Moerder Im Gespensterwald
Namen, und Sie sagen mir, wen Sie kennen.«
Eidsvag schwieg.
»Ole Pagels?« Kopfschütteln. »Martin Dünnfelder?« Kopfschütteln. »Sonst jemanden, der Dünnfelder heißt?« Eidsvags Kopf stand nicht still.
»Einen Polizeibeamten namens Holtfreter?«, warf Uplegger ein. »Er wohnt auch in Dorf Lichtenhagen. Siedlung Möhlenkamp.«
»Nein.«
»Haben Sie etwas mit dem Schützenverein zu tun?«
»Ich hasse schießen!«
»Deswegen sammeln Sie keine Waffen?«
»Waffen interessieren mich nicht.«
»Aber Sie sind anscheinend ein Fan des Zweiten Weltkriegs, und der wurde nicht mit Ehrendolchen und Orden ausgetragen. Gerade für Waffen müsste doch Ihr Herz schlagen …«
Eidsvag beugte sich vor. »Hören Sie!« Nichts anderes taten Barbara und Uplegger die ganze Zeit. »Ich interessiere mich für Militärgeschichte, ja? Auch für den Nationalsozialismus und für die Nasjonal Samling . Schon in der Schule. Aber in meinem Herzen bin ich Pazifist.«
»Ein Pazifist, den das Böse fasziniert?«
Magnus lachte kurz auf.
»Das Böse fasziniert uns alle. Aber nur das fremde Böse, verstehen Sie? Viele Menschen lieben Krimis. Mit viel Blut oder wo Kinder geschlachtet werden … Sie schauen sich das fremde Böse an, damit sie sich nicht mit dem Bösen in sich selbst beschäftigten müssen. Das nennt man Katharsis.«
»Ich kenne viele Leute, die Kriminalgeschichten als minderwertig ablehnen«, sagte Barbara, wobei sie nur an Einen dachte, ihren schriftstellernden Bekannten Nico Böhme.
»Ja, ja.« Magnus machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dafür gucken die sich jeden Film über Hitler an. Mit offenem Maul – und natürlich aus rein historischem Interesse.« Ein ironisches Lächeln spielte um seinen Mund.
»So wie Sie.« Er nickte. »So wie ich.«
»Sie studieren also das Böse in sich?«
»Ich bringe es in meinen Arbeiten zum Ausdruck.«
»Ach?« Barbara schaute auf zwei rostige Bleche im Garten.
»Es ist das Wissen um unsere Vergänglichkeit«, erklärte Eidsvag, »das macht uns böse. Egoistisch, neidisch, gierig …«
»Nun, gut. Sie sind des Öfteren Gast auf den Webseiten des Mecklenburger Heimatschutzes ? Und bei nordisk.nu ?«
Eidsvag biss sich auf die Unterlippe.
»Manchmal. Mich interessiert das. Was die denken. Außerdem habe ich am Pinboard etwas hinterlassen. Auf der Suche nach Militaria.«
»Es interessiert Sie, wie die ticken? Jetzt sagen Sie bloß noch, dass Sie Antifaschist sind?«
»Jedenfalls mag ich diese Typen nicht. Letztes und dieses Jahr waren meine Frau und ich sogar bei dem Antifa-Konzert Jamel rockt den Förster .«
»Hört, hört! Um Ihre Solidarität mit den Nazigegnern zum Ausdruck zu bringen?«
»Nej, es lag am Weg. Wir fahren öfter über Land, zu Trödelmärkten und so. Da waren wir in Grevesmühlen, und Jamel ist ja nahebei.«
»In Grevesmühlen?« Barbara musste an sich halten, um nicht nach Luft zu schnappen. Noch immer versetzte ihr die bloße Erwähnung ihrer verhassten Heimatstadt einen Stich ins Herz. »Wo ist dort ein Trödelmarkt?«
»Jahnstraße. Gleich beim Bahnhof.«
Barbara strengte ihr Gedächtnis an, aber obwohl sie als Kind gleich beim Bahnhof gewohnt hatte, im Hamburger Ring, erinnerte sie sich nicht an eine Straße dieses Namens.
»Ole Pagels hat vor zwei Jahren in Jamel eine Körperverletzung begangen«, bemerkte Uplegger. »Waren Sie damals auch dort?«
»Nein.«
Barbara rückte sich in ihrem Stuhl zurecht. Mit Grevesmühlen hatte ihr Eidsvag das Stichwort für weitere Fragen geliefert: »Waren Sie schon einmal in Lübeck?«
»Als Stipendiat. Da habe ich viele Ausflüge gemacht, um Norddeutschland kennenzulernen. Schöne Stadt. Aber zum Sterben langweilig!«
»Sie durchstreifen mit Ihrer Frau die Lübecker Gegend? Lübecker Gegend in einem weiten Sinne …«
»Ich weiß nicht? Wo, meinen Sie?«
»Von Grevesmühlen nach Lübeck ist es nur ein Katzensprung.«
»Als es den iron curtain noch gab …«
»Ja, da konnte nicht mal eine Katze hin. Aber jetzt. Wo sind Sie denn unterwegs auf der Suche nach Schätzen? Uns interessiert vor allem der Westen Mecklenburgs.«
»Ja, wo? Überall. Wo es Flohmärkte gibt, klar, aber die gibt es an vielen Orten. Ich mag das Wort: Flea market, marché aux puces, Flohmarkt … Das ist lustig. In meiner Heimat sagen wir loppemarked ; loppe ist Floh.«
»Vielen Dank für die Sprachschule! Aber zurück zur Sache: Also, Herr Eidsvag, wo?«
»Wismar, Schwerin, Sonntags-Börse Wittenburg … Wir finden die Termine
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