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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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hinaus. Betont langsam erhob er sich und verließ unter dem Vorwand, eine Kollegin informieren zu müssen, den Raum. Im Flur lehnte er sich an die Wand und atmete tief durch: Obwohl Kai Erdvogel ein jugendlicher Massenmörder und seine Festnahme vollkommen korrekt abgelaufen war, und obwohl er gar nicht wusste, ob sich die Frau wegen ihres Sohnes umgebracht hatte, spürte er Gewissensbisse. Wahrscheinlich war er jetzt so blass wie vorhin Drewniok. So wollte Uplegger nicht zurück in die Vernehmung; Drewniok sollte weder falsche noch die richtigen Schlüsse ziehen, und er sollte vor allem nicht triumphieren. Uplegger bat die Sekretärin des Chefs, den Zeugen nach Hause zu schicken mit der Begründung, der Herr Hauptkommissar sei zu einem dringenden Einsatz abgerufen worden. Das erledigte sie im Handumdrehen und begleitete Drewniok auch pflichtgemäß zur Wache. Uplegger sammelte seine Akten ein, ging ins Büro und fand dort massenhaft Blätter auf dem Boden liegen, der Drucker aber war tot. Nach Barbaras Auto und den Schnäppchenschirmen hatte auch dieser Gebrauchsgegenstand seinen Geist aufgegeben.
    Barbara war zu Groenewald zurückgekehrt und hatte Kaffee sowie zwei kleine Wasserflaschen mitgebracht. Der mehrfache Vergewaltiger war ihr nicht unangenehm, aber gerade das machte sie misstrauisch. Psychopathen waren manchmal geniale Verstellungskünstler, die jeden um den Finger wickeln konnten, weil sie kaum oder gar keine Gefühle hatten, die eine berechnende Handlung stören konnten.
    Barbara nahm einen Schluck Kaffee, betrachtete Groenewald einen Augenblick und bemerkte dann wie nebenbei: »In Ihrer Wohnung steht ein Fernglas auf dem Fensterbrett?«
    »Ja«, sagte er und sah sie mit einem vollkommen offenen Ausdruck an. Verstellung, dachte Barbara, mit der Botschaft: Schau, ich habe nichts zu verbergen.
    »Warum steht es denn gerade dort?«
    »Na ja, irgendwo muss es ja stehn …«
    »Wieso?« Barbara nippte an ihrem Becher und ließ Groenewald nicht aus den Augen. Winzige Zeichen von Irritation und Hass erschienen in seiner Miene, die sofort wieder verschwanden. »Es kann doch auch liegen.«
    »Ach, so!« Er deutete ein Lächeln an. »Klar, und es liegt auch manchmal.«
    »Ich würde es ja in den Schrank stellen. Oder legen.« Barbara blieb beim Plauderton. »Auf dem Fensterbrett verstaubt es doch.«
    »Nö, es ist ja in einer Box.«
    »Ja?« Barbara hob ihren Notizzettel ein paar Zentimeter in die Höhe. »Die Kollegen, die es entdeckt haben, die haben keine Box gesehen. Was machen Sie denn mit dem Fernglas? Sie schauen in die Ferne, ich weiß. Aber was schauen Sie sich an?«
    »Natur?« Groenewald war ein klein wenig unsicher geworden.
    »Das müssen Sie wissen!«
    »Ja, ich schaue gern in die Natur. Vögel. Rehe.«
    Schluss mit Plaudern: »Leben Rehe zwischen den Hochhäusern?«
    »Nee, aber wenn ich am Wochenende oder an einem freien Tag unterwegs bin. Oder im Urlaub. Da bin ich gern in der Natur.«
    »Was für einen PKW fahren Sie?«
    »Einen Opel Zafira 1.6 ecoFLEX, Baujahr 2009. Silbermetallic.«
    »Ah, ja.« Barbara notierte. »Benutzen Sie das Fernglas auch, um in gegenüberliegende Wohnungen zu schauen?«
    »Machen Sie das nicht?«
    »Ich? Nein. Ich schaue nicht in gegenüberliegende Wohnungen.«
    »Das meine ich nicht.« Bisher hatte Groenewald seinen Kaffee nicht angerührt, aber nun griff er nach dem Becher. Bevor er trank, erklärte er sich: »Wenn Sie spazieren gehen, schauen Sie dann nicht gern in andere Wohnungen? Und stellen Sie sich nicht manchmal vor, wie es wäre, wenn man die Wand abnehmen können und reingucken wie bei einer Puppenstube?«
    »Doch, das mache ich. Aber ich benutze keine Ferngläser.«
    Groenewald stellte den Becher zurück.
    »Ich gebe zu, dass ich schon mal rübergeguckt habe in das Haus von der Waterkant . Aber nicht, was Sie denken.«
    »Was denke ich denn?«
    »Dass ich nach Frauen gucke. Vielleicht sogar, wie die sich ausziehen oder so.«
    »Machen Sie nicht?«
    »Nein.« Das klang sehr überzeugend, und auch seine Mimik verriet nichts Gegenteiliges. Barbara war trotzdem sicher, dass er log.
    »Was interessiert Sie dann?«
    »Na, wie die Leute wohnen, was sie so machen. Wie gesagt, ich mache das wirklich sehr selten. Und es ist auch meistens Zeitverschwendung. Die Leute sitzen stundenlang vor der Glotze und stopfen Chips in sich rein …«
    »Meistens Zeitverschwendung«, wiederholte Barbara. »Wann tritt denn der Fall ein, dass es interessant wird?«
    »Wenn sich die

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