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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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für daheim kaufen zu können. Sie verirren sich dann aber in Klamottengeschäfte oder Drogerien auf dem Boulevard, und Vanessa steckt ein, was sie greifen kann. Sie denken wohl, wenn man von Denken sprechen kann, das Diebesgut lässt sich ja auch irgendwie zu Geld machen. Beim letzten Coup waren es drei Lippenstifte.«
    »Wie bitte, drei Lippenstifte?« Barbara verdrehte die Augen. »Warum klauen sie denn nicht gleich den Schnaps?«
    Uplegger breitete ratlos die Arme aus, Barbara lauschte. Ihr schien es, als habe sich etwas im Schacht in Bewegung gesetzt.
    »Stellen Sie sich mal vor«, sagte sie dann, »die beiden haben in der Tatnacht … in der mutmaßlichen Tatnacht auf dem Schlauch gestanden. Hartz IV schon aufgebraucht, Kindergeld verzehrt – und Durst! Einen Riesendurst! Stellen Sie sich weiter vor, sie kennen Lena Schultz besser, als sie zugeben. Kommt da vielleicht die Idee auf, sie anzupumpen?« Sie hatte sich nicht geirrt, einer der Aufzüge verursachte Geräusche. »Man klingelt und fragt. Doch Lena hat oder gibt nichts. Aber dieser elende Durst! Man wird aggressiv, weil man schon Alkohol im Kopf hat, aber eben nicht genug. Da kommt man leicht auf Mordgedanken.«
    »Von der Statur könnte Pascal der Maskierte sein«, pflichtete Uplegger bei.
    »Und Vanessa hat vielleicht im Flur gewartet; zu zweit zerlegt sich eine Leiche einfach besser. Und schneller. Dann erfindet man die aus der Steinzeit stammende Story vom Großen Unbekannten, der Müllsäcke im Fahrstuhl transportiert und den man sogar noch beim Gassi-Gehen gesehen haben will, man deutet an, dass er einen PKW wie Nachbar Morbacher fährt … gar nicht dumm, oder? In Wahrheit hat man die Leiche selbst entsorgt.«
    »Klingt ganz gut. Nur, schafft ein Epsilon-Alkoholiker das während seiner Phase?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich war Gamma.«
    »Waren? Ich denke, man bleibt es sein Leben lang.«
    »Ja, ja, das ist so ein Klischee.« Barbara machte eine wegwerfende Handbewegung. Ein Glockenton kündigte die Ankunft eines Aufzuges an, und wenig später öffneten sich tatsächlich die Türen. Der Fahrkorb war voll mit Büromöbeln, die ein einzelner Möbelpacker begleitete. Offenbar zog irgendeine weitere Ärmelschonerabteilung nach Waldeck in die Pampa. In Rostocks Blücherstraße würde es noch einsamer werden. Die Kriminalpolizei-Inspektion harrte natürlich eisern aus. Irgendwann sollte das Polizeigebäude in der Ulmenstraße saniert und umgebaut sein, aber da dort ja der Staat baute, würde das unter keinen Umständen planmäßig geschehen.
    Endlich erschien der zweite Lift, aber auch er war voll mit Möbeln. Deswegen hatte man so lange warten müssen, denn um die Fahrstühle beladen zu können, hatten die Packer natürlich die Türen arretiert. Das hätte eigentlich auch der Killer aus der Rigaer Straße machen können, anstatt mehrmals hoch- und runterzufahren. Barbara schüttelte den Kopf. Sie hätte gern bald Sicherheit über die Identität der Leichenteile, aber die DNA-Untersuchung würde dauern.
    Uplegger schlug noch einmal vor, nun doch die Treppe zu benutzen, aber Barbara lehnte ab. Seufzend teilte Uplegger daraufhin endlich sein Wissen: »Wir haben noch einen Christian Drewniok, 31 Jahre und wohnhaft im Nachbarhochhaus, was auch für einen gewissen Volker Groenewald gilt. Drewniok ist ein gefürchteter Gewalttäter, dem schnell der Kragen platzt und der auch zum Trinkermilieu gehört. Er will an dem bewussten Abend mit seinen Kumpels durch die Gegend gezogen sein, aber keiner von den Typen hat wegen des schlechten Wetters Wohnung oder zumindest Kneipe verlassen. Und in seinen Stammkneipen, dem Bierpub Knöterich in der Warnowallee und dem Null Acht 15 in der Turkuer, kann sich niemand an ihn erinnern. Mit anderen Worten: Er hat nicht bloß kein Alibi, er lügt auch.«
    »Drewniok, Christian? Der Name sagt mir was.« Barbara massierte sich das Kinn. »Aber das muss schon über zehn Jahre her sein … Mir ist wie versuchter Totschlag …«
    »Seine kriminelle Karriere begann mit elf. Da ist alles bei, was man sich nur wünschen kann, auch versuchter Totschlag. Sein BZR-Auszug ist wohl drei Seiten lang, und seit Beginn der Strafmündigkeit hat er 13 Jahre gesessen.«
    »Von wie viel Jahren?«
    Uplegger lächelte verschmitzt. »Wie ich sagte, ist er 31.«
    »Oh, eine Rechenaufgabe! 31 minus 14 macht … o je, ich habe nur 20 Finger und Zehen, das krieg ich nicht hin … Ich muss raten. 17?«
    »Ich glaube.«
    »Dann war er also nach seinem

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