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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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14. Geburtstag nur vier Jahre in Freiheit?«
    »Sì!«
    »War das jetzt ein italienisches oder ein spanisches Ja?«
    »Eines mit … das Gegenteil vom Akut? Ah, ja: Gravis.«
    »Dann ist es Italienisch«, rief Barbara stolz. Einer der Möbelpacker schaute sie irritiert an. »Ich habe heute gelernt, dass es bei den Spaniern nur den Akut gibt.« Sie nickte dem Träger zu. »Und Sie wissen das nun auch.«
    Der Mann schüttelte den Kopf und schob ein Sideboard auf den Hof. Die Kabine war beräumt, Uplegger und Barbara stiegen ein.
    »Und dann ist da noch Groenewald«, erinnerte sie und wählte die Etage.
    »Groenewald, Vorname Volker, Alter: 54. Er hat wegen Vergewaltigung mehrmals eingesessen, ist aber seit vielen Jahren sauber«, Uplegger malte Anführungszeichen in die Luft, »und wohnt, wie gesagt, ebenfalls im Nachbarhaus. Im siebten Stock. Auf der Seite, die dem Waterkant -Hochhaus zugewandt ist, was bedeutet, dass er theoretisch in Lenas Wohn- und auch in ihr Schlafzimmer gucken könnte. Ohne Fernglas hätte er nicht viel gesehen. Wenn er aber eines benutzt hätte, dann …«
    »Wer hat ihn befragt?«
    »Lutze selbst.«
    »Und auf dem Fensterbrett stand ein Fernglas?«, fragte Barbara, um seine lange Herleitung abzukürzen.
    »Sie haben hellseherische Fähigkeiten!«
    »Brauche ich nicht. Es genügt, Sie zu kennen. Mit dem Fernglas kann er natürlich mehreren Frauen ins Fenster gucken.«
    »Auch Männern oder Kindern.«
    »Was hat er denn vergewaltigt?«
    »Frauen. Und es heißt: Wen?«
    »Mit welchem Akzent?«
    »Bitte?«
    »Jetzt will ich Ihnen mal was sagen, Herr Professor Allwissend.« Der Fahrstuhl kam knirschend zum Stillstand. »In meiner kurzen, aber heftigen Verliebtheit in die lateinamerikanische Kultur und einen gewissen Regisseur habe ich versucht, mir selbst Spanisch beizubiegen.« Die Türen gingen auf, Barbara trat zuerst hinaus. »Mit einem antiquarisch erworbenen Lehrbuch aus den 60-er Jahren, von dem ich nur noch weiß, dass es einen gelben Einband hatte, dass es El Español hieß und der Autor den ungewöhnlichen Vornamen Vladimiro trug. Ich habe immer gedacht, seine Eltern seien Kommunisten und hätten ihn nach Lenin benannt … Ich habe fast alles vergessen, aber eben ist mir doch etwas eingefallen. Eine Frage en español beginnt nicht nur mit dem umgekehrten Fragezeichen, das Fragewort erhält auch immer einen Akzent. Akut, wie Sie ja wissen. Cómo, Quién …« Sie strahlte.
    »Was Sie alles schon gemacht haben in Ihrem Leben«, bemerkte ihr Kollege nicht ohne Bewunderung.
    »Ja. Vor allem viel Sinnloses«, erwiderte sie.
    Im Büro nahm die Pfütze unter dem Fenster inzwischen etwa ein Fünftel des Raumes ein, und wenn es so weiterreg-nete wie bisher, war es nur noch eine Frage von Tagen, bis alles unter Wasser stand. Irgendein hilfsbereiter Kollege, der vielleicht etwas in den Eingangskorb gelegt hatte, vermutlich war es eher eine Kollegin, hatte die Bescherung entdeckt und dafür gesorgt, dass ein gutes Dutzend Wischlappen ausgebreitet worden war. Die Lappen waren durchnässt, es roch muffig wie in einem feuchten Keller. Die längst bekannte Ursache dieses Geruchs waren die Wände, aus denen man halb Rostock mit Spülwasser hätte versorgen können.
    Im Eingangskorb fand Barbara tatsächlich jede Menge Papiere, darunter auch der Vorläufige Tatortbefundsbericht , auf dem Titelbatt abgezeichnet von M. Pentzien. Der Spusi-Chef hatte das Wort vorläufig mit rotem Edding unterstrichen. Und damit nicht genug: Er hatte noch einen Zettel mit der handschriftlichen Bemerkung angefügt, auch in seiner Eigenschaft als vorläufig sei der Bericht als vorläufig anzusehen – mit anderen Worten, es war ein vorläufig Vorläufiger Tatortbefundsbericht, dem noch ein vorläufiger und schließlich der endgültige folgen würden. Manchmal war Pentzien ein ebensolcher Herr Spitzfindig wie Jonas Uplegger.
    Barbara blätterte den Bericht durch, während ihr Kollege im Internet nach Anbietern von Buschmessern forschte. Barbara überschlug die Seiten mit der Beschreibung der Blutspuren, Uplegger las halblaut: »Ein wahres Erfolgsprodukt liefert Gerber mit der Machete Gator . Stolze 65 cm ist die Klinge lang. Der Klingenstahl mit hohem Karbonanteil ist mit einer vor Korrosion und Reflexionen schützenden, schwarzen Beschichtung versehen. Mit dem Klingenrücken können Sägearbeiten verrichtet werden. Der gummierte Griff und eine stabile Nylonscheide runden die Ausstattung ab.«
    »Aha.« Barbara hörte nur mit

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