Moerder Im Gespensterwald
im Kalender Floh und Fun .«
»Und finden Sie auch Schätze?«
»Irgendetwas findet man immer. Es gibt ja … wie sagt man? Viel Schiet? Alles Mögliche, vom rostigen Nagel bis zu alten Gemälden. Ich habe da sogar einen echten Volksempfänger entdeckt.«
»Wir haben hier keinen gefunden.«
»Zu teuer.«
»Aber wenn ich mich umschaue, Herr Eidsvag, Sie haben doch Geld.«
»Ich, Frau Kommissarin, habe nicht einen Cent.« Er seufzte. »Aber vielleicht kaufen Sie mir eine Skulptur ab?«
»Es fehlt mir an einer Möglichkeit, sie aufzustellen.«
»Ja, ja.« Eidsvag musste wider Willen lächeln, aber es war ein eher bitteres Lächeln. »Das höre ich nicht zum ersten Mal.«
»Und wie finanzieren Sie Ihr Hobby?«
»Vom Taschengeld. Und bei einer größeren Anschaffung muss ich betteln.«
Barbara kehrte noch einmal in die Blücherstraße zurück. Uplegger hatte das ebenfalls tun wollen, aber sie hatte angedroht, ihm die Freundschaft zu kündigen, wenn er sich nicht nach Hause verfüge und um seinen Sohn kümmere.
In ihrem Büro stieß Barbara auf die bedauernswerte Ann-Kathrin, die an Upleggers Schreibtisch saß und sie mit einem wütenden Blick bedachte. Unmengen von Papieren hatten sich angesammelt, die sie auf vier Stapel verteilte.
»Irgendein großer Ermittlungssprung während meiner Abwesenheit?«, wollte Barbara wissen.
»Was ich vor ein paar Minuten in der Hand hatte, waren Aktennotizen von Gesprächen mit Besatzungsmitgliedern der schwedischen Schoner Kvartsita und Ingo . Keiner will Wetterstroms oder Gundersens kennen.«
»Hat Kommissar Beck die Besatzungslisten schon?«
»Natürlich! Dieser Beck … nein, Bakken! Er hat uns ein interessantes Fax geschickt.«
Da es in dem Büro sehr schwül war, und zwar wegen des offenen Fensters, legte Barbara ihre Jacke ab. Das war ein Fehler, denn Ann-Kathrin rief sofort: »Mein Gott, was ist das?«
»Ein rotes T-Shirt mit Pailletten.«
»Das steht dir überhaupt nicht!«
»Weiß ich. Es war ein Notkauf. Wie lautet das Fax?«
»Augenblick!« Ann-Kathrin reichte es über den Tisch. Barbara warf rasch einen verzweifelten Blick auf die Kurze englische Sprachlehre und damit zugleich auf die Zeitungsbände, die sie irgendwie nach Hause schaffen musste, doch dann stellte sie fest, dass der Text auf Deutsch abgefasst war; der wohlmeinende schwedische Kommissar hatte ihn übersetzen lassen. Barbara bedauerte, dass sie ihm kein Bier mailen konnte.
Die Reichskriminalpolizei hatte die Wohnung der Familie Wetterstrom in Stockholm-Södermalm durchsucht, ohne etwas Nennenswertes zu entdecken – lediglich die auf den 12. Juli datierte Rechnung für den Fisher GEMINI 3 , den Wetterstrom per Internet direkt beim Fisher Research Laboratory in El Paso, Texas bestellt hatte. Man hatte auch diverse Tagebücher von Agneta gefunden, die noch ausgewertet wurden, aber anscheinend nur Alltägliches enthielten. Von Münzen, Grabungen und dergleichen war bisher nicht die Rede, man war erst bis 2006 vorgestoßen.
»Warum hat Agneta Wetterstrom kein Tagebuch auf die Reise mitgenommen?«, dachte Barbara laut. Ann-Kathrin hob die Schultern. Barbara langte nach dem Telefonhörer, las zugleich weiter: Beck und seine Leute hatten mehrere Mitarbeiter des Historiska museet verhört. Was dabei herausgekommen war, verschlug ihr für einen Moment den Atem. Es hatte noch einen dritten anonymen Brief gegeben. Bevor sie sich der Geschichte dieses Briefes widmen konnte, meldete sich Pentzien.
»Wie weit seid ihr mit dem Wohnwagen?«
»Er liegt, in Einzelteile zerlegt, in der Halle.«
»Und? Habt ihr wieder ein paar Schrauben übrig?«
»Das kann ich dir erst sagen, wenn wir ihn wieder zusammenbauen. Rufst du an, um danach zu fragen?«
»Nein. Ich möchte wissen, ob ihr vielleicht ein Tagebuch gefunden habt.«
»Im Bettkasten.«
»Versteckt?« Barbara jubilierte innerlich.
»Man vertraut seinem Tagebuch doch auch Intimes an, oder? Also ich würde es auch vor meinem Mann verbergen.«
»Du hast einen Mann?«
»Nein, drei Frauen und 72 Kinder! Hör zu, ich habe sehr viel zu tun, also …«
»Was steht denn drin in dem Tagebuch?«
»Liebling, Schätzchen, Sweety, die Eintragungen sind in Schwedisch! Das Einzige, was ich lesen kann, ist das Datum!«
»Schickst du es mir?«
»Sogar mit Schleifchen. Aber erst wird es spurenmäßig untersucht. Das machen wir immer, weil wir Profis sind. Noch Fragen?«
»Wie viel Kaffee hast du heute schon getrunken?«
»Mindestens zwei Liter. Und aus!«
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