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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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schnell auswich. Ihr war anzusehen, dass sie müde war und daher überdreht und vielleicht auch hungrig. Das Kind wollte einfach nach Hause, und dieses Zuhause befand sich quasi schon in Griffweite, aber es durfte nicht hinein: Wer sollte das verstehen? Mit vier Jahren fand man einen Polizeieinsatz noch nicht spannend. Oder vielleicht doch, aber nur bei den Nachbarn.
    Uplegger ging neben dem Mädchen in die Hocke, doch Frau Barfuss riss es von ihm fort und presste es an sich, so als fürchte sie eine Belästigung. Also richtete er sich wieder auf, zuckte mit den Schultern, nahm seinen Dienstausweis aus der Jackentasche, und da er an einem Band befestigt war, hängte er ihn um – wie ein Schlüsselkind. Wortlos ließen die Beamten ihn vorbei.
    Barbara stand hinter dem Haus auf dem Rasen mit ihrem vorsintflutlichen Handy am Ohr. Als sich Uplegger ihr näherte, klingelte auch sein Telefon. Der universale Anrufer Unterdrückt verlangte nach ihm, und er entschied, ihm eine Chance zu geben. Es war Wiedemann von der Doberaner Polizei.
    Barbaras Gespräch war kürzer, und obwohl Uplegger nicht mehr sagte als »Ach, ja?« und »Ach, nein?«, schaute sie ihn erwartungsvoll an. Nach zehn Minuten war Wiedemann fertig. Uplegger machte noch ein paar Schritte, Barbara fragte: »Wer zuerst?«
    »Ladies first!«
    »Sie sind ein wahrer Gentleman. Stellen Sie sich vor, obwohl heute Samstag ist, hat sich Geldschläger doch über Karina Dünnfelder hergemacht. Es gibt ein vorläufiges Obduktionsergebnis.« Sie rümpfte die Nase. »Keine Spuren einer Sexualstraftat.«
    »Ach, ja?«
    »Nicht ja! Nein!«
    »Auch nichts, was auf einen länger zurückliegenden Missbrauch schließen lässt?«
    »Soweit man das beurteilen kann, ebenfalls nein. Das Hymen ist intakt. Keine Verletzungen im Genitalbereich. Nicht der geringste Grund, zum Frauenarzt zu gehen.«
    »Dann hat uns Mareike Dünnfelder also … belogen will ich nicht sagen.«
    »Kann sie überhaupt Wahrheit und Lüge unterscheiden?«
    »Wie war es eigentlich bei Familie Jähzorn ?«
    »Oh, ich habe eine Äquatortaufe erhalten, allerdings bloß am Alten Strom und mit Kaffee. Ulf Jähnicke neigt tatsächlich zu unkontrollierten Ausbrüchen. Vielleicht hatte er schon immer eine Macke, aber der Tod seiner Frau hat sie verstärkt. Die beiden erwachsenen Söhne leben noch bei ihm – alles in allem eine perverse Konstruktion. Und Sie?«
    »Ich lebe nicht mehr bei meinen Eltern. Aber was viel wichtiger ist: Jähnicke und Dünnfelder sind Feinde.«
    »Davon abgesehen, dass Jähnicke mit aller Welt verfeindet ist, wissen Sie das von Dünnfelder?«
    Uplegger schüttelte den Kopf. »Eben nicht. Er hat darüber kein Wort verloren. Ebenso wenig, wie er uns mitgeteilt hat, dass er im Gemeinderat sitzt.«
    »Welche Partei?«
    »Raten Sie!«
    »Piraten?«
    »Tut mir leid, den Gewinn, den Sie für eine Gebühr von 99,99 Euro hätten anfordern müssen, haben Sie verspielt. CDU. Und nun zur Sache: Sowohl Jähnicke als auch Dünnfelder besitzen Bungalows in der Siedlung Alte Schule , Jähnicke einen, Dünnfelder drei. Beide vermieten sie als Ferienhäuser. Direkt am Meer gelegen, sind die ziemlich begehrt. Von der Doberaner Straße führt der Schulweg zur Siedlung, aus dem die Straße Alte Schule wird. Sie ist zum größten Teil unbefestigt, die letzten Meter müssen die Gäste auf einem Sandweg zurücklegen, der sich bei schlechtem Wetter schon mal in eine Schlammgrube verwandelt. Jähnicke hat daher vor drei Jahren über einen Spezi den Antrag eingebracht, den Weg zu pflastern oder zu asphaltieren. Da die Kosten auf die Anrainer umgelegt werden würden, hat Dünnfelder eine Mehrheit um sich geschart, und nach langem Mahlen der demokratischen Mühlen wurde der Antrag letztes Jahr abgeschmettert. Jähnicke hat daraufhin gedroht, Dünnfelders Bungalows abzufackeln und seine Villa in die Luft zu sprengen. Was er bekanntlich bisher nicht getan hat. Er hat den Gemeinderatsbeschluss vor dem Verwaltungsgericht angefochten, aber seine Argumente sind wohl eher kläglich. Will sagen, wenn das Gericht irgendwann im 21. Jahrhundert noch tagen sollte, wird er sicher verlieren.«
    »Beide haben diesen Streit nicht erwähnt.« Barbara kratzte sich nachdenklich die Wange. Was immer das bedeuten mochte, eines war klar: Ulf Jähnicke war wieder im Spiel.
    ***
    Das Ergebnis der Hausdurchsuchung war mager. Christina Barfuss war offenkundig eine leidenschaftliche Antiquitätensammlerin, in allen Räumen des Hauses fanden sich

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