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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Jahre alt.«
    Also vermutlich angesetzt, als er Stipendiat war, überlegte Barbara. »Wollten Sie gar nicht mit?«
    »Ich arbeite lieber.«
    »Was machen Sie gerade?«
    »Eine Skulpturenserie. Sie heißt … Auf Deutsch weiß ich gar nicht richtig … Desastres de la Guerra oder The Disastres of War … Sie kennen Goya? Er ist … nein, nicht Vorbild.« Er rang die Hände, offenbar weil er das Gefühl hatte, sich nicht verständlich machen zu können. »Ich muss etwas machen zum Krieg, verstehen Sie? Überall ist Krieg. Sogar in meiner Heimat, da hat ein Verrückter der … Gesellschaft den Krieg erklärt. Aber bitte, nun sagen Sie mir … Was kann ich für Sie tun?«
    Barbara, die heute schon einmal mit einer Breitseite Erfolg gehabt hatte, entschied sich für volles Rohr: »Sie kennen doch Agneta Wetterstrom?«
    Magnus Eidsvag gab ein schwer zu deutendes Geräusch von sich und wurde bleich. Seine Lider begannen zu flattern, sein Blick irrlichterte über den Rasen.
    »Das ist Vergangenheit«, flüsterte er.
    »Die Ihnen aber gefährlich nahe gekommen ist.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Vorgestern Nachmittag wurden Agneta Wetterstrom, ihr Mann und ihre beiden Söhne im Nienhäger Holz ermordet.«
    »Oh, my lord!« Er schlug die Hände vors Gesicht. »Das … ich habe gelesen. Aber …«
    »Gelesen? Wo? In der Zeitung?«
    »Internet. Ich …« Eidsvag schüttelte den Kopf. Auf den ersten Blick schien sein Entsetzen echt zu sein; andererseits hatte er mehr als 48 Stunden gehabt, es einzustudieren. Schauspielernde Mörder waren so alt wie der Mord.
    »Als sie damals vor Gericht standen: War Frau Wetterstrom bei dem Prozess dabei?«
    »Einen Tag. Als … ich weiß nicht … expert witness.«
    »Als Gutachterin«, half Uplegger.
    »Sie müssen wütend auf sie gewesen sein.«
    »Nein.« Eidsvag hatte sich gefangen und ließ den Blick zwischen Barbara und Uplegger hin und her wandern. »Oder ein bisschen. Ich habe gepokert – und verloren.«
    »Na, so einfach wird es wohl nicht gewesen sein. Sie waren im Gefängnis.« Hinter schwedischen Gardinen, fiel Barbara plötzlich ein. »Dort hat man viel Zeit zum Grübeln. Vielleicht haben Sie an Rache gedacht.«
    »Nie! Ich schwöre.«
    »Bei wem? Einem falschen Selder oder einem falschen Munch?«
    »Warum sind Sie so grausam?«
    »Ich? Dass ich nicht lache! Die Mörder waren grausam.«
    »Die Mörder?« Eidsvag schnupperte sofort Morgenluft. »Aber ich … bin nur einer.«
    »Nur ein Mörder?«
    »Nein! Nur eine Person!«
    »Haben Sie keine Freunde?«
    »Nicht so viele.«
    »Viele braucht es auch nicht, um vier Menschen zu töten, darunter zwei Kinder.«
    »Aber ich sage doch …« Eidsvag hatte seine Finger verknotet, und es sah fast aus, als würde er sie nie mehr voneinander lösen können. »Freunde sind meistens von meiner Frau.«
    Barbara hatte ihre Umhängetasche geöffnet und grub nach dem Notizbuch, während Uplegger das Smartphone bereits in den Händen hielt. Sie stieß auf ihre Geldbörse, den Schlüsselbund, zwei Packungen Taschentücher, ihre Waffe und schließlich sogar auf einen Stift, aber bevor sie das Notizbuch ertasten konnte, verlangte er: »Geben Sie uns die Namen Ihrer Bekannten. Und zwar alle.«
    Der Freundes-und Bekanntenkreis von Magnus Eidsvag und Christina Barfuss war am Ende umfangreicher, als der Künstler anfangs behauptet hatte. Durch beharrliches Fragen brachten die Kriminalisten eine Liste mit 37 Namen zusammen, darunter allerdings, wie Eidsvag betonte, auch eher flüchtige Bekanntschaften. Es waren Künstlerkollegen dabei, wenn auch nur drei; an Kontakten zur Szene schien er tatsächlich nicht interessiert zu sein. Natürlich tauchten auch Leute aus dem Förderverein des Munch-Hauses auf, einige längst ausgeschiedene, Frau Dr. Katharina Baumbach-Köhler ebenso wie der gute Geist des Hauses und Ehestifter. Ein Name hatte sowohl Barbara als auch Uplegger so etwas wie einen elektrischen Schlag versetzt: Günter Wagenbach aus Doberan.
    Es stellte sich heraus, dass auch Eidsvag etwas sammelte: Militaria. Er zeigte ihnen seine Kollektion, die er in dem Nebengebäude aufbewahrte, in dem sich auch sein Atelier befand. Nicht ohne Widerwillen musste Barbara sich Regale ansehen, auf denen verbeulte Stahlhelme, ausgefranste Käppis und Wintermützen, Lederkoppel und einzelne Koppelschnallen, ein Ehrendolch der Wehrmacht und einer der Sowjetarmee, auf die der Sammler besonders stolz war, und diverse andere Gegenstände sorgfältig einsortiert lagen und

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