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Mönchsgesang

Mönchsgesang

Titel: Mönchsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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Knecht es irgendwo mit einer Magd im Heu trieb, war schließlich nichts Neues für ihn. Er wandte sich wieder an den Mönch. »Gut, Bruder. Ich werde mit Euch nach Schwarzenbroich reiten. Gebt mir noch eine Stunde, bevor wir aufbrechen.«
    Er verließ den Saal und gelangte in den Burghof, wo ein paar Hühner und ein paar Gänse sich eine lautstarke Schlacht um ein paar Brotkrumen lieferten. Eine fluchende Magd, die mit einem Stock dazwischenfuhr, vergrößerte das Spektakel nur noch.
    »Herrgott, stopf den Viechern doch den Schnabel!«, rief er ihr schlecht gelaunt zu. Er erreichte das Torhaus und blieb stehen, als ihm auf der Zugbrücke zwei Gestalten entgegenkamen.
    Er merkte selbst, wie seine Kinnlade nach unten fiel, war jedoch außerstande, dies zu verhindern. Die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte, begleitet von ihrer Zofe, warf ihm einen himmlischen Blick zu, nickte lächelnd zum Gruß, bevor sie züchtig ihren Blick senkte und mit ihrer Begleitung den Burghof überquerte. Der Dorfherr sah ihr fassungslos hinterher, starrte auf ihr blaues Seidenkleid, auf den schwarzen, ledernen Gürtel, der die atemberaubenden Konturen dieser Frau erahnen ließ. Zu seinem Schrecken drehte die Schöne sich noch mal zu ihm um, strich eine Strähne ihres langen blonden Haares aus ihrer Stirn und lachte ihn an, so dass ihre schneeweißen Zähne zum Vorschein kamen. Dann verschwand sie mit ihrer Zofe in einer Tür des Ostflügels.
    »So etwas sieht man hier nicht alle Tage, nicht wahr, Herr Mathäus?«
    Der Dorfherr fuhr erschrocken herum und sah einen gesetzten Mann, der an einer dreckigen Steckrübe knabberte. »Friedrich!«
    Der Kastellan, wie immer unrasiert, grinste ihn augenzwinkernd an. »Manchmal fällt es einem wahrlich schwer, die Wunder in Gottes Schöpfung zu erkennen, aber in diesem Fall …« Er deutete mit dem Kinn in die Richtung, in der die Schöne verschwunden war.
    »Wer zum Teufel war das?«, stammelte Mathäus.
    »Das war Beatrix, die Gemahlin des Harper von Mausbach, Paulus' Vetter, der seinem lieben Verwandten zurzeit hier einen Besuch abstattet.«
    »Ach?«
    Friedrich verfiel in einen Flüsterton. »Und Harper, ihr Gemahl, ist ein versoffener Dummkopf.«
    »Und trotzdem hat sie ihn geheiratet?«, Mathäus wusste selbst, dass dies eine äußerst idiotische Frage war.
    »Wer fragt schon danach. Und wenn Ihr mir die Bemerkung gestattet: Es schien mir so, als hättet Ihr die Aufmerksamkeit der schönen Beatrix erregt.« Er kicherte albern.
    Mathäus stampfte unwirsch mit seinem Fuß. »Was soll das, Kastellan? Ihr wisst wohl nicht, wen Ihr vor Euch habt.«
    »Doch, doch«, versicherte Friedrich schnell. Jegliches Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden.
    Der Dorfherr machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Gelände der Burg. »Diese verfluchten kleinen Teufel«, murmelte er zu sich selber und schüttelte den Kopf, als wollte er die höllischen Plagegeister abschütteln. Er musste an Jutta denken und kam sich vor wie ein Verbrecher. Er wusste, Jutta war die süßeste Blume in seinem Leben, das herrlichste Wesen der Welt. Und er hatte sich wie ein pubertierender Jüngling verhalten und einer fremden Frau nachgestarrt, als sei sie die himmlische Jungfrau in Person. Immer noch wütend über sich selbst betrat er schließlich seine Stube. Sein Vater hatte sich wieder auf das Bett gelegt, richtete sich aber auf, als er den Sohn eintreten sah. »Es tut mir Leid, Vater, aber ich muss weg.«
    »So?« Dreyling machte eine gekränkte Geste. »Wohin musst du denn?«
    Mathäus erklärte es ihm, während er ein kleines Bündel zusammenpackte.
    »Aha. Dann kann ich ja wieder abreisen.«
    »Gott behüte, bitte bleib noch, Vater. Ich hoffe, spätestens am Nachmittag wieder hier zu sein.«
    »Wir haben ja schließlich noch einiges zu besprechen, Junge.«
    Mathäus schüttelte gleichmütig den Kopf. »Vater, ich freue mich, wenn du bei meiner Rückkehr noch hier bist. Aber zu besprechen haben wir beide nichts. Ich bleibe hier in Merode, und wenn du dich auf deinen sturen Kopf stellst.«
    »Stur? Wer bei allen Märtyrern ist denn hier stur?«
    »Du! Und meinetwegen auch ich. Wie auch immer: Es bleibt dabei.«
    Er verließ die Stube, ging in den kleinen Stall neben seinem Haus und begann Julius, seinen Gaul, zu satteln. Dreyling war seinem Sohn still gefolgt und verfolgte nun aufmerksam jede seiner Handbewegungen.
    »Komisches Pferd, das du da hast. Beißt meiner armen Lilli mir nichts, dir nichts in den

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