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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Wissen zuzuschreiben war, etwas Kostbares mit sich zu führen.
    Der Mann lag auf dem Rücken, das Hemd weit geöffnet. Modesty kniete neben ihm nieder, nahm dem Bruder die Wasserflasche ab und sagte: »Wenn er bewusstlos ist, kann er auf diese Art ersticken.«
    »Oh, das wusste ich nicht, Madame.«
    Modesty beträufelte Brust, Hals und Gesicht des Mannes mit reichlich Wasser. »Haben Sie Eis bei sich?«
    »Leider nein, Madame.« Sie beugte sich tief herab, um die Lippen des Mannes genau zu betrachten, dann schob sie ein Augenlid zurück und sagte auf Englisch zu Willie: »Bitte bring etwas Eis. Es sieht nicht nach einem Herzanfall aus.
    Auch nicht nach einem Hitzschlag, aber ihn zu kühlen, kann keinesfalls schaden.« Dann auf Französisch: »Ist Ihr Bruder Diabetiker?«
    »O nein, Madame.« Der Mann rutschte ungeschickt auf den Knien zur Seite. Als Willie mit einer Thermosflasche aus Plastik kam, stand er auf. Modesty fühlte eben den Puls des Mannes, als Willie die Flasche neben sie stellte. Sie hörte ein Geräusch, einen leisen Knall, und Willie Garvin fiel über die Beine des am Boden liegenden Mannes nach vorn. Sie drehte sich um. Instinktiv hatte sie schützend den Arm gehoben, noch bevor sie das Bild registriert hatte, das sich ihr bot. Der stehende Mann hatte eben einen kräftigen Schlag mit dem Kongo ausgeführt, der aus beiden Seiten seiner Faust herausragte.
    Modesty war gerade dabei, nach hinten zu rollen, um ihre Beine freizubekommen, als der auf dem Boden liegende Mann die geballte Faust aus dem offenen Buschhemd zog und sie mit einem gezielten Schlag seines Kongos auf das Nervenzentrum hinter ihrem Ohr traf. Während sie auf der sandigen Straße lag, ihre Sinne schwanden und sie vergebens gegen die aufkommende Dunkelheit kämpfte, hörte sie aufgeregte, freudige englische Stimmen. Dann wurde sie von kräftigen Händen niedergehalten, etwas stach in ihren Arm, und mit einem kurzen Aufflackern ärgerlicher Verachtung über sich selbst versank sie in die schwarzen Tiefen des Nichts.
    Die Aussicht von dem großen Bogenfenster war prachtvoll. Direkt darunter lag der von Experten gestaltete Park – leuchtende Blumenbeete und kleine blühende Büsche, eine Reihe junger Zypressen, die das blau und weiß schimmernde Schwimmbecken vom Garten trennten. Dahinter nichts als die Felsen des Hohen Atlas, die sich weiter und immer weiter erstreckten, zwischen einander überschneidenden Vorgebirgen bis zu den weißen Gipfeln am Horizont.
    Nannie Prendergast sagte: »Ein Stück Zucker, bitte.«
    Prinz Rahim Mohajeri Azhari winkte einem verschleierten Mädchen neben dem silbernen Teewagen zu und sagte ein Wort. Das Mädchen nahm mit der Zuckerzange ein Stück Zucker und ließ es vorsichtig in Nannie Prendergasts Tasse gleiten. Ein weiteres Wort, und sie zog sich zurück, bewegte sich geräuschlos über den mit Teppichen belegten Fliesenboden.
    Rahim betrachtete die Frau, die ihm auf der Couch gegenübersaß, und verbarg sein Erstaunen hinter einer Miene höflicher Besorgtheit. »Ich hoffe, es hat Ihnen keine Unbequemlichkeiten verursacht, mich sofort zu besuchen«, sagte er in dem perfekten, etwas gedehnten Englisch der oberen Zehntausend. »Sobald mein Agent mir telefonisch mitteilte, dass das Objekt sichergestellt wurde, wollte ich unsere Transaktion keinen Augenblick lang verzögern.«
    »Keineswegs unbequem, Hoheit.« Nannie Prendergast nippte an ihrem Tee. »Wir sind ebenso interessiert daran, rasch abzuschließen.« Wenn sie den Prinzen ansah, achtete sie darauf, nur in sein Gesicht zu blicken, denn er trug zu seiner weißen Hose ein rotes, bis zum Gürtel aufgeknöpftes Hemd, das seine Brust in einer Art zur Schau stellte, die sie als ungehörig empfand. Es ist jene unverblümte und unappetitliche Sexualität, die zu seinem guten Aussehen und seinem Lebensstil gehört, sagte sie sich. Geschäftlich gesehen hatte sie sich allerdings als überaus einträglich erwiesen. Aber sie persönlich hatte nicht die Absicht, diese Sexualität zur Kenntnis zu nehmen.
    Sie war vor drei Stunden, gegen Mittag, in Fes angekommen und hatte mit Little Krell auf dem Flugplatz den privaten Hubschrauber des Prinzen erwartet, der sie herbrachte. Little Krell befand sich jetzt in dem kühlen, mit Bildern geschmückten Flur vor dem großen Zimmer mit der Aussicht auf den Park. Der Prinz war keineswegs beleidigt, dass sein Gast einen Leibwächter mitgebracht hatte. Es hätte ihn erstaunt, wäre dies nicht der Fall gewesen. Es fiel ihm

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