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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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gebildet, und das bedeutet kleiner Esel.«
    »Heilige Maria kleiner Esel?« Barbara runzelte die Stirn. »Ist das guatemaltekischer Humor?«
    Uta Schultz zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber einen Zusammenhang zwischen der Gottesmutter und einem Esel gibt es – ich denke an die Flucht nach Ägypten.«
    » La fuga in Egitto heißt sie auf Italienisch«, meinte Uplegger, stolz, endlich einmal seine Kenntnisse anwenden zu können. »Ich weiß das aus den Bildunterschriften in Museen.«
    Na, da hat er auch untergebracht, dass er schon in italienischen Museen gewesen ist, dachte Barbara.
    »Wie ist es im Spanischen?«, wollte er wissen.
    »La fuga a Egipto.«
    Bevor das sprachwissenschaftliche Hauptseminar fortgesetzt wurde, erinnerte Barbara ihren Kollegen daran, dass er eben noch eine Frage zur Guatemala-Reise hatte stellen wollen.
    »Richtig. Pardon! Da gab es doch bestimmt eine Vorbereitungsgruppe …«
    »Seit 2004 gibt es ein regelrechtes Guatemala-Projekt. Man kann ab der 7. Klasse Spanisch lernen, als zweite Fremdsprache. Diese Reise nach Guatemala ist ein schöner Anreiz, nicht wahr? Man lernt die Sprache nicht nur für die Prüfung … Zwei Lehrer betreuen die Schüler in diesem Projekt, das jahrgangsübergreifend ist. Ich meine mich zu erinnern, dass Uwe Laube auch dabei war. Lena hat das mal erwähnt, weil er wohl erzählt hat, dass sein Vater früher bei den Lateinamerikanisten war. Um seine Motivation zu begründen.«
    Barbara fragte sofort: »Hatten die beiden näheren Kontakt?«
    »Was verstehen Sie unter näherem Kontakt?«, lautete die Gegenfrage des Vaters.
    »Freundschaftlich?«
    »Nicht, dass wir wüssten. Oder, Uta?«
    »Nein, nein, das glaube ich nicht. Sie hat kaum von ihm erzählt. Es war einfach Zufall, dass sein Vater und ich Kollegen gewesen sind.«
    »Erinnern Sie sich denn an Mitschüler aus dem Guatemala-Projekt, zu denen Lena eine engere Beziehung hatte?«
    »Nein«, sagte die Mutter. »Ich kann mich anstrengen und Ihnen den einen oder anderen Namen nennen, aber wenn Sie mehr wissen wollen, wenden Sie sich besser an die Schule.«
    »Außerdem steht das Tagebuch der Reise im Internet«, fügte Herr Schultz hinzu.
    Die Mutter nickte. Ihr Gesicht nahm wieder einen traurigen, wenn nicht leidenden Ausdruck an; Barbara rechnete mit einem dritten Weinkrampf, aber es kam nicht dazu.
    »Wissen Sie«, sagte sie, »mit Dr. Laube hat es wohl ein unglückliches Ende genommen. Er war ja kaltgestellt an der Sektion, und mit Altamerika, also mit Geschichte und Mythologie, seinen Lieblingsthemen, durfte er sich nicht mehr beschäftigen, jedenfalls nicht offiziell. Man hat ihn zur Sprachforschung delegiert, mit anderen Worten: Er war nach dem Vorfall nur ein überqualifizierter Spanischlehrer. Reisen ins westliche Ausland, zum Beispiel zu Kongressen, oder gar nach Lateinamerika waren undenkbar. Aber nach der Wende hat er sich dann seinen Traum erfüllt. Das Institut befand sich schon in Abwicklung, man hatte ihn gerade gefeuert … Es muss Anfang 1995 gewesen sein, da ist er nach Mexiko geflogen. Mexiko, Guatemala, Honduras standen wohl auf seinem Plan. Er kehrte nie zurück.« Sie seufzte und schaute auf ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen.
    »Hat er sich dort verliebt?«
    »Nein«, sagte sie. »Er ist verschollen.«
    Auf der Fahrt von Dierkow zur Dienststelle übernahm Barbara die Führung. Im Gegensatz zu Uplegger, dessen Frage nach dem Guatemala-Projekt von den Eltern so gut wie möglich beantwortet worden war, hatte sie ihre Frage gar nicht mehr gestellt: Sie hätte gern gewusst, wie das Verhältnis zwischen den Schwestern Lena und Lisa war. Nun, danach konnte sie sich auch später noch erkundigen.
    Ein fast 30 Jahre altes Gerät der New Technology machte es möglich, dass sie mit Uplegger Konversation betrieb, ohne sich einen Telefonhörer oder ein Walkie-Talkie ans Ohr halten zu müssen. Sie konnte sogar mit beiden Händen lenken, weil ihr Handy in der Freisprecheinrichtung steckte. Und sie hatte etwas auf dem Herzen: »Sie haben heute ja wieder ausgiebig Ihrem Sprachfimmel gefrönt. Warum haben Sie nicht Sprachwissenschaften studiert? Romanistik, das wäre doch etwas für Sie gewesen.«
    Für seine Verhältnisse kam die Antwort schnell: »Weil die Polizei auf absehbare Zeit nicht abgewickelt wird.«
    »Da wäre ich mir in Deutschland und namentlich in Mecklenburg-Vorpommern nicht sicher«, entgegnete Barbara. »Aber um auf offene Punkte zurückzukommen: Sie meinten vorhin, dass es

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