Roten Kreuz.«
    Sie lachte. »Ich auch. Aber zuerst wollen wir sie einmal hier fortbringen und an einem sicheren Ort verstecken, dann können wir nachdenken, was wir mit ihr anfangen. Und vergessen wir nicht das Wesentliche; wir sind wegen Tracy June hier.«
    Zehn Minuten später lenkte Willie den Range Rover das breite Tal hinab, fuhr um die Felsblöcke und weiter zur Fahrspur, die letztlich in die Landstraße mündete. Die in einen Sack gehüllte Stahlkassette lag hinten zwischen dem Gepäck und den Vermessungsgeräten.
    »Wie wollen wir fahren, Prinzessin?«
    »Auf dem schnellsten Weg zurück nach Tanger, Willie. Ksar-es-Souk, dann nach Norden über die Berge nach Fes.«
    »Gut. Hallo, was ist denn das dort?«
    Sie kamen eben auf die Landstraße. Fünfzig Meter zu ihrer Linken stand ein Geländefahrzeug, ähnlich ihrem Land Rover, ein International Scout. In dem spärlichen Schatten, den der Wagen bot, kniete ein Mann in einem blauen Hemd und brauner Hose. Er beugte sich über einen anderen Mann und hielt ihm eine Wasserflasche an die Lippen. Als Willie anhielt, schaute der kniende Mann auf. Er hatte sonnengebleichtes blondes Haar, einen frischen Teint und Sommersprossen und sah so britisch aus, dass es ein wenig überraschend war, ihn Französisch sprechen zu hören. Mit angsterfüllter Stimme sagte er: »Mein Bruder ist zusammengebrochen. Ich bin beinahe in den Straßengraben gefahren, als er gegen mich fiel. Kann es ein Hitzschlag sein? Es ist ihm noch nie passiert.«
    Willie stellte den Motor ab und sah Modesty an. Einen Augenblick zögerte sie, dann schnitt sie eine kleine Grimasse, wie um sich über ihre Ängstlichkeit zu mokieren, und stieg aus. Willie folgte ihr und wusste, dass ihre Reaktion der seinen ähnlich war. Ein Augenblick des Misstrauens, gefolgt von der raschen Einsicht, dass dieses nur dem

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