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Mönchsgesang

Mönchsgesang

Titel: Mönchsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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Kaiser, würde die göttliche Ordnung wiederherstellen, wie so oft schon. Und dass der Allmächtige auf seiner Seite stand, daran zweifelte der Kaiser keinen Augenblick, selbst wenn die Päpste in Avignon ihn noch tausend Mal bannten.
    Der Kaiser hatte feststellen müssen, dass sich sein Hof in diesen frühen Morgenstunden noch im Tiefschlaf befand. Selbst seine sonst so aufmerksamen Diener hatten das Aufstehen ihres Herrn nicht registriert. Die Energie in ihm jedoch war zu drängend, als dass er sich noch mal in seine Gemächer hätte zurückziehen wollen. So kam es, dass zwei seiner Ritter aus dem Schlaf gerüttelt wurden, verwundert, ihren Herrn und Kaiser höchstselbst neben ihrem Feldbett stehen zu sehen, der sie höflich bat, ihn zur Bärenjagd zu begleiten.
    Einer der Jagdaufseher hatte beim gestrigen Bankett von einem großen Bären berichtet, der in der Nähe des Klosters Fürstenfeld sein Unwesen trieb. Und der Kaiser hatte den unwiderruflichen Entschluss gefasst, ihm den Garaus zu machen – heute noch! Und wenn dieser Bär erst erlegt war, würde er sich den anderen Herausforderungen stellen. Wenn dieser Bär erlegt war – er spürte es ganz deutlich –, würde er auch die anderen Aufgaben bewältigen. Der Bär war ein Omen, das Gott ihm geschickt hatte.
    Der Kaiser warf einen Blick zurück. Er wollte mit der Flut seiner Gedanken alleine sein, deshalb hatte er seinen Begleitern befohlen, vorerst hinter ihm zurück zu bleiben. Im Frühdunst konnte er die Gestalten der Reiter gerade noch erkennen. Zufrieden setzte er seinen Ritt fort.
    Die Krähen zeterten immer noch. Ein junger Fuchs huschte vor ihm in ein Gestrüpp.
    »Hier geblieben!«, herrschte der Kaiser seine Hunde an, die den roten Jäger augenblicklich verfolgen wollten. »Heute gilt es, großes Wild zu erlegen.« Seine Mundwinkel umspielte ein feines Lächeln. »Was schert uns ein Fuchs?«, murmelte er zu sich selbst.
    Plötzlich empfand er eine für diese Tages- und Jahreszeit merkwürdige Wärme. Er nahm seinen Umhang ab und legte ihn vor sich auf den Sattelknauf. Sorgfältig zupfte er an seinem mit glänzenden Nieten besetzten Wams, das nun zum Vorschein kam. Dann widmete er sich wieder den Stimmen des Waldes.
    Da! War da nicht aus weiter Ferne ein Brüllen zu hören gewesen? Das Brüllen eines Bären? Der Kaiser warf einen Blick auf seine Hunde, doch die verhielten sich nicht so, als hätten sie eine Witterung aufgenommen.
    »Auf, Kerle, seid ihr denn taub? Hört ihr nicht das Brüllen des Räubers?« Er tastete nach seinem Langbogen. Sie befanden sich nun ganz in der Nähe des Klosters. Aus dieser Richtung glaubte der Kaiser das Brüllen vernommen zu haben. Mein Gott, schoss es ihm durch den Kopf, es wird dem Braunen doch wohl nicht einfallen, sich an den Viehherden der Mönche zu laben? Er trieb sein Pferd zum Galopp und erreichte bald eine große Lichtung. Hier brachte er sein schnaubendes Pferd zum Stehen und erkannte im sich lichtenden Nebel die Umrisse des Klosters Fürstenfeld in der Ferne. Auf einem sumpfigen Weg, der sich zum Kloster schlängelte, sah er einen Bauern, der unter sichtlicher Anstrengung einen klapprigen Karren hinter sich herzog. Ansonsten aber war es ruhig. Von einem Bären keine Spur …
    Der Kaiser trieb sein Pferd erneut an und stand bald vor dem Bauern, der den Reiter und seine beiden Furcht erregenden schwarzen Hunde ängstlich anstarrte.
    »Ich wünsche Euch einen guten Morgen«, sagte der Kaiser mit sanfter Stimme, denn er hatte die Angst in den Augen des anderen bemerkt.
    Dieser war ein alter, zahnloser Mann mit zerfurchtem Gesicht und gichtigen Fingern. Aus seinen Mundwinkeln träufelte Speichel. Der Kaiser stellte erschüttert fest, dass dieser Bauer wohl kaum älter als er selbst sein mochte. Der Handkarren war voll beladen mit welkem Gemüse und von Würmern durchlöchertem Obst. Nur zu gut konnte der Kaiser sich die mit gedämpftem Zorn verkündeten Beanstandungen ausmalen, die die strengen Mönche mit mahnendem Zeigefinger vorbringen würden. Gerne hätte er dem Alten eine Münze zugeworfen, freilich trug er zur Jagd keinen Geldbeutel bei sich.
    »Ihr seid mutig, Euch allein in diese Gegend zu begeben, in der ein Bär sein Unwesen treibt«, meinte der Kaiser.
    »Leider stellt mir keiner eine Eskorte, Herr, und solch prächtige Hunde wie Ihr besitz ich leider auch nicht«, lispelte der Alte und wischte sich mit einem verdreckten Ärmel den Speichel vom Mund.
    Der Kaiser lächelte. »Ist der Bär Euch

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