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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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der Rechtschaffenheit im Gegensatz zu den Zielen anderer und größerer religiöser Gemeinschaften ist?«
    »Ich höre mit Bedauern, daß Sie das Wort
Gegensatz
verwenden, Mr. äh … ja, Mr. Papadakis. Wir stehen in keinem
Gegensatz
zu anderen religiösen Gemeinschaften –«
    »Nein, das habe ich auch nicht gemeint.«
    »Und seien Sie versichert, daß wir auch nicht versuchen, Gläubige von solchen Gemeinschaften abzuwerben. Wir von der Herberge der Rechtschaffenheit sind bescheidene Leute.« Dr. Pilgrim strahlte den Reporter aus verschwommenen Augen an, wobei sein Blick etwas abschweifte, als richte er sich an jemanden hinter Papadakis. »Wenn ich sage,
bescheiden
, dann hoffe ich, ja ich bete, daß Sie das nicht als blinde, oder sollte ich besser sagen,
falsche
Bescheidenheit mißverstehen. Das ist nicht unser Weg, Mr. äh …. überhaupt nicht unser Weg. Unsere Religion ist nicht eng, wenn wir sie überhaupt mit dem Namen Religion zu bezeichnen wagen dürfen. Unser Gott ist das Wesen, das alle Dinge erschaffen hat, und wir wagen nicht, Ihn spezifischer zu definieren.« Thaddeus Pilgrim senkte die Stimme zu einem Flüstern: »Sie werden verstehen, daß ich das Wort ›Ihn‹ eher aus Bequemlichkeit verwende, und ohne in irgendeiner Weise das Erschaffende Wesen mit einem – äh
Geschlecht
zu versehen.«
    »Und Ihr spezielles Ziel, Doktor?« fragte Papadakis schnell. »Können Sie es in ein paar Worten zusammenfassen?«
    Dr. Pilgrims Blick wanderte über den Kopf des Reporters; dann breitete er die Arme mit einer Geste der Einfachheit aus. »Ich kann es in einem
einzigen
Wort zusammenfassen, Mr. Papadakis. Ein einziges Wort genügt, und Sie werden mir verzeihen, daß es in gewisser Weise prahlerisch erscheint, was es aber, wie ich Ihnen versichere, nicht ist, da das im völligen Gegensatz zum Wesen unserer kleinen Gemeinschaft stehen würde, wissen Sie.«
    Er hielt abrupt inne und nickte eher schüchtern, als wolle er sich für etwas entschuldigen, das seinen Hörer vielleicht gekränkt haben könnte. Nach einigen Augenblicken fragte Papadakis: »Wie lautet dieses einzige Wort?«
    Thaddeus Pilgrim stutzte: »Oh, Verzeihung, Mr. äh … Ja natürlich. Ich fürchte, ich habe Ihre Frage nicht vollständig beantwortet. Das Wort lautet …
Gebet
. Das ist unser einziges Ziel, lieber Freund. Wir folgen keinem Glauben, keinem Ritual, keinen formalen Handlungen. Wir
beten
einfach.«
    Papadakis schrieb das Gesagte wortwörtlich nieder und genoß es. Er bemühte sich um eine sachliche Miene und blickte auf. »Wofür beten Ihre Leute, Dr. Pilgrim?«
    »Oh, nicht
meine
Leute, Mr. Papadakis.« Das weiße Haar flatterte, als Thaddeus Pilgrim den Kopf schüttelte. »Wir, das heißt unsere Gemeinschaft hier und anderswo, beten für die ganze Welt. Wir beten für Frieden, für ein Ende der Armut, ein Ende der Rassenkonflikte, ein Ende des Kampfes zwischen – äh – Mann und Frau, wir beten ganz einfach für alles
Gute
, das geschehen sollte. Wir beten auch für Gruppen oder Einzelpersonen, die uns ihre Wünsche für unsere Gebete in ihrem Namen übermitteln, wobei ich Sie allerdings bitten muß, in Anbetracht der Art unserer Gemeinschaft hier, diese Funktion, wenn dieses Wort korrekt ist, nicht im Zusammenhang von
Fürbitten
zu sehen. Das hätte für uns einen zu – äh –
doktrinären
Charakter. Dennoch glaube ich, daß wir in beiden Belangen, das heißt sowohl in den allgemeinen als auch speziellen Kategorien unserer Unterwürfigkeit dem Erschaffenden Wesen gegenüber, behaupten können, wenn dieses Wort nicht zu anmaßend ist, daß die Herberge der Rechtschaffenheit ein wahrer
Hort
des Gebets ist.«
    »Ich glaube, Sie sind hier ungefähr dreißig oder vierzig Leute, fast nur Männer«, sagte Papadakis. »Führt das nicht zu Problemen?«
    Thaddeus Pilgrim spitzte die Lippen und schaute wie jemand drein, der versuchte, nicht vorwurfsvoll auszusehen. »Nein«, antwortete er leise. »Ich versichere Ihnen, daß meine Kollegen sich alle ihrer Aufgabe mit Hingabe widmen.«
    »Tun Sie alle nichts anderes als beten, Doktor?«
    »Nein, nein, mein lieber Freund«, antwortete Dr. Pilgrim und lächelte vertrauensvoll in Richtung der Dohle. »Das ist ganz unmöglich. Positives Gebet erfordert beträchtliche geistige Anstrengung, obwohl ich mich beeilen möchte zu versichern, daß wir diese Anstrengung gerne auf uns nehmen, da wir uns als Arbeiter in Gottes Weingarten betrachten, wenn Sie mir diese, wie es scheinen könnte,

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